6 ser Regentschaft fallen die furchtbarsten Sündengreuel und Schanden. Dieser Herzog von Orleans war einer der laster haftesten Wüstlinge, die jemals gelebt haben. Er trieb mit seinen eigenen Töchtern öffentliche Blutschande. Die gemein ste, viehischste Wollust herrschte an seinem Hofe und es gin gen Dinge daselbst ganz frank und frei vor/ die eine deutsche Feder gar nicht niederschrcibcn kann. Als Ludwig XV. in seinem 13. Jahre mündig erklärt wurde, schien anfangs ein besserer Geist in ihm die Oberhand zu behalten. Er vcrheirathete sich in seinem 15. Jahre mit einer Prinzessin von Polen und lebte in den ersten Jahren glücklich mit ihr. Aber bald verfiel auch er der Herrschaft seiner Lüste. Es war auch kaum anders möglich. Seine ganze Umgebung war bis auf den Grund verdorben. Bald that er es seinen Vorgängern gleich, ja begnügte sich nicht mehr mit den Mai- trcssen, die er hielt, sondern trieb sein Hurenlcben mit allem, wgs ihm vorkam, selbst mit Mädchen aus der niedrigsten Klasse. Zuletzt aber gerietst er in die Stricke der Marquise von Poinpardour. Das war ein verworfenes Weib. Sie tyrannisirtc ganz Frankreich, und verschwendete ungeheure Summen. Als Gott sie an ihrem Leibe mit einer ekelhaften Krankheit strafte, wußte sie sich in ihrer Herrschaft dadurch zu behaupten, daß sie dem König zur Befriedigung seiner thierischen Lüste ganze Schaaren junger Mädchen zuführtc. Die empörenden Nichtswürdigkeiten dcS damaligen Hof- lcbens übersteigen alle Beschreibung. Wir wollen uns auch dabei nicht länger aufhaltcn. Mit dem Könige und seinen Großen war aber auch das ganze Volk um allen sittlichen Halt gekommen. Die Sittcnvcrderbniß hatte sich zuerst dein Adel mitgcthcilt. Das Lasterleben des Hofes hatte ihn entnervt, der übertriebene Lurus hatte ihn in seinem VcrmögcnSstande zu Grunde ge richtet. Ein allgemeiner Abfall von Gott nahm in allen Ständen immer mehr überhand. Eine Menge geistreicher, glattzüngiger Schriftsteller hatten in ihren viclgclcscncn Werken die Gottlosigkeit lange genug offen gepredigt und das französische Volk hatte diese Lehren nur zu begierig cingcsogcn. Wenn man die Geschichte dieser Zeit liest, so kann man sich nur über den Reichthum von Gottes Barm herzigkeit wundern, daß er seine Gerichte nicht schon früher über dies Sodoma hat hcrcinbrechcn lassen. Das war also das traurige Erbthcil Ludwigs XVl. Auf seinen Schultern ruhte die Last der Sünden und Vcr-