*7 Schnee in verfchiedenen Breiten möge die kleine Tabelle Hum- boldt’s dienen: Br. o° 20° 40° Untere Grenze des Schneefalls 3980 m 3020 m o m Untere Schnee grenze 4790 m 4600 m 3000 m Differenz 810 m 1580 m 3000 m In den Aequatorialgebieten bleibt die Schneegrenze das ganze Jahr hindurch ziemlich unverändert auf ein und derfelben Höhe ftehen, fo dafs fie aus der Ferne wie eine faft gerade Linie erfcheint. Sie verliert aber an Schärfe mehr und mehr gegen die Pole hin. Die Schwierigkeit, die Schneegrenze zu beftimmen, wird in den Alpen noch durch orographifche Verhältniffe gefteigert. Die aufserordentliche Mannigfaltigkeit der Berggeftaltung, der Reichthum an Hohlformen und Thalbildungen, die einer intenfiv wirkenden Erofionskraft zuzufchreiben find, begünftigen die An- fammlung gewaltiger Schneemaffen und in Folge davon die Entwickelung mächtiger Gletfcher, wodurch das Studium der Schneegrenze von vornherein erfchwert wird. In den Cordil- leren hingegen wirkt die vorwaltende Kuppenform der Vulkane zerftreuend auf die Schneeanfammlungen und ift fo der Bildung und Entwickelung von Gletfchern hinderlich. Und wenn auch die frühere Anficht, wonach die aequatorialen Cordilleren jeg licher Gletfcherbildung ermangeln füllten, durch die von Moritz Wagner und Reifs 1 ) angeftellten Unterfuchungen widerlegt ift, fo können die beobachteten Gletfcher doch nur als fchwache Anfänge von Eisbildung gelten. „Ein eigentlicher Gletfcher“, fagt Moritz Wagner, kommt auf dem Cotopaxi ebenfowenig vor wie auf dem Chimborazo und dazu fcheinen neben der konifchen Form des Berges, dem Mangel von Hochthälern in der Schneeregion und der fchroffen Neigung der Gehänge auch die zu geringen Temperaturdifferenzen zwifchen den verfchiedenen Jahreszeiten und zwifchen Tag und Nacht beizutragen. Stellenweife ift indes eine gewiffe Tendenz zu compakter Eisbildung an der Ober fläche und zum Anfang eines Gletfcherbaus an den unteren Rändern des Nevado (Firn) wohl erkennbar.“ 2 ) So fand er bei feiner 2. Befteigung des Cotopaxi, am 24. December 1858, Spalten in der von Firn überlagerten Eis decke, die den Gletfcherfchründen der Alpen fehr ähnelten. Den einzigen wirklichen Gletfcher der aequatorialen Anden beo- *) Supan: Grundzüge der phyfifchen Erdkunde. Leipzig, 1884. S. 126. 2 ) M. Wagner: Naturwiffenfchaftl. Reifen im trop. Amerika. S. 594.