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74 Die Zonen der Vegetation, wenn man von Dordschiling hinun ter gellt, sind scharf bezeichnet durch — 1) Eiche, Kastanie und Magnolia. — Unmittelbar darunter (650C') erscheint 2) der Farren- baum, eine weit verbreitete Pflanze, die östlich von Nepal häufig ist und sich noch auf der malajischen Halbinsel, Java und Ceylon in grosser Anzahl findet. — 3) Palmen, eine Art Rotang-rolir und Plecforomia; letztere, obwohl keine sehr grosse Pflanze, erglimmt oft hohe Bäume und zieht sich an 40 Schritte weit auf dem Boden hin. — 4) Eine wilde Platane, die sich beinahe in derselben Höhe fin det, wie die Palmen. Auf diese folgt dann, etwas tiefer, eine an dere, etwas grössere Art. Beide tragen kleine herbe Früchte, die voller Samenkörner, aber ganz ungeniessbar sind. Die Platane, welche „ in Sikkim gewöhnlich wächst, ist aus der Fremde eingeführt, sie trägt sehr grosse Früchte, die aber keinen sonderlichen Geschmack und keine Samenkörner haben. Die Zonen, in denen diese Pflanzen wachsen, sind sehr deutlich begrenzt, was man namentlich bemerken kann, wenn man auf einem der unzähligen Vorsprünge des Berg rückens von Dordschiling steht und in die grünen Thäler zu beiden Seiten hinab sieht. Gegen 1000 Fass unter Dordschiling ist ein schön bewaldeter Bergvorsprung, Libong genannt. Dieses anmuthige Plätzchen liegt um volle zehn Grad wärmer als Herrn Ilodgsons Wohnung und hat bei weitem mehr Sonne. Pfirsichen und andere europäische Obst bäume, blühen hier sehr schön, bringen aber die Früchte nicht zur Reife. Der Theestrauch gedeiht hier vortrefflich, und könnte mit grosem Nutzen angebaut werden und dem Handel mit Tibet sehr förderlich sein. Dr. Campbell hat bei seiner Wohnung (7000') einen Versuch im Grossen angestellt, aber in dieser Höhe sind Fröste und Schnee und im Frühling die Gewitter den Anflanzungon sehr schädlich. Am Fusse des Libong liegt das Dorf Ging, von Bergabhängen umgeben, die mit Reis, Mais und Hirse bebaut sind. Ein sehr maler isches Ansehen erhält das Dorf durch eine lange Reihe hoher Stan gen,mit schmalen vertical ausgestreckten und mit buddhistischen Inschrif ten bedeckten Fahnen, über denen kronenartige Verzierungen oder Lanzenspitzen angebracht sind, die entweder plump aus Holz geschnitzt oder von Korbgeflecht und mit baumwollenen Franzen geschmückt sind. Ging ist von Emigranten aus Bhotan bevölkert, und wenn jemand stirbt, so werden, wenn die Verwandten es irgend erschwin gen können, zu seiner Ehre und Gedächtniss, und zur Ehre Sangas, der dritten Person in der buddhistischen Dreieinigkeit, von den Lamas zwei solche Stangen mit Fahnen aufgestellt. Da die Hitze hier sehr gross ist und das Gestein sehr hart, so trocknen die Bäche auf diesen steilen Bergen leicht aus; nament lich an dem östlichen Abhange; das Wasser wird deshalb an den Seiten des Weges in Röhren aus Bambus hingeleitet, die sehr ge schickt zusammengesetzt sind, indem man das Rohr entweder der Länge nach spaltet, oder, was noch besser ist, nur das Septum, durch ein an der Seite angebrachtes Loch entfernt. In der Höhe von etwa 2000 Fuss und zehn Meilen von Dord schiling, kamen wir an einen langen niedrigen Bergausläufer, der