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ten frißt der Sperling auch mindesten- eben so viele schädliche Sämereien und, so lange es Kerbthiere giebt, besonder- diese: Mai- und Roßkäfer und ihre Larven, Schmetterlinge und deren überaus schädliche Raupen, Heuschrecken, Kerbthiereier und Pup pen, Blattläuse rc-, kurz, ein ganze- Heer von uns wahrhaft ver derblichen Thieren. Er schadet bloS wenig und im Einzelnen, nützt aber sehr viel und im Allgemeinen; — und dafür wird er geschmäht, gescholten, verachtet, verfolgt und getödtet! Fürwahr, der Mensch zeigt sich ihm gegenüber nicht eben von seiner edlen Seite! — Ich will gar nicht läugnen, daß der Sperling auch manche- Unangmehme hat. Seine Stimme z. B. ist nicht gerade reizend. „Schilp, Schelm und Dieb", diese drei unangenehm lau tenden, theilweise auch bedeutungsvollen Sylben werden von ihm mit unverwüstlicher Ausdauer hervorgebracht, und wenn dann eine Schaar zusammen schreit, wird diese Musik unerträglich. Auch der Warnungsruf „Terrr" ist nicht eben klangvoll, und der Ausdruck de- Entsetzen- „ Trllterelltelltelltell" oder da- Geschimpfe bei Zank und Hader unter sich „Tell, fell, schilt den Dieb, schilt toll", hat eben so wenig etwa- Angeneh mes für unser Ohr. Aber das Blöken der Kühe und Rinder, da- Grunzen der Schweine, da- Schreien de- Esel-, da- Heulen de- Hundes, da- Schnattern der Gänse und Gackern der Hühner ist wahrlich auch nicht wohllautender und wird doch von un- er tragen: warum schellen wir so heftig auf unfern Spaz? Schärfer dürfte etwa- Andere-, eine wahre Untugend, an ihm zu rügen sein. Er ist verliebter als alle übrigen Vögel, und überschreitet in Sachen der Liebe die Grenzen der Sitte und Ent haltsamkeit in ungebührlicher Weise. Einen zärtlicheren Narren und unersättlicheren Liebhaber, als er es ist, kann e- nicht geben. Schon vor der Paarung ändert sich sein Betragen. Zuerst läßt er mit der größten Entschiedenheit „Schilp" ertönen; dann nähert er sich, tief gebückt-, mit zitternden Flügelschlägen dem Gegenstände seiner Liebe und flötet ihr äußerst zart „Die, Die" oder „Dürr, Dürr" in die Ohren. Auch das sprödeste Herz würde solcher beredten Liebe-werbung nicht widerstehen können: und ein Sperling-weibchen ist nicht spröde, sondern beugt sich gern der unwiderstehlichen Gewalt der Liebe. Dafür belohnt es der heiße, brünstige Liebhaber mit unwandelbarer Treue und über aus großer Zärtlichkeit. Zehn, zwanzig, ja dreißig Male nach einander umarmt er — umflügelt er, wollte ich sagen — sein Liebchen, und dieses ist eben so sinnlich wie er. Brennende Eifer sucht treibt ihn zum Kampf, sobald e- ein zudringlicher Neben buhler wagt, seiner Gattin nur eine halbe Liebeserklärung zu machen: und er kämpft tapfer und ausdauernd, bi- er den andern verliebten Gecken in die Flucht geschlagen hat. Hierdurch, so wie durch seine treue Liebe für eine Gattin unterscheidet er sich sehr zu seinem Vortheile von vielen Menschen, welche sich be mühen, ihm sonst zu gleichen. Dafür sind diese freilich Men schen, welche sich schon mehr erlauben können als ein „unsitt liches" Thier. Sogleich nach der Paarung beginnen beide Gatten mit dem Nestbau. Sie legen die Wiege ihrer Brut nach jedes Orte- Ge legenheit an; bald steht sie in Höhlen, Lücken, Spalten und Ritzen aller Art, bald zwischen dichten Baumzweigen, bald im Innern der Gebäude (immer jedoch mit freiem Ausgang), bald im Freien. Ein guter Gedanke, den irgend ein Paar zuerst auS- führt, findet augenblickliche Nachahmer. Alte, also umfängliche Storchnester werden oft zu einer reichbevölkerten Ansiedelung; manche Bäume sind geradezu bedeckt mit Nestern. Sehr gern nehmen die Spitzbuben fertige Mehlschwalbennester oder Staar- kübel in Besitz; und man erzählt sich viele, bisher aber noch nicht bestätigte Geschichten von der Rache der früheren, recht mäßigen Eigenthümer solcher gewaltsam errungener Wohnungen. Besonders gute Nistplätze geben Veranlassung zu vielem Zank unter den Sperlingen selbst. Die Nester sind je nach ihrem Slandpuncte höchst verschieden. Nicht selten ist das Brutnest nur eine Erweiterung und Vervollständigung der Winterwohnung, welche sich die klugen Vögel Herrichten, oft ist eS ein großer, wir rer Klumpen mit einem Eingangsloche. Außen ist es stet- lieder lich, innen dagegen immer ordentlich, weich und warm und haupt sächlich aus Federn zusammengebaut. Die fünf bi- sechs zart- schaligen, bläulich- oder röthlich-weißen, braun und aschgrau be spritzten und gepunkteten Eier (welche übrigen- sehr abändern) werden von beiden Aeltern in 13 bis 14 Tagen au-gebrütet, die Jungen ausschließlich mit Kerbthieren groß gezogen. Acht Tage nach ihrem Ausstiegen treffen die Alten bereit- zur zweiten Brut Anstalt, und in weiteren acht Tagen hat das Weibchen wieder Eier. Alte Paare brüten früher und öfter als jüngere: in manchen Jahren dreimal, in ungünstigen wenigstens zweimal. Die Jungen schlagen sich kurz nach dem Ausstiegen in Bandm zusammen und zeigen bald ihre geistigen Fähigkeiten. Man darf ohne allen Nachtheil die erste Brut ausnehmen, um sie für die Küche zu verwenden, und thut wohl, wenn man den Alten durch aufgehängte Kasten oder Krüge Nisthöhlen ver schafft, welche man mit leichter Mühe auSbeuten kann; sonst hält es ziemltch schwer, die leckeren Braten dieser Vogel zu erlangen, weil die klugen Gesellen sehr bald die ihnen geltenden Nächste lungen zu vereiteln wissen. Eine Jagd- oder Fangatt lief,« immer blos kurze Zeit lang ein günstige- Ergebniß, und es sind Fälle bekannt, daß die Ueberlistung einer zahlreichen Schaar, von welcher doch einige entkamm, noch nach Jahren in deren Ge dächtniß geblieben oder von ihnen der Nachkommenschaft überlie fert worden war. Als Stubenvogel ist der Sperling nicht zu empfehlen; er wird nicht einmal ordentlich zahm. Städtisches. Die wohlmeinende Aufforderung des StadtrathS, die Be seitigung des Staubes durch Privatthätigkeit zu unterstützen, dürfte schwerlich den gewünschten Erfolg haben; denn so lobenswert!) es auch ist, daß die Hausbesitzer und Bewohner der äußern Dresdner, so wie einiger anderer Straßen sich vereinigt haben, das Be sprengen während des Sommers auf eigene Kosten besorgen zu lassen, so giebt eS doch Localitäten, wo eine derartige Vereinigung nicht zu erzielen ist; theils scheitern die Bemühungen an der Gleichgültigkeit Einzelner, theils ist auch der Kostenpunkt hier und da eine nicht zu überwindende Schwierigkeit, wenn Straßen theils noch durch Gärten oder Bauplätze begrenzt sind. Man betrachte zum Beispiel die Elsterstraße: es kann hier den Bewohnern kaum zugemuthet werden die Kosten des Besprengen- allein zu über nehmen und doch ist hier der Staub während der Badezeit mit am lästigsten, dessen Beseitigung hier ganz besonder- wünschenswert!). ES ist überhaupt eine Frage, ob es billig ist, den Bewohnern von ungepflasterten Straßen, die ohnedies schon viele Nachtheilt bieten (wir wollen nur die Mängel der oft gerügten, fast allge mein fehlenden gepflasterten Uebergänge erwähnen), auch noch zu- zumuthen, durch eine Selbftbesteuerung die Kosten des Sprengens zum allgemeinen Besten zu tragen ? Wo durch ein Üebel Alle leiden, da lasse man auch Alle zu dessen Beseitigung bei tragen! Wir glauben wohl, daß der Stadtcath nicht hinlängliche Mittel besitzt, um das Sprengen überall selbst zu besorgen; es ist aber auch gar nicht nöthig, daß er es thue. Im Gegentheil, wir sind der Meinung, es wäre am besten, er überließe das Sprengen ganz an Privatunternehmer. Auf dieselbe Weise, wie jetzt Baufuhren und dergleichen an den Mindestfordernden vergeben werden, ließe sich auch für eine gründliche Beseitigung des Staubes, überall wo es nöthig ist, Sorge-tragen. Man bezeichne die Straßen (eigentlich wohl alle ungepflasterten, wo einiger Verkehr ist) und fordere Unternehmet auf, das Sprengen nach gewissen Vorschriften zu übernehmen. Es wird an Angeboten nicht fehlen. Die Kosten hat die Stadt zu tragen; die Stadtverordneten werden sie gern bewilligen, nach dem sie selbst eine Aufforderung an den Stadtrath „für bessere Beseitigung des Staube- Sorge zu tragen" ergehen ließen. Nur auf diese Weise ist diesem Anträge angemessen zu entsprechen; soll dem Uebel gründlich abgeholfen werden, so ist ein allgemein durchgeführtes System de- Sprengens auf städtische Kosten nothwendig; es ist leicht durchzuführen, wenn man den hier angedeuteten Weg einschlagen wollte. Mit den Kräften des Marstalles und der Vereinigung einzelner Straßen allein wird man nicht viel mehr als bisher erreichen. —g. Stadttheater. Mit der Rolle der Maria Stuart beschloß am Abend des 22. Mai Fräulein Vanini ihr Gastspiel und zwar mit so gutem Erfolg und zu so viel höherer Befriedigung, daß man das dem Vernehmen nach bereits abgeschlossene Engagement dieser Dar stellerin für nächste Saison als einen namhaften Vortheil für das recitirende Drama unserer Bühne betrachten darf. Von allen den Leistungen, welche uns Fräulein Vanini vorführte, möchten wir ihrer Maria Stuart den größten Werth zusprechen. Die Vorzüge der Darstellerin traten hier auf da« Entschiedenste hervor und na mentlich sind eS die geistreiche Auseinandersetzung und feine Cha- rakterisirung, was unS bei Wiedergabe dieser Rolle anzog und dauernd fesselte. Fräulein Vanini ist mit ganz besonderer Vor liebe an das Studium de« Charakter- der Maria Stuart gegangen und hat dasselbe, unterstützt von bedeutendem natürlichen Talent, mit eisernem Fleiß durchgeführt, ohne jedoch damit der Frische und Ursprünglichkeit der Darstellung Eintrag zu thun. Wie bei allen unS bis jetzt bekannten Leistungen der Darstellerin hat es uns auch bei dieser angenehm berührt, daß sie frei von allen stark aufgetragenen Effecten und dabet dennoch voll Leben und Feuer war. Es würde schwer sein zu bestimmen, welchem der zahl reichen großen Momente in der Rolle bei dieser Darstellung der Vorzug zu geben sei — wir fanden alle Einzelnheiten bei wirkungs voller Steigerung zu einem sehr befriedigenden Ganzen vereinigt. Die Rolle des Mortimer gab Herr Schwing als Gast. Auch bei dieser Leistung sind gutes Verständntß, sorgfältige Ausarbeitung und M-ßhalten beim Sprechen und in den Bewegungen, Stel- lungen r auch hin namentli und Sä mit kein Pathos Poesie vielmehl gleichen fachheit und Lei volle D Dü Leiftunj trug di wohl a Sicher Di Wichn anwal aus » gemeir ihnen verleg! Andtr Witw ihrer Prisi ker'sck gehör y versp Min er a leihei wohl Gen ihm sein« reco in! Bel die auf frai Do wei no< Hö der ih, wr dei he H ot tr B ri ft 3 u 3 d