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— 230 - Zwanzigstes Kapitel. Lager am Zema. - Landschaft. Stürzende Felsen. — Taktscliemgebirge. — Höhe der Gletscher. Botanik. - Kiesen Rhabarber. Gewitter. — _ Temperatur der Flüsse. — Benehmen des Phipan von Latschen. — Feindliches Benehmen der Bhotea. Ansicht der Gebirge oberhalb des Lagers. Rückweg nach Zema Samdong. - Vegetation. — Briefe aus Dordsehiling. — Ankunft des Saubali vonSingtam. - Geschenke vom Radscha. - Arumwurzelsammler. — Insekten. — Reise am Latschen aufwärts.— Das Dorf l’allam Samdong. — Hütten. — Gebirge. — Pflan zen. — Entomologie. — Witterung. — Benehmen des Saubah. — Sein Charakter und seine Krankheit. Er willigt ein mich nach Kongra Lama zu begleiten. — Tanga. Ansehen des Landes. - Häuser. — Vergiftung durch Arumwurzeln. — Yaks mit Kälbern. — Tibetanische Pouies. — Reise nach Kongra Lama. Tibetanische Zelte. - Butter, Käse und Butterfässer. — Gastfreundschaft. — Kintschindschhau und Tschomiomo. — Prachtvolle Landschaft. — Ankunft am Kongra La ma-Passe. Mein kleines Zelt war auf einem Felsen aufgeschlagen, der sich fünfzig Fuss über den Zema erhob, an einer Stelle, wo ich den Lauf des Flusses bis zu seiner Verbindung mit dem Thlonok überblicken konnte Der Fall des Zema ist auf tausend Fuss steiler als der irgend eines anderen Flusses von gleicher Grösse, der mir in Sikkim vor gekommen ist; unmittelbar über meinem Lager jedoch war er rnhi- ger als an irgend einem andern Theile seines Laufes weiter nach den Ebenen Indiens zu, gleichviel ob er Zema, Latschen oder Tista genannt wird. Am westlichen Ufer erhob sich ein schönes Gebirge, steile Bergzüge und mit Sträuchern bewachsene Berge, bis zur Höhe von 15000 Fuss; an der östlichen Seite thürmte sich eine schroffe Felsenwand über dem Strome empor, von der (in Folge des Schuee- schmelzens und der dadurch bewirkten Auflösung der Steinblöcke) immerwährend grosse Massen in den Strom herabstürzten, mit einem Getöse das uns mehr als einmal erschreckte. Namentlich während des Regens und bei Nacht, wenn die abgekühlten atmosphärischen Luftströmungen herabkamen und der Schall nicht wie bei Tage zer- theilt wurde, war das Krachen dieser Felsenstürze schreckenerregend. Mein Zelt stand nahe am Fuss einer Felsenwand, und so hoch über dem Flusse, dass ich es ausserhalb des Bereichs der Gefahr glaubte, eines Morgens aber fand ich, dass während der Nacht ein grosses Stück Granit bis dicht vor meine Thür gerollt war. Ich habe sel ten etwas schöneres gesehen, als wenn diese ungeheueren Stein blöcke in den ungestümen Bergstrom stürzten, wo sie, von leichtem weissen Schaume umspült, noch eine Strecke fortrollten, ehe sie lie gen blieben. Jenseits des Thlonok, gegen Süden, erhob sich das prächtige Gebirge Taktscliem, aber nur ein einziges Mal hatte ich eine An sicht von dessen Gipfel, der sich sogleich wieder bewölkte, noch ehe ich meine Instrumente richten konnte, um seine Höhe zu mes sen. Der Gipfel ist ein spitzer Kegel, von breiten Felsenmassen umgeben, die aus dem Schnee emporsteigen. An der Nordwestseite des Himalaja ziehen sich die Gletscher bis zu 11000 Fuss herab; in diesen Thälern aber konnte ich selbst in der Höhe von 14000' noch keinen Gletscher entdecken, obgleich in dieser