13 nommen. Gewiss, die junge Kirche der Reformation hatte daheim alle Hände voll zu thun, eine wahre Riesenarbeit lag vornehmlich auf Luther. Allein Zahn (Allg. Miss.-Z. 1877. S. 533) bemerkt dagegen sehr treffend: „Einerseits hat von Paulus an dieser Grund sehr oft an der Mission nicht gehindert, andererseits reicht er doch nur hin, das Fehlen der Missionsthat zu erklären, nicht aber, dass es auch an ernsten Missions ged an ken gefehlt hat". Wir müssen also nach weiteren Erklärungsgriinden suchen. Da ist zu nächst offenbar von großer Bedeutung, was Plitt (a. a. O.S. 11f.) bemerkt: „Luther hoffte aus eine Bekehrung weder der Türken noch des Papstes als der beiden von Gott verstockten Feinde der End zeit. . Und er glaubte, dass nun der Siegeslauf des Feindes zu seinem Haltpnnkte gekommen sei, nicht wegen der Macht der Chri sten, sondern weil er die nach der Schrift ihm gesteckten Grenzen erreicht habe. Um so mehr aber dürfe man sagen, der jüngste Tag müsse vor der Thür sein". Daher die überraschende Äuße rung: „Lasst den Türken glauben und leben, wie er will, gleich wie man das Papsttum und andere falsche Christen leben lässt". Wie bei manchem großen Theologen bis auf unsere Zeit (z. B. Beck) trübte auch bei Luther den Missionsblick seine Eschatologie. Ihm war „der jüngste Tag vor der Thür"; daher erwartete er auch gar keine weitere Ausbreitung der christlichen Kirche unter nicht christlichen Völkern, und aus diesem Grunde hatte er natürlich gar kein Auge für die Missionsgedanken der Bibel und selbstverständ lich dann auch gar keinen Trieb zur eigentlichen Heidenbekehrung. Nach seiner eschatologischen Auffassung waren die damals in die christliche Kirche eingegangenen heidnischen Völker im großen und ganzen das abgeschlossene Resultat der nun beendigten Missions arbeit. Daher ging es ihm wesentlich um die Rettung „der Hei den, Türken und Juden" innerhalb der Christenheit selbst. Der fehlende Missionstrieb lag also zu einem großen Theil in einem Fehler der lutherischen Theologie: in einer Befangenheit bezüglich, der eschatologischen Fragen, in einem Defekte in der Lehre vom Reiche Gottes; Mängel, die teils aus der Persönlich keit des Reformators, teils aus den damaligen Zeitkämpfen, teils aus der in berechtigter Polemik zu ausschließlich getriebe-