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Anzeiger. Amtsblatt des Matal. BcziMmW mid dis Ral-S d« SM Lchzi«. W 308. Montag den 4. November. 1861. Bekanntmachung. Zur Erleichterung und Förderung deS Gütertransportes auf den Eisenbahnen aus Belgien und Frankreich via HerbeS- thal nach Leipzig ist, nach von Königlicher Zoll, und Steuer-Direktion anher gelangter Benachrichtigung, die Vereinbarung deS direeten Ansageverfahrens nunmehro ebenso getroffen worden, wie eS für hiesigen Platz bereits in Ansehung des WaarenbezugeS von und via Bremen, Hamburg, auS holländischen Hafenplätzen und aus Oesterreich über Bodenbach besteht. Die hierbei Betheiligten deS hiesigen HandelSftandeS werden von dieser für Leipzigs Handel wichtigen Einrichtung mit dem Bemerken in Kenntniß gesetzt, daß eS nunmehro an ihnen ist, durch ihre französischen resp. belgischen Spediteure und Waarenversender die erforderliche Einleitung zu treffen, txobei eS sich, was den hierbei in besonderen Betracht kommenden Waarenbezug von Paris anbelangt, empfehlen lassen dürfte, unter sich dahin Verständigung zu treffen, daß einem und demselben dortigen Speditionshause die Verladung nach Leipzig übertragen werde. Insoweit in dieser Angelegenheit nähere Verständigung gewünscht wird, ist das unterfertigte Hauptzollamt gern erbötig solche zu ertheilen. Leipzig, den 2. November 1861. Königliches Haupt-Zoll-Amt. Lamm. Bekanntmachung. Die erste Ctage im vormals Schletterschen Haufe, PeterSftraße Nr. 14, soll von Ostern 18VT ab anderweit auf drei Jabre an den Meistbietenden vermiethet werden. Miethlustige haben sich Donnerstag den 11. dieses Monats Vormittags 11 Uhr an Rathsstelle einzufinden, ihre Gebote zu thun und darauf weiterer Beschlußfassung des RatheS, welchem die Auswahl unter den Licitanten, so wie jede sonstige Entschließung Vorbehalten bleibt, zu gewärtigen. Die LicitationS, und Micthbedingungen sind schon vor dem Termine an Rathsstelle einzusehen. Leipzig, den 1. November 1861. DeS Raths der Stadt Leipzig Kinanzdeputation. Eine Wüstenspringmaus - (vixus asg^ptiaeus), einer der anmuthigsten, seltensten und hübschesten Nager, befindet sich gegenwärtig lebend in Leipzig.. Herr Gerl ach, welcher, als großer Thierfreunh, immer einige fremdländische Üblere lebend hält, hat die Güte gehabt, mir das reizende Geschöpf auf einige Tage zur genaueren Beobachtung zu leihen, und ich mache einst weilen Alle, welche sich für Thiere intcressiren, darauf aufmerksam, weil ich vernommen habe, daß Herr Gerlach gesonnen ist, die WüstenspringmauS ein paar Abende nacheinander öffentlich zur Schau zu stellen. Es handelt sich bei der SpringmauS allerdings nicht um ein Geschöpf, welche- durch besondere Größe und Stärke die allge meine Aufmerksamkeit fesselt, wohl aber um ein Thier, welches bisher nur einige Male lebend nach Europa gelangt ist, und welche- sich durch seinen LeibeSbau und seine Bewegungen ebenso auszeichnet, als durch die Schönheit seine- Felle- und die Liebenswürdigkeit seines Wesens. Die Springmäuse bilden, wie die Kundigen wohl wissen, eine eigne, namentlich durch die außer ordentlich verlängerten Hinterbeine vor allen übrigen Nagern aus gezeichnete Familie und geben sich zugleich als echte Wüstenkinder kund. Diese zeichnen sich vor drn übrigen Geschöpfen nicht bloS durch ihr Kleid aus, dessen Hauplfärbung der Farbe de- Sandes gleicht, sondern fast noch mehr durch einen leichten und schönen Leibesbau, welcher zu den schnellsten Bewegungen und zu über raschender Ausdauer befähigt; außerdem erbten sie von ihrer er habenen Mutier einen frischen, fröhlichen Geist, einen großen Hang zur Unabhängigkeit und ein Selbftbewußtsein ohne Gleichen Die Wüstenfpringmäuse nun vereinigen alle diese Eigenschaften in sich. Sie gehen blos auf den langen Hinterbeinen und halte» sich durch ihren sehr verlängerten, am hintersten Ende pfeilartig, d. h. zweizeilig behaarten Schwanz im Gleichgewicht. Ihre Arme sind etwa sechsmal kürzer als die Beine und tragen klein«, zier liche Hände, welche den Thterm wohl zum Graben und zum Er fassen der Rührung, nicht aber zum Gehen dienen könum. Der Leib, da- Gesicht und die Färbung de- Felles erinnern lebhaft an die betreffenden Theile der Hasen, und deshalb könnte man die Thiere wohl auch „Wüstenhäschen" nennen; denn mit den Mäusen haben sie eben bloS Hinsicht!,ch ihrer geringen Größe eine Ähnlichkeit. In ihrer Heimath bewohnen die allerliebsten Geschöpfe die dürrsten und heißesten Stellen der eigentlichen Wüste in großer Menge, bei Tag in selbst gegrabenen Höhlen verborgen, bei Nacht munter und behend umherstreifend, bei Gefahr mit Vogelschnelle in großen weiten Sprungschritten nach Känguruh-Art über den Sand dahineilend. Die kräftigen Schenkel schnellen die langen Füße mit gewaltiger Krakt gegen den Boden; jeder Schwung wirft da- Thier hoch in die Luft und weit vor sich hin; der Schwanz wird lang auSgestreckt und durchschneidet wie ein Pfeil die Luft, und so folgt ein Sprung gedankenschnell auf den andern, und man sieht weiter nichts als einen kleinen, fahlen Gegenstand, welcher sich in großen, flachen Bogen fliegend zu bewegen scheint. Der beste Windhund muß sich gewaltig anstrengen, will er die SpringmauS einholen; der geübteste Schütz muß sich zusammen nehmen, wenn er sie während ihrer Bewegungen erlegen will. Die Europäer, welche im Norden Afrika- leben, halte« die Wüstenspringmäuse oft in der Gefangenschaft und erfreuen sich an ihrem gemächlichen Wrsin. Dom ersten Tage an zeigen sich die harmlosen Wüstenkinder zahm und zutraulich. Sie lassen sich, ohne an Abwehr zu denken, berühren, streicheln, vom Boden aufnehmen und hetumtragen und thun überhaupt so. als wäre der Mensch ihr bester Freund. Leider aber ertragen sie silten lange die Gefangenschaft; sie sind zu zart, als daß sie bei nur einiger maßen ungenügender Pflege lange leben sollten. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen, um meine Behaup tung zu rechtferfigen, daß die jetzt hier lebende WüstenspringmauS eine große Seltenheit genannt werden kann; ich braucht auch da- Thiercheu nicht besonder- zu empfehlen, denn ich bin sicher, daß Zedermann seine große Freude an dem eben so eigenthümlich ge- statteten, als angenehm gezeichneten und sich so nett betragenden Geschöpfe haben wird. Und gerade weil «an da- Lhierchen nur in den Abendstunde» in seiner vollen Beweglichkeit sehen kann, Wird Dielen die selten gebotene Gelegenheit doppelt angenehm sein. Vr. Lieh«-. i « Li