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199 sechs bis acht beisammen. Alle Götzenbilder wurden vor ihnen vor bei getragen und mit rothem Staub bestreut, wobei das Volk jauchzte, schrie und zankte. Als die Volksmenge sich gegenseitig genug mit Kügelchen und schmutzigem rothen Pulver beworfen hatte , begann ein Fackelzug, dem die Götzenbilder vorangetragen wurden, nach einem grossen Teiche, um welchen ein hoher Wall und um das Was ser ein breiter freier Platz war. Die ganze Scene machte einen eigenthümlichen Eindruck ; die glänzenden Wagen und der bunte Putz der Götzen im Fackelscheine, die weissen Gewänder und Turbans der wogenden Volksmenge, die grossen schwarzen Elephanten, die unbekümmert und gleichgültig vorwärts schritten, alles contrastirte auffallend gegen das ruhige Licht des Mondes, das auf der breiten Wasserfläche des Sees widerspiegelte. Von hier ging der Zug auf ein Feld, wo die Götzen auf den Roden niedergesetzt wurden und alle von ihren Elephanten abstie- gen. Der Diwan nahm hierauf die Kinder bei der Hand und jeder hielt dann ein kurzes Gebet an seine Schutzgottheit, welches ein Brahinine vorsagte, und warf hierauf dem Götzen eine Handvoll rothen Staub ins Gesicht. Nach einer abermaligen Feuerprobe von Staub , Gesang, Tanz und erstickendem Dunste war unsere Theil- nahme an dem Huli zu Ende, und da uns für den nächsten Morgen Elephanten versprochen waren, so sagten wir unsern einnehmenden kleinen Wirthen und ihrem ernsthaften alten Hofmeister ein herzli ches Lebewohl. Am lOten März brachen wir nach Rangamalli auf, einem acht zehn Meilen weiter nördlich gelegenen Dorfe, bis wohin unser Weg immer am westlichen Ufer des Tista hinführte. Der Fluss wird hier mit dreissig bis vierzig Fass langen Kähnen befahren, von denen manche aus einem einzigen festen Sillstamme plump zugehauen, andere aus wenigen Bretern gezimmert sind , die entweder mit Stricken zusaminengeheftet oder mit eisernen Klam mern aneinander befestigt sind. Die Fugen werden mit den Fasern von der Wurzel des Dhak (Butea frondosn) kalfatert und nachher mit dem Gluten des Uiospyros embryoptris verpicht. Die Gegend gewann, je näher wir den Gebirgen kamen, ein desto fruchtbareres Ansehen; das Gras wurde grüner und es kamen immer mehr Bäume, Sträucher, Kräuter und Vögel zum Vorschein. Ueber uns schwebten ganze Scharen von Kranichen, bald in keilför migen Zügen fliegend, bald in „offener Reihe“ aufbrechend; um sich zu ihrer Wanderung nach Norden zu sehaaren, die im April stattfin det, von wo sie im October wieder zurückkehren. Auch eine kleine Wachtel war häufig. In dem sandigen Bett dos Flusses wuchsen Tamarisken, deren biegsame junge Aeste in verschiede nen Theilen Indiens zur Verfertigung von Flechtwerk und Korbge flecht gebraucht -werden sollen. Am Abend gingen wir an den Saum des Sähvaldes. Die gros sen Stämme der Bäume waren oft von Tigerkrallen geritzt, da die se Thiere, wie die Katzen, gern hinaufklettern oder sich an den Stämmen strecken. Bei Rangamalli sind die sandigen Ufer des Tista fünfzehn bis