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5482 Bekanntmachung. Die an der Ecke der Waldftraße und der dieselbe durchschneidenden Querstraße Nr. 3 liegende, aus dem ParzellirungS- Plane mit Nr. 35 bezeichnte Parzelle soll als Bauplatz an den Meistbietenden versteigert werden. ES ist dazu -er ü. November 18S1 von uns anberaumt worden. Kauflustige haben sich an diesem Tage Vormittags 11 Uhr in der Rathsftube einzufinden, ihre Gebote zu eröffnen und sich weiterer Weisung zu gewärtigen. Die VerkausSbedingungen nebst dem Plane liegen vom 21. October d. I. an auf dem Bauamte zur Ansicht bereit. Die zur Versteigerung kommende Parzelle selbst wird in den letzten Tagen vor dem Termine abgefteckt sein. Leipzig, am 17. October 1861. Der Rath -er Sta-t Leipzig. vr. Koch. Schleißner. Bekanntmachung. Im Bau- un- Holzhofe sollen Dienstag -en ES October -. I. früh von 8 Uhr an folgende Gegenstände: Eine Partie altes Kupfer, - - - Guß- und Schmiedeeisen, - - - Zinkrohre, - - - steinerne Kuhtröge, - - - Marmorplatten, - - - Thüren und Fenster re. - - Brennholz in kleineren Partien gegen entsprechende Anzahlung und unter den an Ort und Stelle bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden verkauft werden. Leipzig den 23. October 1861. Des Raths Deputation zum Bau- und Holzhofe. Bekanntmachung. Der diesjährige Schnitt der Korbmacher-Weiden 1) aus der Sau- und Petersviehweide, an der alten Pleiße von Schimmels Gut bis an daS Kirschwehr; 2) auf den Heiligen Wiesen, am Wege vom RitterSwerder nach der Scheibe; 3) am HochzeitSwehr soll meistbietend an Ort und Stelle verpachtet werden. Pachtlustige werden eingeladen, zu diesem Behufe Mittwoch -en SO. Oktober Nachmittags S'/2 Uhr am Münzthore sich einzufinden. Leipzig den 23. October 1861. Des Raths Oekonomie- und Forstdeputation. Der Untergang -er deutschen Seemacht. Non Franz Löher. An jedes seefahrende Volk, wie festgegründet auch seine Macht ist, kommt die Zeit, wo es die Herrschaft deS Meeres einem an deren Volke überlassen muß, welches durch den wechselnden Gang deS Handels mehr begünstigt, durch seine Regierung klüger geleitet, lebendiger, arbeitsamer und in Mühseligkeiten rüstiger ist. Auch die alte, mächtige deutsche Hanse wurde im sechszehnten Jahrhun dert von jüngeren Seemächten überflügelt. Fast vier Jahrhun derte lang hatten die Deutschen in dem Meere, welches die nord westliche Seite der europäischen Halbinsel umfluthet, ebenso wie die Italiener auf dem Mittelmeere, die Herrschaft geführt; zwei Jahrhunderte hindurch hatte die Hanse den Dänen, Schweden, Norwegern, Holländern, Liefländern und zum Theile auch den Russen wie den Engländern Gesetze vorgeschriebe?, deren Eigen handel niedergehalten und deren Industrie ausgebeutet: mit dem Ende des Mittelalters dagegen geht es mit der deutschen Seemacht unaufhaltsam zurück. Die Ursachen ihres schnellen und leider so vollständigen Verfalles zu erkennen, ist aber immerhin nützlich und zwar um so mehr, als eS großentheils noch jetzt dieselben Ursachen sind, welche eine für die Geschichte merkwürdige Thatsache Hervor bringen, daß nämlich ein großes Volk mit ausgedehnten Seeküsten und guten Häfen, mit Schaaren von vortrefflichen Matrosen und Handelsschiffen, mit einem weiten, fruchtbaren und gewerbfleißigen Hinterlande dennoch auf dem Meere unmündig ist und seine Flagge nicht mehr gilt, als die eines winzigen Staates. Als Hauptursache giebt man gewöhnlich die veränderte Rich tung an, welche der Welthandel in Folge der Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Ostindien bekam. Einen solchen Gang hat der Welthandel allerdings genommen. Aber, fragt man von selbst, was hinderte denn die Deutschen, an den Vortheilen der neuen Entdeckungen Theil zu nehmen? Ihre Schiffe hatten nicht viel weiter nach beiden Indien, als die der Holländer, Engländer, Franzosen und Dänen. Warum haben die Deutschen dort keine Niederlassungen gegründet? Sie und die Italiener hatten doch am Ende deS Mittelalters vor den üb rigen Völkern die Menge und Stärke der Kriegs- und Handels schiffe, die Größe und Beweglichkeit der Capitalien, die praktischen Kenntnisse und Erfahrungen voraus. Daß die Deutschen damals, als die wunderbare Kunde der überseeischen Entdeckungen durch Europa lief, in der That sich deS Umschwungs des Welthandels gern bemeistert hätten, davon zeugen mehrere Anstrengungen, die sie machten. Augsburger und Nürnberger errichteten mitj Denetia- nern, Genuesern und Florentinern eine Compagnie für den ost- ladtschen Handel und rüsteten Schiffe nach Calculta aus, welche ihnen 175 Procent Handelsgewinn brachten. Ein Augsburger HauS, die Welser, erhielt von Kaiser Karl V. daS ganze bedeu tende Venezuela zu Lehen und Erbe. Ein anderer AuaSburger, Fugger, hatte ln den spanischen und niederländischen Häfen eine große Anzahl eigener Schiffe und hinterließ baar 6 Millionen Ducaten, welche damals so viel wie jetzt 100 Millionen Thaler waren. Von den nord- und mitteldeutschen Städten ist weniger bekannt, daß sie größere eigene Unternehmungen nach Amerika oder Ostindien machten, und auch die süddeutschen ließen nach und nach von derlei Anstrengungen ab. Man sucht die Gründe dieser Lässigkeit der Deutschen in den bürgerlichen und religiösen Unruhen und Kriegen, welche in Folge der Reformation durch alle deutschen Städte tobten. Aber auch dadurch konnten sie nicht so beharrlich abgehalten werden, sich am Welthandel eifriger zu betheiligen. Die Engländer batten wahr lich während der blutigen Gräuel unter Heinrich VIII., Maria, Elisabeth und Cromwell auch keine ruhigen Tage und doch er wuchs während derselben die englische Seemacht. Freilich ein dreißigjähriger Krieg, wie ihn unser Vaterland erduldete, war hin länglich, um die eigene Lebenskraft eines jeden Volke- zu zerstören, welche« nicht mit so zäher unverwüstlicher Natur wie da- deutsche Volk begabt ist. Aber die deutsche Seemacht war schon, vor diesem Kriege gesunken und die Ursachen dieses unersetzlichen Ver lustes sind hauptsächlich in der pslirischen Entwicklung Deutsch lands seit der Reformation zu finden. Diese Ursachen sind einerseits da- Aurückd rängen be freien mächtigen Bürgerthums, andrerseits der Mangel einer einheitlichen und nationalen Handelspolitik, während bei jenen Völkern, die nun zu mächtigen Handelsvölkern erstarkten, die entgegengesetzte Entwickelung stanfand. Bei den meisten nichldeutschen Völkern in Europa war im Mittelalter das Bürgerthum der Städte durch die Lehnsherrschaften niedergedrückt, freie Reichsstädte konnten dort nicht auskommen, daS LehnSwesen war viel schärfer und strenger als bei den Deut schen entwickelt. Nachdem aber die Könige, in hartnäckigen und blutigen Kämpfen um Krone und Herrschaft, die Herzoge und Grafen gebändigt und zu dienstbaren Kronvasallen herabgebracht hatten, begann in den Bürgerschaften ein frische« und selbstständi ges Leben. Unter der Obhut und Fürsorge der königlichen Gewalt erhob sich in jenen Ländern gegen Ende des Mittelalter« rin mächtiger thätiger Bürgerstand, zerbrach die Verkettung deS Adel- und nahm einen großen Theil de« nieder» Adel« in sich auf. Die bürgerliche Freiheit aber äußerte ihre schöpferische Kraft zunächst auf den Handel, diesem vorzüglich wandten sich Arbeit und Mittel zu, auch die großen Grundbesitzer, die früheren Fürsten, hielten eS für da« Beste, sich mit ihren Geldkräften ebenfalls beim Handel zu betheiligen. In Deutschland nahm die Entwickelung gerade den entgegengesetzten Verlauf. Hier waren bereit- seit dem zwölften Jahrhundert eine Menge stolzer selbstständiger Bürgerschaften auf gestanden, sie beherrschten die zweite Hälfte de« Mittelalter«, be kämpften die fürstliche LandeSherrschaft so nachdrücklich, daß eS sich mehrmal um deren Fortbestand handelte. Gegen Ende de« Mittelalter- aber erschlafften Nerv und Sehne im deutschen Bür gerthum, die fürstlichen Herrschaften wuchsen zu großen Landge-