8 rcre Male die Minister. Jeder wollte sparen nnd Keiner konnte cs in Wahrheit dazu bringen. Es kamen immer neue außerordentliche Ausgaben, die Zinsen gingen auch alle Tage mit zu Tisch — kurz die Schuldenlast, statt sich zu mindern, stieg immer höher. England führte in damaliger Zeit Krieg gegen seine amerikanischen Kolonnen, die sich empört hatten. England und Frankreich haben sich von jeher lieb gehabt, wie Hund und Katze. Wenn auch der Hund zuweilen sich spielend auf den Boden streckt, und die Katze mit krummem Buckel um ihn her schnurrt, bei der kleinsten Gelegenheit bricht der alte Streit doch immer wieder los. So hals nun hier auch natürlich Frankreich den Amerikanern gegen England. Der Krieg kostete aber schweres Geld, jährlich an die 40 Mil lionen. Während er so auf der einen Seite die Schulden last des Staates und dadurch die allgemeine Unzufriedenheit vermehrte, brachte er auf einer andern noch verderblichere Folgen über Frankreich. Biele französische Offiziere aus den vornehmsten Familien waren nach Amerika hinübcrgceilt, um am Kampfe Thcil zu nehmen und schwärmten für die freien Einrichtungen der dortigen jungen Republik. Man hielt sic für das gelobte Land und wollte die gleichen Ein richtungen auch für Frankreich erstreben. Im Jahre 1782 mußte England die Unabhängigkeit der vereinigten Staaten Nordamerikas anerkennen. Unter den französischen Offizieren hatte sich in Amerika besonders der Marquis Lasapcttc ausgezeichnet. Er war bis zu dem Range eines General- Majors gestiegen und der Staat Virginien ließ, aus Dank barkeit für seine geleisteten Dienste, die Büste Lafayettcs auf dem Rathhause zu Paris errichten. Um ihn sammelte sich nun bei der Rückkehr der Franzosen Alles, was mit den bestehenden Zuständen unzufrieden war, und eine andere Re- gierungsform haben wollte. Und das war zu der Zeit, wenn auch nicht halb Frankreich, aber halb Paris gewiß. Der allgemeine Abfall von Gott, der durch Schriften und Tagcsblätter immer mehr unter dem Volke verbreitet wurde, und den man die philosophische Richtung nannte, hatte ja längst darauf hingcarbeilet. Man fing nun schon an bestimmte Pläne für die Zukunft zu machen und trat zu Gesellschaften und Bereinigungen zusammen. An der Spitze der Unzufriedenen stand ein naher Vetter des Königs, Louis Philipp Joseph, Herzog von Orleans, ein Urenkel des Regenten, üblen Andenkens, und seinem Ahn-