28 tungen würden uns, feiner Meinung nach, in den Stand fetzen, über die Bewegung des Gletfchers, fein Vorrücken etc. allge meine Gefetze aufzuftellen. Das Wiffen Bordier’s erhebt fich weit über das feiner Zeit; fein Werk gehört auch nur zeitlich noch unterem erften Abfchnitt an, während der Inhalt desfelben voll und ganz auf dem Niveau einer weit fpäteren Entwickelungs periode der Wiffenfchaft fleht. Was nun die Gründe anbelangt, denen man die Erhaltung des Schnees auf hohen Bergen zufchrieb, fo erfcheint uns be- merkenswerth, dafs man begann, die geologifche Befchaffenheit des Bodens in die Betrachtungen hineinzuziehen. Grüner weift auf Grund allerdings nur flüchtiger Beobachtungen darauf hin, dafs eine felfige Unterlage der Erhaltung desfelben günftiger fei, als der reine Erdboden, der durch ftärkere Ausdunftung das Schmelzen des Schnees befchleunige. *) Auch die „falpe- trichte Befchaffenheit des Erdreichs“ follte nach damaliger An ficht zur dauernden Erhaltung des Schnees beitragen. So fchrieben Horrebow * 2 ) und Widalin 3 ) das Eis der Jöckuln im Süden Islands lediglich diefer inneren Befchaffenheit des Unter grundes zu, weil manche, weit höhere Berge keinen dauernden Schnee aufzuweifen hatten. Sehr eigenthümlich klingt die Erörterung der klimatifchen Faktoren in damaliger Zeit. So erklärt Grüner die Wärme abnahme mit wachfender Höhe mit folgenden Worten: 4 ) „Die Sonnenftrahlen werden auf dem Berggipfel weder Verfehlungen noch fo ftark zufammengefchlagen, fondern fie gehen gleichfam leer hindurch. Die Luft wird alfo von denfelben auch minder erwärmt und hat folglich nicht genug flüffiges, wirkfames und kräftiges Wefen oder Feuermaterie in fleh. Der Theil des flüffigen Wefens, fo darin ift, erftarrt alfo gleichfam und ent- fchläft.“ Die Auffaffung, dafs die Wärme ein befonderer Stoff fei, war in damaliger Zeit allgemein verbreitet und wurde von dem Berliner Mathematiker Lambert 5 ) einer fehr fcharffinnigen Hypo- thefe über die Wärmeabnahme bei vertikaler Erhebung zu Grunde gelegt. Lambert’s Unterfuchungen haben für uns noch befonderes Intereffe, weil er auf Grund feiner Hypothefe die Froftgrenze mathematifch feftzuftellen und in Uebereinftimmung mit der von Bouguer gemeffenen Höhe der Schneegrenze in den Cordilleren zu bringen fucht. Er fagt: Die Wärme ift ein 4 ) Grüner, a. o. O. S. 40. 2 ) Horrebow: Zuverläfs. Nachr. üb. Island. Aus d Dän. Leipzig und Copenhagen, 1753. S. 57. 3) Hamb. Mag. 1754, Bd. XIII, S. 21, 4 ) Grüner a. o. O. S. 29. 6 ) Lambert: Pyrom6trie. Berlin 1779, §. 232.