Volltext Seite (XML)
182 Fuss hoch gefallen, die Windwehen waren tief, und jede Spur des Weges war verschwunden. Der niedrigste Barometerstand war 3 3 /. t °. Meine sorglosen Gefährten schickten sich guten Muthes an wie der aufzubrechen, nahmen ohne Murren jeder wieder seine Last auf den Kücken und suchten die Augen vor dem blendenden Schimmer des frisch gefallenen Schnees zu schützen, einige mit einem Stück Kreppschleier, das ich entbehren konnte, andere mit Schirmen von braunem Papier oder aus Haaren von Yakschwänzen, einige hatten Brillen von Haargewebe, und die Leptscha flochten ihre Zöpfe auf und kämmten ihr langes Haar so, dass es ihnen über Gesicht und Augen herabhing. Nur der frisch gefallene Schnee blendet, was, wie ich vermuthe , daher kommt, weil das Licht von den Myriaden von Facetten an den crystallischen Schneeflocken zurückstrahlt. Bei dem Uebergange über alte Schneelager, oder über Gletscher mit verwit terter Oberfläche, die einen grossen Theil des Lichtes einsaugen und verliältnissmässig wenig, und dieses Wenige in grüner oder blauer Fär bung zurückstrahlen, habe ich nie an den Augen gelitten. Der Rückweg war sehr beschwerlich, und obwohl wir um 10 Uhr Morgens aufbrachen, kamen wir erst mit Einbruch der Dunkelheit in Backim an, wo wir zwei lahme Kulis fanden, die wir auf dem Hin wege hier gelassen hatten und die ein herrliches Feuer für uns be reit hielten. Sechzehntes Kapitel Der Ratong unter dem Mon Leptscha. — Farrenkräuter. — Tropische Vegetation von Yoksan. - Araliaeeae, Futter für das Vieh. — Reis- papierflanze. — See. — Alte Tempel. — Trauercypressen. — Grosses fschöt. — Altäre. — Songbum — Catsaperri. — Gottesdienst am See Catsaperri. — Landschaft — Weide. — Lamas und Klöster in Sikkim. — Tengling. — Tsehangatschelling. — Tempel und Mönche. — Mein Portrait an einer Wand. — Der Kadschi von Lingtscham bittet um eine Brille. — Ankunft am kleinen Randschit. — Dordschiling. Am folgenden Tage ging ich nach Yoksan; das Wetter war schön, obgleich es auf den Gebirgen schneite. Am Fusse des Mon Leptscha machte ich in einer Höhe von 7150' am Ratong halt. Am Ufer des Flusses hatte sich Eis angesetzt und die Temperatur des Wassers war 3fi°. Der Ratong ist hier ein wilder Bergstrom, der zwischen Felsen hinstürzt, und zu seinen Seiten sind oben flache, zwölf bis vierzehn Fuss dicke Lager von Rollstein und Sand. Die Vegetation gleicht hier der zu Dordschiling, hat aber mehr einen Al pencharakter, der ohne Zweifel von der Nähe des Kintschindschanga herriihrt. An den Ufern wuchs hier das prächtige Hmidoiirnrfron arymleiirn. Sehr überrascht war ich, hier ein schönes Farrenkraut (eine Trir.homanes, der irländischen sehr ähnlich) zu sehen, welches sich bei Dordschiling nicht findet. An demselben Tage sammelte