15 geistliche Belebung in den Ländern des Protestantismus — aber dieses Leben kam zunächst den nichtchristlichen Völkern nicht zu gute, weil der Mangel einer Berürung mit diesen ihnen keine Mis- sionsrichtnng gab; die offenen Thüren fehlten und darum die offe nen Augen. Und umgekehrt: die Kirche Roms war um die Wende des 15. Jahrhunderts gewiss eine geistlich tote Kirche, zumal in Spanien, und doch trieb sie Mission. Freilich diese Mission war ihres Namens nicht würdig (Buchmann, Die unfreie und die freie Kirche S. 70 ff.); aber wir sehen doch, wie mächtig die direkte Verbindung mit Missionsgebicten wirkt. Um ein wirklich das Reich Gottes ansbrcitcndcs Missionsleben zu erzeugen, müssen eben zwei Faktoren Zusammenwirken: geistliches Leben und weltgeschichtliche Wegbnhnnngen und Thüröffnungcn. Die letzteren fehlten dem Pro testantismus des Rcformationszeitalters; darin liegt eine Hanpt- entschuldigung für das ihm mangelnde Missionsvcrständnis. Für die protestantische Mission war eben die Zeit noch nicht erfüllet. Den Beweis dafür liefern die vereinzelten Missionsvcrsuche, welche trotzdem das 16. und noch mehr das 17. Jahrhundert un ternahm. Zwar der erste derselben war nahe genug gelegt und doch lieferte auch er damals so gut wie kein Resultat. Um die im äußersten Norden wohnenden noch heidnischen Lappen der christ lichen Kirche einzuverleiben, sandte 1559 König Gustav Wasa von Schweden den ersten evangelischen Missionar aus. Aber erst viel später trug diese auch von Gustavs I. Nachfolgern protegirte Mis sion ihre Frucht (Uroveu, Rim llistor^ ok tim ellristian Mission« in Um 16., 17., 18. arxl 19. eontnr^, Voi. I, p. 7 sgg.; Plitt a. a. O. S. 27 f.; Kalkar a. a. O. II, 302 ff.). Viel trauriger ging es einer zweiten Unternehmung, die zu einem großen Mis sionsversuche der rcformirten Kirche aufznbanschcn man sich aber hüten muss. Unter der Anfürung eines gewissenlosen französischen Abenteurers, der äußerlich zum Protestantismus übergetrcten war, Durand de Villegaignon, zogen 1555 und 1556, ermutigt von Coligny, der, wie sie selbst, durch falsche Vorspiegelungen hinter- gangcn war, eine Anzahl Franzosen rcformirten Bekenntnisses nach Brasilien, um dort eine französische Kolonie zu gründen, die den daheim hart bedrängten Protestanten zugleich eine Freistatt