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Humboldt zugleich in den Stand gesetzt, den Erlös seiner Güter für die Zwecke längst beabsichtigter Reisen zu verwenden, und er hatte sich für- weitere Förderung derselben der hülfreichen Hand eines königlichen Freundes zu erfreuen, als er nach Berlin heimgekehrt war, seiner Vaterstadt, die ihn als ihren Ehrenbürger feiert. Im 18. Jahrhundert, in dessen Mitte Humboldt geboren ward, bahnten sich alle diejenigen Forschungswege an, die in den verschiedenen Zweigen der Wissenschaft heute ihre Knospen zu entfalten beginnen. Die verworrenen durcheinanderbransenden Gährungsstoffe alchemistischer Mystik klärten sich unter Stahl's Händen zur Chemie, Priestley's Unter suchungen über die Gasarten, die Chemie des Unsichtbaren, fallen in dasselbe Jahr (1773), wie Dufay's Entdeckungen der doppelten Electri- cität, und die Beobachtungen Galvani's, der in seiner Theorie die Electri- cität schon so nahe mit den Lebenserscheinungen verknüpfte, gaben dann (1783) den Ausschlag für die neue Zeitrichtung. In der Aufregung, die seine Experimente überall hervorriefen, begann man die wahre Tragweite der Naturwissenschaften zu ahnen, die jetzt nicht mehr ein vermeintlich zweck loses Spiel mit Steinen und Pflanzen blieben, sondern die anorganische ' Schöpfung mit der organischen verknüpften und in Mesmer's Ausschwei fungen schon den Geist antasteten. Diese Periode bildet den Wendepunkt für unsere heutige Weltanschauung, der Sieg war den Naturwissenschaften im Voraus gesichert, und mit ihnen der Jnductions-Methode, die allein ihren Resultaten einen stetigen Fortschritt zu sichern vermag. Es ist bedeutungsvoll, daß Humboldt sich gleich in dieser Krisis als wichtiger Mitarbeiter an Lösung der gestellten Aufgaben betheiligte, durch seine in den Jahren 1792—97 entworfene Schrift über die gereizte Ner ven- und Muskelfaser, (worüber sich später unter den Gymnoten Calabozo's fernere Versuche anstellen ließen). Eine seiner ersten Abhandlungen, im Jahre 1789 veröffentlicht, bespricht die Basalte am Rhein und 1791 ging er seiner Neigung gemäß zum Bergsache über, um in den folgenden Jahren besonders mit Mineralogie beschäftigt zu sein, also mit derjenigen der Naturwissenschaften, die den systematischen Aufbau zu beginnen hatte. Seine Reisen führten ihn dann auf die Botanik, aber die Zellentheorie war noch nicht maßgebend geworden und es bedurfte erst der Vorarbeiten dieser, um die Physiologie von philosophischen Einmischungen zu befreien, und ganz den Händen der Naturwissenschaft zu übergeben.