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5483 bieten heran, und nachdem sich die Fürsten de- kaiserliche« Regi» Ifang an zu weitläufig und zu lose angelegt, es hatte Immer eine ment- entledigt batten, wurden sie nun den Städten übermächtig.! mächtige Centralgewalt darin gefehlt, und so oft auch auf den Die alte reich-städtische Freiheit, deren, wenn auch in verschiedenem I Hansetagen davon die Rede war, sich kräftiger zu organisiren und Maße, die meisten Städte Deutschland- theilhaft waren, wurde I die Anerkennung vom Reiche zu erwirken, so hinderte doch die stückweise zerstört und, wo sie in größeren Unternehmungen noch I alte Scheu vor herrschaftlicher Einmischung die Ausführung dieser thätig werden wollte, zurückgedrängt. So mußte bereits Kaiser I so nothwendigen Maßregel. Karl V. in seiner Wahlcapitulation tz. 17. den Fürsten, welche! Die Fürstengewalt bekam unterdessen immer mehr Mittel in die Handel-gesellschaften der Städte auf alle Weise verdächtigten ! die Hände, eine Hansestadt nach der andern zu umzingeln und und zu zerstören trachteten, Folgende- versprechen: „Wir sollen I auf freundlichem oder feindlichem Wege von dem gefürchteten und wollen auch die großen Gesellschaften ver Kaufgewerbsleute, — ! Bunde abzulösen. Der Bund wurde fortwährend von den Fürsten so bisher mit ihrem Gelde regiert, ihres Wissens gehandelt, und I als gefährlich und schädlich dargestellt. In dem Reichsadschiede mit Theuerung viel Ungeschicklichkeit dem Reich, dessen Einwoh-I zu Augsburg 1548 h. 48 wurde jedem KreiSvorstande besonder- nern und Unterthanen merklichen Schaden, Nachtheil und Be-! auferlegt: „sich ernstlich und fleißig zu erkundigen und dem Kur- schwerung zugefügt, einführen und noch täglich zu thun gebaren, — ! fürsten von Mainz beständig Bericht in Schriften zu thun, wie mit ihrer, der Kurfürsten, Fürsten und anderer Stände Rath, I eS um die See- und Hansestädte gelegen, wer dieselben seien, wie wie dem zu begegnen hievor auch bedacht und vorgenommen, aber I sie genannt, wo sie gelegen, ob und wie sie dem Reiche unter- nicht vollste,ckt worden, ganz abthun." Vgl. Reichsabschied vonlworfen, mit andern nothwendigen Umständen, damit die Fürsten Trier und Cöln 1512 §. 16. In den andern Staaten wurden I bei ihren Obrigkeiten und Gerechtigkeiten, die Unterthanen bei solche Handel-gesellschaften auf alle Weise von den Regierungen I schuldigem gebührlichem Gehorsam, dazu das Reich bei dem Sei- unterstüht und gekräftigt, in Deutschland wurden sie von den I nen erhalten werde." Man suchte die Hanse unter Polizei zu Fürsten planmäßig zerstört. Nach und nach stellten die Städte! bekommen. Außerdem hatte auch mit der Einführung des ewigen ihre größeren Handelsunternehmungen ein, die Patrizier, welche I Landfriedens der Hansebund die eine Seite seiner Bedeutung ver- ohnehin Reichthümer genug ererbt hatten, legten sich auf das I loren. Vordem trat er als Wahrer der Freiheit und des Friedens Genießen, und die bürgerliche Kraft, welche vordem die deutschen!und als Richter zwischen seinen Städten und Fürsten auf; nun- Städte ausgezeichnet hatte, erlosch. Das Vermögen, als es in I mehr wurde keine andere richtende und vollziehende Kraft an großen Massen zur Eroberung de- Welthandels hätte aufgeboten ! erkannt, als die versammelten Stände des Landfriedens und die werden müssen, wurde in Grundeigenthum angelegt und gefesselt. I Reichsgerichte. That die Hanse einen Spruch zwischen Fürsten Die Fürsten aber brauchten die Landesgelder für ihre kostspieligen I und Städten, so durfte sie nicht mehr wagen Gewalt zu ge- Heere und Hofhaltungen. ! brauchen, weil sie unfehlbar die ReichSacht und alle Fürsten als Die neuen Bahnen, welche der Welthandel einschlug,.erfor-1 deren eifrige Vollstrecker wider sich aufgerufen hätte. Sprach sie derten nun aber auch eine energische und einheitliche Leitung des ! über eine Stadt den Bann aus, so rief diese den Schutz de- ganzen Handelsverkehrs eines Volkes, wenn dasselbe einen Platz Kammergerichts an. So geschah es mit Köln und Bremen; im Welthandel behaupten sollte. An die Stelle des Zwischen-1 durch die schärfsten Mandate der Reichsgewalt aufgefordrrt, hielt Handel-, welcher im Mittelalter die deutschen und italienischen I der Bund es gerathen, den Bann wieder zurückzunehmen. Städte so sehr bereichert hatte, trat jetzt der Welthandel. Die! Die Hanse konnte daher nicht mehr jene einheitliche nationale industriellen Kräfte eines ganzen Volkes, Ackerbau, Gewerbfleiß, I Handelspolitik und kraftvolle Thätiakeit entfalten, deren eS be- Handel, mußten nunmehr von einem Willen geeinigt und gehand-1 durfte, um für Deutschland den Welthandel zu sichern. Zwar habt werden. Die andern Völker fanden an ihren Regierungen ! wurden von der Hanse noch mehrere Factoreien an der franzö- diese einheitliche Leitung und Fürsorge für ihre Handels- und ! fischen Küste, namentlich in Bordeaux, angelegt, mit Spanien Gewerbstbätigkeit: die Deutschen sahen sich statt dessen nur mit! lebhafte Handelsverbindungen angeknüpft und ein reicher Handel Hindernissen aller Art umgeben. In Spanien, Frankreich, Eng-1 in Lissabon eröffnet, in welcher Stadt 1517 die Hanseaten und land, Dänemark, Schweden war die königliche Gewalt über das ! die Augsburger gleiches Recht mit den Bürgern, Aollfreihriten, Volk überallhin mächtig geworden, sie hatte den Staat centralisirt I eigenen Gerichtsstand und ausgezeichnete Ehrenrechte erhielten, und konnte seine Gesammtkraft jetzt auf die rechte Bahn leiten;! Aber ihre Hauptkraft mußte die Hanse auf die Behauptung ihrer in Deutschland war umgekehrt, statt Einigung des Volkes, Zer-! weiten Handelseroberungen an der Ostsee verwenden, dadurch splitterung, statt Einherrschaft des Kaisers, Vielherrschaft eigen-1 wurde sie größeren überseeischen Unternehmungen entzogen. Der süchtiger Fürsten und Stände eingetreten. Das war der rechte! große Bund aber zerfiel, seitdem die einzelnen Städte für ihre Grund von Deutschlands innerer Schwäche und politischer Zer-1 Bundespflichten nicht mehr genügenden Ersatz durch die BundeS- rüttung, das war auch die hauptsächliche Ursache der Zerrüttung I vortheile hatten. Immer größere Gruppen von Städten lösten seines vorher so blühenden Handels. An eine einheitlich nationale I sich allmälig vom Bund ab. In Rußland, Liefland, Kurland, Handelspolitik war in Deutschland gar nicht zu denken; Bestrc-l Ost- und Weftpreußen hatten die Russen und Polen die Ober bungen der Städte, welche darauf hinzielten, waren den Fürsten, I Hand gewonnen, die dortigen Hansestädte, das mächtige Danzig den Prälaten und der Ritterschaft ebenso verhaßt als unverständ-1 au-genommen, traten auS der Hanse aus und suchten die früheren lich. Die Städte allein aber hatten weder die Macht noch den I Genossen vom dortigen gemeinsamen Handel auszuschließen. Von Muth mehr, eine da- deutsche Volk umfassende Handelspolitik I den westphälischen Städten traten die meisten in näheren Verkehr durchzusetzen. I mit den holländischen, in welchen hauptsächlich durch dahin ge- Auch der Hansebund hatte nicht mehr die Energie dazu. Er I zogene deutsche Kaufleute der Welthandel jetzt seine Hauptmärkte hatte e- versäumt, in der Zeit seiner Blüthe sich die Anerkennung I fand. So im Westen und Osten ihren Genossen entfremdet, des Reiche- al- eine- Bunde- freier Städte zu verschaffen und I hielten auch die mittleren Städte die alte Einheit nicht mehr auf- die Herrschaft der Fürsten in einem großen Theile seines Bereichs, ! recht. Hamburg, Bremen, Lübeck, Magdeburg, jede Stadt ver- al- sie ihm gegenüber ohnmächtig waren, aufzuheben. Dann I folgte ihre eigenen Interessen; Hamburg vergesellschaftete sich hätte er gleich dem Bunde der holländischen oder schweizerischen I sogar trotz aller Verbote mit den dort angesiedelten englischen Freistaaten für sich selbst die Macht und Freiheit und für Deutsch-1 Kaufleuten, den Adventürers. Noch zweimal kam für eine deutsche land den Welthandel zu behaupten vermocht. Noch am Ende I Seemacht Anregung, von Wallenstein und vom großen Kurfürsten de- Mittelalters war die Kriegsmacht der Hanse die bedeutendste I Friedrich Wilhelm. Aber der letztere hatte zu wenig Macht über zur See. Von den sechs Städten Lübeck, Hamburg, Lüneburg, I die alten Seestädte an der Ostsee, und des ersteren Plan, aus den Rostock, WiSmar und Stralsund waren die Holländer, obwohl I damals noch zahlreichen deutschen Kriegsschiffen unter des Kaisers diese an 80 kleine Kriegsschiffe ausrüstettn, in dem Seekriege von ! Oberbefehl eine Flotte zu bilden, welche für sich allein der hol- 1437 bi- 1441 geschlagen und zum Frieden nach dem Willen der I ländischen, englischen und dänischen gewachsen wäre, scheiterte an Hanse genöthigt. Die Seemacht der Engländer war von der I den Wechselfällen des dreißigjährigen Krieges. Im Jahre 1669 Hanse in dem dreizehnjährigen Kriege von 1450 bis 1463 fast I hielten Lübeck, Danzig, Köln, Hamburg, Bremen, Braunschweig vernichtet und das englische Volk durch wiederholte Verheerung I zu Lübeck die letzte Tagsatzung, nur Rostock, Minden und Osna- selner Küstenstädte und durch Abschneidung der Zufuhr in solche! drück ließen sich noch vertreten; man stritt und verhandelte und Noth gebracht, daß der englische König zuletzt froh war, den I brachte keinen Beschluß mehr zu Stande. Frieden zu erkaufen mit großen Entschädigungen an Geld und I So verlief sich dieser einst so gewaltige deutsche Städtebund liegenden Gründen, so wie mit Bewilligung ausgezeichneter Han-1 wie der Rhein im Sande. Deutschland hatte aufgehört, auf dem delS-Privilegien, welche, so oft die Hanse eS begehrte, in jedem! Meere, der rauhen Heimath freier und kühner Männer, seiner englischen Handelsplätze öffentlich verkündigt werden mußten. In I würdig vertreten zu sein. Wir schließen mit den Worten des Dänemark, Schweden und Norwegen behauptete die Hanse zur! ehrenwerthesten Geschichtschreiber- der Hanse, Sartorius: „Auf Zeit der Reformation noch ihre vollständige Herrschaft; in den! jeden Fall werden die Bestrebungen der Hansen immer ein denk- Kriegen von 1523 bis 1536 hatte die eine Stadt Lübeck mit! würdige- Monument der Emsigkeit, der Kühnheit, des stolzen wenigen Bundesgenossen wiederholt Dänemark und Schweden I Geiste- und der Energie dieser deutschen Bürger bleiben, so lange erobert; die Schweden mußten ihre Kirchenglocken verkaufen, um! unter den Menschen nicht alle Achtung für die Entwickelung sei den Lübeckern die Kriegskosten zu bezahlen. Indessen vermochte I tener Kräfte erstorben sein wird. Es werden die Nachkommen die Hanse die aufstrebende Seemacht der Holländer, Engländer I die Erzählung ihrer verschwundenen Größe um so mehr brwun- und Dänen auf die Dauer nicht mehr niederzuhalten, weil in! dem, da sie de- Gefühl- ihrer eigenen Ohnmacht sich nicht ent- dem Bunde selbst kein fester Halt mehr war. Er war von An-1 schlagen können." (A. f. v. Gesch.)