Vorgeschichte. Die Ansichten über den ewigen Schnee bis zum Jahre 1736. Wenn die Dauer des Schnees als mafsgebend für alle Unter- fuchungen über die Schneegrenze hingeftellt werden mufs, wenn der ewige 1 ) Schnee den Kernpunkt des Begriffs der Schneegrenze bildet, fo ift ein hiftorifcher Rückblick auf die Beobachtungen über den ewigen Schnee die nothwendige Grund lage einer gefchichtlichen Entwickelung des Begriffs der Schnee grenze. Dafs die Gipfel eines Hochgebirges dauernd fchneebedeckt find, wufste man bereits im Alterthum. So erwähnt Polybius (2. Jahrh. a. C.) in feiner Schilderung des 2. punifchen Krieges die mit bleibendem Schnee bedeckten Alpen, die er felbft be reift hatte, um den Uebergang Hannibals mit Ortskenntniffen darftellen zu können. Auch weist er darauf hin, dafs die Alpen an Höhe die griechifchen und thrakifchen Gebirge weit über- trefifen, denn die Befteigung der letzteren erforderte nur einen Tag, die der letzteren hingegen mindeftens 5 Tage. 2 ) Strabo, der weitgereifte Geograph des Alterthums, hatte bereits die wichtige Beobachtung gemacht, dafs der dauernde Schnee auf den Gebirgen nicht nur durch die Höhe derfelben, fondern auch durch das Klima, das feinerfeits von der geographifchen Breite abhänge, bedingt fei und ferner, dafs der Schnee aut der einen Seite eines Berges tiefer herabreiche als auf der anderen, was er an den armenifchen Bergen, dem Quellgebiet des Euphrat und Tigris wahrgenommen hatte. Er fagt darüber lib. XVI: ,,j] hi ou xoip opsot xptvexai jj.ovoy, äXXa xai. Tot? xXt'p.act. TO ts aÜTO opo? Ta ßcpsta p.s'pYj vfipsxat p.äXXov •>] Ta voxta xat. tyjv Xtova T’jup.s'vo’jcav s'/st päXXov sxstva ■<] xauxa.“ 3 ) ’) Anmerkung: Die Bezeichnung „ewiger Schnee“ ift mit Vorficht zu ge brauchen. Wir müflen immer der Thatfache eingedenk fein, dafs es nicht ein und derfelbe Schnee ift, den wir ewig nennen, fondern dafs wir mit ewigem Schnee den dauernden Zuftand des Befchneitfeins meinen. 2 ) cf. Studer: Gefchichte der phyfifchen Geographie der Schweiz. Bern und Zürich 1863, S. 9. s ) Strabon. rer. geogr. lib. XVI, I, 13 C. 742.