24 Höhe abgefchätzt worden. Und in neuefter Zeit hat Vettin 1 ) auf Grund mehrjähriger und forgfältiger Meffungen feftgeftellt, dafs erft jenfeit 33000 F. (10700 m) Höhe die Wolkenbildung vollftändig aufhöre und dafs der Cirrus am häufigften auftrete in 2 verfchiedenen Regionen der Luft, nämlich in 12800 F. (3500 m) und 23000 F. (7500 m) Höhe. Demnach würde felbft der höchfte aller uns bekannten Berge noch nicht bis in das Gebiet abfoluter Trockenheit reichen. Wir wenden uns nunmehr von diefer rein meteorologifchen Frage ab und erörtern die Bedingungen, denen die Schneegrenze in ihrem Verlauf unterworfen ift. Aufser der Polhöhe, deren Einflufs wir bereits kennen lernten, nennt Bouguer als zweiten Hauptfaktor die Vertikalhöhe. Wie erklärt Bouguer zunächft das Phaenomen der Wärme abnahme mit wachfender Höhe? Er fagt: Die Wärme, die wir zum Leben brauchen und die wir empfinden, ift nur zum kleinften Theil den direkten Wirkungen der Sonnenftrahlen zu- zufchreiben. Weitaus die gröfste Wärmemenge empfangen wir indirekt durch Wärmeausftrahlung der uns umgebenden Körper. Je dichter ein Körper ift, defto mehr Wärme nimmt er in fich auf, defto mehr theilt er feiner Umgebung mit. Die dichte Erdmaffe erwirbt fich alfo einen gewiffen Wärmefonds, während die täglichen Sonnenftrahlen nur dazu dienen, die in der Nacht durch Ausftrahlung erlittene Einbufse an Wärme wieder auszu gleichen. Im Sommer wird fich der Wärmefonds vergröfsern, weil die Wärmezufuhr die Wärmeabgabe übertrifft. Im Winter tritt das Gegentheil ein. Ebenfo wie die dichte Erdmaffe wird fich auch die fie umgebende Lufthülle erwärmen. Je dichter die Luftfchicht ift, defto mehr Wärmeftrahlen nimmt fie auf und theilt fie den oberen Luftfchichten mit; je dünner die Luft fchicht ift, defto leichter wird ein Lichtftrahl jedes Luftmolekül durchdringen, defto weniger Wärme wird er abgeben. Es mufs alfo eine Grenze geben, wo der Sonnenftrahl ungehindert durch die Luft geht, d. h. wo er nur als Lichtftrahl wirkt. Die Wärmeabnahme in der Luft mit wachfender Höhe ift alfo einerfeits bedingt durch die Abnahme der Luftdichte und ande- rerfeits durch die zunehmende Entfernung vom wärmeausftrah- lenden Erdkörper. Was nun die Kälte anbelangt, die man auf dem Gipfel eines hohen Bergs empfindet, fo ift noch folgendes geltend zu machen. Der Berggipfel ift den Einwirkungen der Sonne in weit geringerem Mafse ausgefetzt als eine ebene Fläche. Denn: *) Zeitfchrift d. oefterr. Gefellfchaft für Meteorologie. Wien, 1882 S. 271 und 1883 S. 90.