34 gefährlichften Theile der fchneebedeckten Alpen vordrang. Wird doch fein Name auch in der Gefchichte der Touriftik als desjenigen Alpenreifenden gefeiert, dem zuerft die Befteigung des Mont Blanc gelang. Die Refultate zahlreicher, feit 1760 unternommener Alpenreifen, die Früchte langjähriger Unter- fuchungen, die er in den „Voyages dans les Alpes“ niederlegte, geben ein glänzendes Zeugnifs von der Schärfe und Exaktheit, mit der er die Natur betrachtete. Und unter der anfpruchslofen Form der Reifefchilderung offenbaren fich uns, zu einem grofs- artigen Naturgemälde vereinigt, die umfaffendften Kenntniffe über die Geographie des Hochgebirges. Mit dem Beginn diefer ftreng wiffenfchaftlichen Erforfchung der Alpen tritt auch das Problem der Schneegrenze in ein neues Stadium der Entwickelung. Wir verdanken de Saussure nach drei Richtungen hin eine wefentliche Förderung unterer Frage: 1. Durch exakte Meffung der Höhe der Schneegrenze in den Alpen und forgfältige Prüfung der vorliegenden Angaben. 2. Durch Unterfuchungen über die phyfikalifchen Eigen- fchaften des Schnees. 3. Durch Erörterung der Faktoren, welche den Verlauf der Schneelinie bedingen. Wohl mit vollem Recht haben wir die exakte Meffung an die Spitze feiner Verdienfte geftellt. Ift doch das tiefere Ein dringen in das Wefen der Schneegrenze (wie auch aller Höhen grenzen) hinfichtlich ihres Verlaufs über der Erdoberfläche erft dann möglich, wenn wir über eine grofse Zahl forgfältiger Meffungen ihrer Höhe unter verfchiedenen Breiten und Expo- fitionen verfügen. Das Beftreben de Saussure’s, die Schnee grenze nur in der Wirklichkeit, in der Natur zu fuchen, wirkte der bisherigen, rein theoretifchen Auffaffung derfelben, der mathematifchen Conftruktion direkt entgegen und mufste fo zu einer fleh mehr und mehr verfchärfenden Ifolirung der beiden Begriffe Schneegrenze und Froftgrenze führen. Unter de Saussure beginnt die Schneegrenze fleh zu einem geogra- phifchen Begriff aus einem rein phyfikalifchen herauszubilden und kommt dadurch unterer heutigen Anfchauung um einen bedeutenden Schritt näher. Die Höhenlage der Schneelinie kann nach feinen Erfahrungen fchwanken zwifchen 1300 und 1450 Toifen (2534—2827 m) und diefe Abweichung ift bedingt durch die verfchiedene Höhe der Berge. Er fagt 1 ): „Quant aux Alpes il y a une distinction essen tielle ä faire entre les montagnes dont la hauteur surpasse beau- *) Voyages dans les Alpes. Genf, 1786. Bd. IV, ? 942, S. 154.