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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. AMllts» «W T«»«>Üi«, JohauniSgaße LS. tzerannv «edacteur Fr. HSttua. Sprechstunde d. Ncdoitwn V-nnMa«« vo» 1l—ir «hr r>a<d«lN»ch4 »»» «—L Utzk. Tll-MM >»«ahmr drr für die nächst folgende Nummer bestimmte« Inserate tu den Wochentagen bis S Uhr Nachmittags. Anzeiger. Amtsblatt des Kömzl. BqirkSgmchtS und dcS Raths da Stadt öcipziz. Auflage I01«0 Adonokmrntrprei» vierteljährlich l Thlr. 7'/, Agr., incl. Bnngerloh» l Thlr. 10 9cgr. Jede einzeln« Nuunner 2'/, Ngr. G«büh«n für Extrabeilagen ohne PvstbesVvderuirg 0 Thlr. mit Postbesörderung 12 Thlr. Inserate «gefpalteneBonrgmSjrlle l'/»Ngr. GrÜßerc L christen laut unserem PreiSvrrzeichniß Rerlame« ualcr d. 8cd>>ctt»n»strich die Spaltzeile 2 Ngr. Filiale: Otto Klemm. UuiversitätSstr. 22, Local-Somptoir Haürstraße2t. W 1S3. Donnerstag den 11 Juli. 1872 Laoidliunz, Maßregeln wegen da Rinderpest betteffend. Da officiellen Mittheilungen zufolge die Rinderpest neuerdings auch in Aktederißsterretch sich wieder »ndreitet, so ficht sich rast Ministerium best Innern veranlaßt, in gleicher Werfe, «te die- darch di« Verordnung vom b. vorigen Mouatst in Betreff Galizien» geschehen ist, nach Maßgabe der Bestimmungen in tztz. 1 bist 4 der Justruelio» zu dem Reichstgesetz« vom 7. April 1869, Maß regeln gegen di» Rinderpest bttr., Hinmil Folgendest avzuordnrn: Bist auf Weiterest dürfen aus Riede,österreich nach Sachsen nicht ein- und durchgeführt werden: Rindvieh aller Art, Schafe und Ziegen ; ferner frische Rmdöhäute, Hörner und -lauen, Talg, wen» Letztere» nicht in Fässern, ungewaschene Wolle, welche nicht in Säcken verpackt ist, und Lump,n. Schwebte aust dem genannten österreichischen Kronlaude dürfen nur in Etageuwagen eiugeflthri werden. Zuwiderhandluugeu gegen vorstehende Bestimmungen werden »ach 8 -28 best ReichSstrafgesitz- buchest mU Gefänguitz bist zu Einem Jahr« beziehentlich bist zu Zwei Jahre» bestraft. Drestde«, am st. Juli 1872. Ministerium deS Innern. Für d«» Mtwtstur: Körner. L. Jochim. Bekanntmachung. Laut unserer Bekanntmachung vom l9 vor. Mon. ist der im bisherigen Keilscheu Grundstücke befindlichen, parallel mit dem ParihenfUsse und unmittelbar an demselben hinlaufenden neuen Straße der Name «uaiftratze beigelegt worden. In Ucbereivstimmung mit dem Wunsche der Herren Stadtverordneten haben wir jedoch diese Straßenbulennung wieder aufgehoben und dief'lbe mit dem Namen Uferstraße vertauscht, wast wir hierdurch zur Nachachiung bekannt machen. Letpzstg, den 10. Juli 1872. Der -Rath der Stadt Eetpzta. vr. Koch. T. Mrchler. Bekanntmachung. Nach den Messungen dest Herrn Pof. Vr. Kolbe erreichte di« Leuchtkraft de- städtischen Leucht gase- im Monat Juni d. I daS 14fache der Leuchtkraft der Normal-WachSkerz« bei etnew fpectfischen Gewicht von 0,53. Leipzig, deu 9. Juli 1872. Dest Raths Depeetatioe» zur Gastawstalt Vie pirißendurgsrage im Städtischen Verein. * Leipzig. 10. Jnli. Trotz der Gluthitze des »orangenangenen Tagest war der Saal der Boden- dachrr Brerviedrriage, nach welchem für gestern übend dtr Städtische Verein eine Berfamminvg zur Besprechung der Pletßenburg-Angelegenheit eirberufen hatte, geradezu überfüllt, »rd nicht nur die Mitglieder best Vereinst, sondern auch Gäste »M tu so zahlreich wie selten erschienen. Drr Vorsitzende, Herr Stadtrath Adv. Rud. Schmidt, eröffuete die Versammlung, indem er daß Recht »nd dte Pflicht dest Städtischen Verein» betonte, in dieser hochwichtigen Angelegenheit an der Mitte der Bürgerschaft heran- sein Votum abtttgebeu, und wie er dadurch sich nicht abhaltr» leise» dürfe, daß die- am Vorabend dest Tagest geschehe; an welchem die Stadtverordnete» ihre Stimm« t» der Angelegenheit abzngeden berufen fiiMt Utzbner rnwDUtirte weiter, daß de» Angektzgevheit feit dem Januar > 869 den Städtis Verein nicht we» iger alst bereitst zum 10. Male beschäf tigt, Beweist aevug, wie hochwichtig die Angele genheit sei J-tzt, nachdem dieselbe in rin neuest »tschstdendeS Stadium getretcr, dürfe daher der Städtische Verein auch richt schweigen; eS gelte vielmehr-zu documentiren, ob urd inwieweit die Bürgerschaft einverstanden sei mit dem im Tage blatt« ve -staatlich«« Gutachten de- Bananst- schassest der Stadtverordneten, mit der Ablehnung drr längsten RathSnorlngr. ES seien übrigens, fährt Redner fort, nicht lediglich locale Interesse«, welch, bet dieser Angelegenheit unsere Aufmerk samkeit in Anspruch zu nehmeu haben. Den» est seien dadurch Druge und Zustände aufgedeckt worden, dt» den conflituttonelleu Charakter un seres Stachlest m Frage stellen. Di« Stellung unseres KetegstmintsterS sei geradezu «ndrfintrb«, indem dersilbowed« dam Rcichsttagr »ochdemLaüd- raze verantwortlich zu sein scheiu«. Dies« Unneraut« »orlltchieit und Selbstständigkeit best Kriegst- «Misterst isottr« aber nicht , nur Sachse» vom Reiche, sondern sei auch insofern bedenklich, alst dadmch Mißbräuche in die Militairverhältniff» eingeßührt m«de» kö«ute», di« schUeßllch dazu sktbruh dast jetzt wo« ketzwna ltbnaleu Mann mehr rrinstpirll zhakämpst« Mllitatrwefeu üLerhgupt L» schlecht^ Licht zu setze». Redner befürwortet« lichnntmallfettiger Zustimmung ans dast Lel LaudtaaSabge-rbuete» alst ein halbverfchloffenest Blatt bezeichnet worden, sei für Sachsen kein Segen, sonder» «ine große Gefahr. — Nachdem der Vorsitzende hierauf die Anwesenden aujaefor- dert, ihr«»»sichten in der Pleijenvurg-Augelegen- heit off» austptsprechen ergriff »»nächst Herr Dtreetor Näser dast Wort, um dast Gutachten dest vauauschufsrst einaeheud ,, ver- rheidigeu und darzuthun, daß für di« Stadt Leipzig »ach Loge der Umstände durchaus keine Veranlass»»« vorlteg«, de» Krieg-minister Areal zu Tasernenbame» freiwillig herzngebeu Leun er die Lasern« unumgänglich uothwendig brauche, Leipßg dagqen Lreatz nicht her-eben willso wöge er an di« Sratzmuth Leipzig- appelliren, gnd diese- mürbe da»» sicher, da «st ja nur »/, so viel Einwahner Hab« alst Drestden, achtmal so viel wie Dresden für dies« Zwecke aufzvwrvden bereit sein! (Große Heiterkeit.) Leipzig habe keine« Grund, nach einer nenen Caserve sich so sehr zu sehnen. Allerdings Hab« est s. Z, alst die Verlegung eine« Regimentes Cavallerte rach Leipzig in Frage stau», geheißen, dt« Stadt Leipsig wünsche Cavallerie. Dieser Wunsch habe sich aber schließlich ans di« Universität, und alst in maß gebende» Kreisen weiter »achgeftagt wnrde. auf ein pa« Einjährig-Freiwillig, rrdueirt. (Heiter- keit.) Wen» der KrtegSmintster für de» Fall, daß ihm kein Areal gegeben »erde, beabsichtige, noch rin »wettest Regiment tu di« Pleitzenbnrg zu leg,», z« diese» Zweck« den Trotz« »nd dte angrenzenden Gebäude niederrrtße, »nd durch neue, den GesuntzhettSavforderuagen entsprechende ersetzen zu lasten, so sei DaS nur will kommen zu heißen, und am allerwenigst» darin ein Grund für Hergabe städtischen Areals zu erblicke». — ES s«i zu bedauern, daß drr Rath in der ganzen Sache nicht den gewiegkcn Unter- Händler gespielt bab». Er sei seiner Stellung nach halb Regierung--, halb Gemeindeorgan, und sobald er eS mit der Regierung zu thun habe, sei er tu drr Regel daS erster» mehr alst daS ütztere. Deshalb müßte» um so mehr di« Stadtverord neten die Interest« der Gemeinde wahren. Hab« der Rath damals, alst der Stadt vom Kriegs minister ein Opfer von 800,000 Thlr. zugrmuthet »»rd«. bereilwtlligsi „Ja" gesagt, so sei «S nicht zu verwundern, weuu er au<d jetzt „Ja" sage, wo dieses Opfer aus 2LV.000 Thlr. sich redocire. Jndeß sei zu Höste«, daß er mit noch größerer Freud« zustimme» werde, wenn schließlich, nach dem dte Stadtverordneten auch das jetzt noch ver- ^ ' ach Lag» der UmLßsW üß«leh»t. nur roH der dopmlte «Mag' zu militairtsche» Zwecken wie von Dresden verlangt »erde» würde. (Heiterkeit.) Wenn der Rath sich auS erklärlichen Rücksichten scheue, schroff der Re gierung e»t«gkn zu treten, so mögen eS im In teresse der Sradt die unabhängigeren Gemeinde- Vertreter thüi»! (Lebhafter, allstiliger Beifall ) Herr vr. Kkbn erläutert die Worte im AuS- schußgutachten, daß man für Erwerbnuz der Pletgeuburg vor keinem augewksseuen Opfer zurlick- schrrcken werde, dahin, daß hiermit dem Krieg-, minister noch «tue Brück« zum Entgegenkommen gebaut msrdeu solle, obwohl er überzeugt sei. daß Mw HaßWuwg, di, Pletßenburg noch für dt« Stadl za erwerb«», illusorisch sei. Herr Sude« giebt seiner Verwunderung über dast Bnchalte» d»S Rath» in der ganzen An- gelegenhwt Nustdruck uud findet darin eine Mah nung , nur Slche Männer künftighin zu Stadt- rälhen ,» wäpe», von welche» die Metamorphose t» Jasage» ntchst M.befürcht» sei. Herr Nagvl fordert de» anwesendrn Landtags- »bg»«rd»»1en Stadtrath Häckel auf, de» Beret» über die LaeedtagSverhaadkmg«» in der Pleiße»- bnng - AngelegencheW zu referieen, »«lchev Auf- foedernng-Hestv Sttidtratch Hchstnl dadurch nach» kommt^ daß » auSd» simogrntzßtsche»»B«rtchd» letUdL and dest Abgeovdieetrn Jorda» Red« z»r vorlesnng brtaat. . Ger,Bräutigam «ahnt, dast Erreichbare dem Münscheustwerthen «ich» anfznepfeem. Mehr alst dte .jiuigße».Rathsvovilaa« HW»,' Sa«, kau« für dt» Stadt erreich« wenden. - Di» UHSehnu,^ der RathDvorlag« könnte -aber uvter Uenfmnden di« Lag» ».rfchlämwer», z. B: dadurch daß der Krtegdwtntster demu di» neu z» errichtend««» Ge« bände in dev- PWißweburg -bist an tdt» Pmmeuude vorfchiebt. Andarerfeiest verlaute^ daß im Fall» der Aunahme der RathDvorlag« der KrvgSaetuister bereit sein »erd«, zu einer Straßenanwg» vm» Peterstthor »ach der Promeuad« sein» Geaehmtgung zu gebttl. ü - Herr Direktor Raser replleirt de« vor- rcdner »nd bemerkt insbesondere, daß di« al» Be lohnung verheißen« Straßenanlage gerade dm» sehr gnt, ja vielleicht nur d«m ausführbar sttn »erd«, wen» der Krieg-ministe, de« Lrotzer «nd die Nebengebäude ne» ansbaute. Herr Prof. vr. Birnbaum will die ganz« wichtige Frcm» unter de» Grstchistp»»«l gestellt wissen, wie st« sich »ur Entwickelana der küvfltgen verhält utff, Leipzig- fiele, »nd de findet, daß vo« diesem Gesichtspunkt« aust die Kaserne entschieden au» der Stadt heraus müsse. Denn je mehr Leipzig sich entfalt«, »üfs« immer i« Auge be halte« werden, daß das Inner« der Stadt, saweit »st durch die Promenade» umgrenzt »erd«, für allgemein« Zweck«, für Behörden, für de» Handel und Sewerdedentrb refervtrt bleib«. Unionst,äk, Mil tair, Fabriken u s. «. uu» df« dazu ge- törigru Institut« müssen i» de» Vorstädten in b sondere» Vier« ela concevtritt »eichen. Der Rasm der Pl-fßer.bvrg se» fv< die Ankunft viel zu kostbar, alst daß ohne die größt« Schädigung »er Eatwicklung Leipzigs ein« Kasern» darin ge duldet werden könnte. In Anbetracht der hohen Wtchrtgkett der Frag« für dir Zukunft Leipzigs hält Redner die Embrrusung einer allgemricev Vürgerversammlung für an gezeigt. Den KrtegS- mtutstrr wolle er dann sehen, der dem Volum einer solche« Vürgerversammlung widersteht. (Bravo) Drr Vorsitzende bemerkt dem Vorredner, xrß dem KrtegSmintster drr Plan, daS Militair iu der Vorstadt zu concintriren, bereitst unter breitet worden und daß dir Stadt sich bereit er klärt habe, hierfür namhaft« Opfer zu bringen, daß der Krieastmtntster aber dast Project abge- lehnt Hab«. Möge man nun jetzt den KriegS- miuifier in di« Pletßenburg htnetnlaffev! Nach einigen Jahren «rrde sicher der Mann, der dann an der Spitzt der deutschen Trnppe» in Sachsen stehe, »er» «nd freiwillig an» der Psefienbura po» fe bst vkfeder ßnmmchgehE (Bravo ) Herr Stadtrath Hempel will edrnsallst dem KrtegSmillistrr die Genugthmnrg laffru, fich in Leipzig »in Denkmal mit de« Name« Kaserne zu setzen. Die Zukunft werde schon für dte S adt entscheid««. Herr Director Näser: Mau möge nur dem KrtegSmintster zuruf.u: „Thust du für unS gar Nichts, so bekommst du von unS Daßelbe." (Leb- Hüfte» Bravo) Herr Fleischhauer bedauert, daß der Rath durch sein Entgrgenkommeu dte Sache so ver fahren, daß er eS dem KriegSmtnistrr jetzt kaum verdenken könne, wenn er auf setrr« Projekt be harre. Beklagen»«rrth sei m» Meißen, daß dadurch dir Entwickelung Leipzigs gefährd«i werde. Hoffentlich folge »her oder spüter der Krtel,e- mtnister einem löHeren Rufe und dann würde vielleicht noch dte verunglückte veLauuug drst Pleißtuiurg-Aieals gntgemacht «erden können. Rachdem hierauf noch di« Henen Dir. NLfer, vr. Kühn uud Prof. Birnbaum in dem in brr Debatte zum Ausdruck gelangten Sir ne wiederholt da» Wort ergriffe», wird schließlich unter allseitig,m Beifall folgende, vom Vorstand entworfene, vom Prof. vr. Birnbaum amendtrtr Rdsolutton einstimmig angenommen: „In Erwägung, daß dir künftt« Entwickelung Leipzig« unbedingt die »olle Freilassung der inner« Stabt für allgemriu« Zw:ck« verlangt, und est Wünschenswerth erscheint, für fpectelle Zwecke Loncentritung in besonderen vierteln zu erstr«. bin, z B. für Uvivnfität, Mvitair, Fabriken, Güterverkehr u. s. »., — muß gegen jede Ver mehrung von Kaserneubaute« ans dem Areal» der Pkeißenburg protestirt, zugleich aber die Be- rrilwilliakrtt austgesprßchen werden, die gestemmt» Plekßenbnrg für dit obengedachtea allgemeinen Zwecke zu erwerben uud zur Ermöglichung dessen ied^ augemeffeue Opfer zu bringen — «nd tritt de»bald der Verein deu t« Gutachten dest Bas- auSfchuffrst der Stadtverordneten austgesprocheneu Austchttn allenthalben bei." Ausflüge nach Vorskirchen. Mitgrtl riU von Off, Weser. I. Wie bekannt erstreckt drr Verein für Geschichte Leipzig» seine forscher de und coaservi ende THL- Ügkett nicht nur speciell auf unsere Stadt, fon- der» er hat dtefelde «uch auf die in meileuwetiem Umkreise und selbst darüber hinaus gelegenen Ort- fckaf eu ausgedehnt, iudem diese größkeptbeilS mrbr oder »«utgn zsLeipzig in veziehungkn standen AU» Schlösser uvo RuterguiSarchive gtebt eS in unserer Umgebung nicht mehr. Erstere vernichtete beson ders der LO.LHrige Krieg. Wrß er von ihnen übrig ließ, wacht» später nüch'ernen Herrevhäu s-r» Platz, die zu ihrem Schutze nicht mehr der Wälle unv Gräben bedurften und glrtchietitg zu O«konbM>ez,ecken vierter', oder e« wurven V'llr» f-n Rrna>ff.rncesii' dvsür- hie geletzt, von w lchrn uvS die intereffavtest» im Ritkergute Dölitz er halte» geblieben ist. Dte Archive der Rittergüter sielen errrfrllst der Bernichiung arhelm. vo be saß Großzschocher noch iu d»r Mitte des vorigen JahrhunvrrtS «in reiches Archiv, bisst« älteste Urkunden bi» zum 12. Jahrhundert hmabreichten und da« viele, selbst für Re Geschichte Leipzig- höchst wichtige Nachrichten barg Jrtzt ist Alle» fort und Niemand weiß, wo eS hingekommen ist. ES find also nur die Kirchen und die Pfarr- archive, welche aust längst vergangenen Tagen durch ihre künstlerischen oder schrifilicheu lieber-- lieferu7gru zu unS sprechen, und da» ist est, La der Verein für Geschichte Leipzig» «inheimft, um «S zu wahren und zn schützen vor G-lahr der Zerstörung und Versessenheit. Nicht allein dte Elemente oder Unwissenheit und Gleichgültigkeit find r», welche diese Gefahr herdrtführen können, auch die sündige Kunst hat viel auf ihrem Kerbholze Wie mancher alte Kirchrnbas- Meister mag fich schon in feinem virlhunderi jäh rigen G-abe hrrumgrdreht haben, wenn er lein ehrwürdige- in Stil, Geschmack «nd Zweckmäßig keit unttnrlhafte- Werk zum Gotte- Erbarmen verunstalten sah! Indessen — man soll von fei nen Mitmenschen nicht- VöseS reden! Live solche „Exkursion nach auSwärtS" war von der Artistischen Sektion de» genannten Ver eins für den 24. Mat angrseyt und Herr Hel- merdig angewiesen worden, seinen durch diese Fahrtin unsterblich gewordenen „Lindwurm", in dkssm Bauche dt» Section auSzuflirgen pflegt, r-chtzeiliz an das neu« JohanniShoSpital zn schicken. Bor diesem bescheidenen Hüttchen frier- sicher AlterSruhe harrend, sahen wir pünktlich da» ehrwürdige Fahrzeug stampsend unv rumpelnd hrranschwavkrn. Entweder iu Erkennung des sachseudrn Gewicht- de» Verein« oder au» einem anderen Grunde, vielleicht der Last d?S Lmdwurmr, hatte Herr Helmerdig angemeffen gefunden, diesen, anstatt wie bisher mit zwei, heute mit drei Pferde» »u bespannen. Bald nach 6 Uhr kroch drr letzt« Artist hinein, und majestätisch bewegte sich d'e Maschine vorwärt-, immer zwischen den Tbou- bergstraßenhäusern hin, hinter deren Fenstern uud Biülhenbütchrn fich eine reiche AbwrLsrlung «ebltcher Ntgjtigccg sichtbar machte. Unbeirrt von diesen mit unserer Geschichte r» keiner Ver bindung stehenden, wenn auch al» vorübergehend« Lostümstndie fheilweise lebhaft betrachteten Er scheinungen gingst weiter bist zum R.ttergu e Thonberg. Ich gebe ihm diese Bezeichnung, trotzdem daß eg früher immer nur alst Vorwerk bezeichnet wird, weil est in der Thal rittermäßig war, und desthalb auch in alten Zeiten die Lehn beim Lande-Herru »achsuchen mußte. Rach einem aust dem 16. Jahrhundert herrvhreuden Verzeich nisse empfing der Thonberg, damals „Uebelrffen" genannt, Erozivsen, Hühner, Kapphahnztusen und Frohngrlder, welch« ein gewiffer Hanst Kleber zu leisten hatte. Ferner spricht für die vormalige RÜtermäßigkett best Gute», daß noch im Anfang» vorigen Jahrhunderts die Dörfer Althen uud Plösru zu ihm gehörten. Den Namen Thonberg erhielt dast Gal von der nahe gelegenen Thon- gräberei, welche noch vor etwa dreißig Jahren im Betriebe war, und hierdurch wurde auch die ursprüngltcke Venennuuz „Uebelrffen" ver drängt. Die BoUSfage erzählt, daß Kurfürst Johann Friedrich bei der Belagerung Leipzigs im Jahre 154? hier sei» Haup qnartter gehabt und alst er eben bei der Mahlzerr gesessen, von ernrr Leipziger Karl Hanne» kugel, di« neben ihm rivgeschlageo, beinahe getödtrt worden sei. Dar aus soll der Kurfürst auSgerufru baden: Ei. hier ist Übel Esten, da «ollen wir lieber nach Woik- witz! Durch diesen Ausruf wäre der Thonberg ,u seinem erste» Namen uud Kolkwitz zur Zu gabe dst sriuiqeu gekommen. Dte ganze Lrzäl- lang ist jedoch we rasten« sowtit uuriebttg, al» st, sich aus den Kurfürsten Jobann Friedrich bezieht, denn e'stttch kommt da» Gm unter dem Nemen Uebel-ste« schon im AmiSbuche von 1539 vor und rann hott» dee Ksrlürff währe: d drr vc'r»