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62 Fünftes Kapitel. Ansicht der Schneegebirge von Herrn Hodgsons Hause aus. — Ihre Aus dehnung und Höhe. — Sintselial. — Tschanialari. — Weisse und rothe Magnolia. — Rhododendron Dalliousiae, arboreum und argenteum. — Eingeborne in Dordaehiling. — Leptscha, ihr Ursprung, Sage von der Eluth. — Ihre Sitten. — Kleidung. — Schmuck. — Nahrung. — Triuk- gefässe. — Krankheiten. — Begriibniss. — Religion. — Bidsehua. — Kampa Rong oder Arrat. — Limbu. — Ihr Ursprung, ihre Sitten, Sprache u. s. w. — Murmi. — Magra. — Metschi. — Vergleichung ihrer Gebräuche mit denen der Eingeborncn von Assam, Khasia u. s. w. Der Sommer oder die Regenzeit des Jahres 1848 war in Dordaehiling und der Umgegend vorüber; ich war in dieser /eit haupt sächlich darauf bedacht gewesen meine Sammlungen zu vervollstän digen lind hatte nebenbei meteorologische Beobachtungen angestellt. Den grössten Theil dieser Zeit wohnte ich bei Herrn Ilodgson, der mich freundlich eingeladen hatte, sein Haus wie das mehlige zu be- betrachten. Von seinen Fenstern aus hat man eine Aussicht, der nichts zur Seite gestellt werden kann, auf die unbestritten gross- artigste bekannte Landschaft der Schnee,gebirge des Himalaja, folg lich der ganzen Erde. Der höchste Punkt ist der fünfundvierzig englische Meilen entfernte Kindschindschanga, der wie aus einem Meere bewaldeter Gebirge 21,000 Fuss über den Standpunkt des Be schauers emporsteigt, während nach derselben Seite hin das Auge sich unter den Horizont hinab in einem gegen 7,000 Fuss tiefen Schlund verliert, in dem der grosse Randschit, vom Schaume weiss, einen Tropenwald mit silbernem Bande umzieht. Nordwestlich gegen Nepal zu erheben sich die schneebedeckten Spitzen Kabrä und Dschannu (24,005' und 25,312') über den Rücken des Singalelah, während gegen Osten zu die Sclmeegebirge eine un unterbrochene Kette zu bilden scheinen, die sich in schiefer Rich tung nordöstlich nach der grossen Masse des Donkia (23176'), von da südöstlich bis an die wie Finger emporragenden Spitzen des Tan- kola und den silberweissen Kegel des Tschola (17,320') hinzieht, und dann allmählig am Gipmutschi (14509') zum Bhotangebirge herabsinkt. Die beredtesten Beschreibungen welche ich gelesen habe waren nicht im Stande meinem geistigen Auge die Gestalten und Farben der Schneegebirge vorzustellen, oder Gefühle zu erwecken die sich mit dem vergleichen lassen, wass ich empfand als ich diese erhabene Naturerscheinung in der Wirklichkeit vor mir sah; ich stehe daher von dem Versuche ab eine Schilderung derselben zu geben. Die Schweizeralpen, obwohl kaum zur Hälfte an Ausdehnung und Höhe dem Himalaja gleich, sind doch bei weitem schöner. An beiden Ge birgen aber ist es besonders die Präcision und Schärfe ihrer äussern Umrisse, die dem Beschauer auffällt, noch mehr aber das wunderbare Farbenspiel an ihren schneebedeckten Seiten, das von dem glühend sten Orange, Gold und Rubinroth welches die von der aufgehenden oder untergehenden Sonne erleuchteten Wolken auf die Berge wer-