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L456 so respektabler Mann wie Sie sind, sich regelmäßig mit einem Menschen wie B.*) ist, abgebm kann." Es ist eine alte Geschichte, Doch wird sie immer neu. Und wem sie just passtret, Der hat doch Spaß dabei. Schade, daß Haffenpflug nicht mehr im Besitz der Gewalt ist, er würde sich jedenfalls freuen, in dem Briefschreiber einen höchst brauchbaren Preßknechtungsschergen kennen zu lernen, dmn wie würde Der, welcher einiger anspruchsloser „Photographien" wegen ein harmloses Blatt blutdürstig abwürgen will, gegen die bösen politischen Zeitungen wüthen! Oder sollte der Briefschreiber zu den Wohlbekannten gehören, welche sich vortrefflich amüsiren, wenn die Satire ihre guten Freunde trifft, die aber sofort jäm merlich um Hülfe schreien, wenn man sie in ihren „Liebhabereien" stört oder aufmerksam macht, daß auch von ihnen da- Wort des Dichters gilt: „Der Zopf, der hängt ihm hinten"? Die Red. *) Die Redaction freut sich des schönen frischen Talentes des Herrn Verf. der „Photographien" und rechnet es fich^zum Verdienst, dasselbe für das „Tageblatt" gewonnen zu haben. Leipziger Photographien. XIX. Im Mai, im wunderschönen Monat Mai, wo eigentlich alle Kno-pcn springen, springen wir an den wunderschönen Ofen und fließen ihn in unsere frostigen Arme, weil er seine Bestimmung treulicher als die Maisonne erfüllt, die Erdenwürmer zu erwärmen. „Blau dehnt sich der wonnige Frühlingstag!" sang unser Adolph Böttger — denn er ist unser — im Maimonat 1851, und jetzt? Der liebe Dichter verzeihe es mir, wenn ich im Mai monat 1861 das Lied an den Tannenbaum singe: „Du blühst nicht bloS zur Winterszeit, nein, auch im Frühling, wann es schneit!" Und einer meiner älteren Freunde, der wahrhaft mütterlich für mein leibliches Wohl besorgt ist, sagt mir täglich, jetzt sei die Zeit gekommen, den Morgen im Rosenthale zu begrüßen, Wasser — schauderhafter Gedanke! — zu trinken, das wilde Rosen thal nach kurzen Ruhepuncten zu durchkreuzen, dann wieder dieselbe Sorte zu trinken, dann im Geschwindschritt nach Hause zu gehen, Kaffee zu trinken und nun — gekräftigt sich in da- Geschäft zu stürzen. Den Teufel! Ich warte lieber noch, begrüße den Mai morgen im Bett, trinke meinen Kaffee am wunderschönen Ofen, und wenn draußen dicke Wolken von Schneeflocken an meinem Fenster vorüberjagen und wirbeln, denke ich theilnehmend an Sie, mein alter Freund, und bin — weiß Gott — auch wahrhaft mütterlich für Ihr leibliche- Wohl besorgt! Welche harten Kämpfe mögen Sie gegen diese Schneestürme und eisigen Regenschauer, die daS wonnige Rosenthal durchsausen, zu bestehen haben! Ich sehe Sie, wie Sie Hut und Schirm krampfhaft aber siegreich behaupten, wie Sie zum Begrüßen des Morgens gar keine Zeit finden und sich zu Bonorand retten, und ich lese in Ihrem gekräftigten Ant litze, daß Sie diese Hitze nicht gerade drückend finden, und daß Ihnen ein Nordhäuserchen jetzt lieber wäre alS die Flasche Wasser, der Sie zugeschworen. Und wenn Sie sich dann gekräftigt in das Geschäft gestürzt haben, wie froh, denke ich, mag der gute Mann jetzt sein, daß er mit heiler Haut unter Dach und Fach ist. „ES muß doch Frühling werden!" sagt ein anderer Dichter, und das ist, wenn man da- Mai-Schneegestöber sieht, eine sehr kühle Ansicht. Nein, Vle Uhr der Jahreszeiten ist seit einigen Jahren auS der alten Ordnung gekommen; die Feder ist unver sehrt, aber da- Werk ist verstaubt, die Uhr geht nach. „Sie können das viel kürzer sagen, lieber Herr," sagte ein gräßlicher Spree-Athener, „die Erde iS verrückt." „Meidinger!" rief die Tafelrunde. „Ach was Meidinger!" rief der Berliner blonde Mensch mit der Berliner blauen Halsbinde; „Meidinger sagt'- nicht, aber Humboldt sagr's!" Nuy kommt die Zeit, wo wir unS auS Bedürfniß oder au- Langeweile in die Bäder zurückziehen, und da- ist eine Zeit, der Mancher und Manche entgegenjauchzt. Lieber Gott, die Sache ist ganz einfach. „Haben Sie den Verstorbenen gekannt?" fragte mich ein Freund, ein geborner Satyr, als er eine Todesanzeige gelesen hatte. „Nein," entgegnete ich. „Dann können Sie auch den Schmerz^der Hinterlassenen nicht ermessen!" Wer kennt nun nicht die Seligkeit de- Wiedersehen-, und wer fügte sich nicht gern in da- LooS der Trennung, um die Wonnen de- Wiedersehens durchzumachen. „Die süßen Triebe mitzufühlen, ist jede- Menschen erste Pflicht!" singt schon Mozart, wenn ich auch die beiden vorhergehenden Verse „Bet Männern, welche Liebe fühlen, fehlt auch ein gute- Herze nicht!" um keinen Preis unter schreiben mag; denn Bösewichte unter unS sind nicht hinwegzu- läugnrn Wiedersehen gehört nun unbedingt unter die süßen Triebe, und wer Trennung nicht kennt, kann das selige Gefühl de- Wieder sehen- nicht ermessen. „Meine Frau geht nach Elster!" laS neulich eine liebenswürdig, Gattin im Tageblatt. „Höre, Mann," sagte sie, „ich glaube, hin bist Du gemeint!" „I Gott behüte, liebe- Kind;"Der meint Niemanden, und Jeder bezieht eS auf sich!" „Höre, Du wirst doch nicht!" „I Gott behüte, liebe- Kind, behüte, bewahre, bei Leibe!" In dm Worten „Meine Frau geht nach Elster!" liegt eine ganze West von Gedanken: Trennung, Freiheit, Strohwitwer gefühle, häusliche Sorgen, Herrschaft über den Hausschlüssel, Katzenjammer-Uebrrfluß, häusliche Ruhe und häusliche Unordnung, Eigarrenfreiheit in der guten Stube und endlich da- Wieder sehen! Und in dem lieben Worte „Wiedersehen" liegt wieder eine ganze Welt von Gedanken: Gebundenheit, keine Strohwitwer gefühle, häusliche Sorgen, keine Herrschaft über den Hausschlüssel, keine Katzrnjämmerlichkeiten, häusliche Unruhe und hä»Sliche Ord nung, keine Cigarrenfreiheit in der guten Stube mrb endlich wieder Trennung im nächsten Jahre! „Mein Mann geht nach Karlsbad!" Das klingt schon bedeutend prosaischer und ernster, und darin liegt keine Welt von Gedanken, wohl aber eine Welt von Seufzern, die dem gepeinigten Pedale und dem scheidenden Ehe- und Wehegefährten gelten. Da hinkt der arme alte wohlgenährte Gatte und Vater dahin, um flink und schlank wie ein Solotänzer zurückzußeheen. Aber die Civillsation unsere- Jahrhundert- schreitet schnell; sie entkleidet jetzt auch die jüngern Männer des Schmucke- ihre- Haupt haar- und läßt sie die in heimtückischem Wechsel weichenden und wiederkehrenden Leiden eine- Hinko mitfühlen. Auch die liebe Jugend geht jetzt, oben mit Mondschein, unten mit Podagra wohl versehen, nach Karlsbad, und dorthin kann jede Gattin ihren Hinko mit Seelenruhe ziehen lassen und in ihrer gemüthlichen Einsamkeit an da- Wiedersehen denken. Wiedersehn! Du Himmelslust! Froh begrüßt dich, schönster Tag, Meines Herzens lautrer Schlag! Bald stürz' ich an Seine Brust, Die mir treu ein Herz bewahrte! Ja wohl, beste Frau, Er blieb treu! ES wohnte zwar eine angenehme junge Wittib in Hinko'S Nachbarschaft, mit der n vielleicht ein Bi-chen geliebäugelt hätte, aber sein treucS Bein führte ihn immer wieder auf den Pfad der Tugend. So z. B. begegnete er ihr eine- Morgen-, grüßte sie, wandte sich nach ihr um und sagte etwa- angeregt zu einem Freunde: „Sie hat heute wieder eine reizende Morgentoilette! ES. ..." Hier stockte Ihr Männchen, blieb stehen, faßte sein linke« Bein und fuhr fort: „ES ist nicht zum Aushalten!" Und nun bedenken Sie die frugale Kost, da- Wassertrinkeu, das frühe Schlafengehen, da- frühe Aufstehen und andere diätetische und locale Hindernisse de- Vergnügen- — da- Alle- muß wohl die wackeligsten Grundsätze befestigen und für Sie Veranlassung sein, sich in der ausgedehntesten Weise der Freude de- Wieder sehens hrnzugeben! — Da kenne ich einen liebenswürdigen Hagestolz und einen un glücklichen Ehemann, die Beide nun auch bald nach Lbad reisen. Der Hagestolz ist pedalkcänklich, der Ehemann kerngesund; Jener ist ein Feind der Ehe, sucht aber regelmäßig in Ldad eine Lebens gefährtin, Dieser vertheidigt da- geheiligte Institut der Ehe, flieht aber nach Lbad, um acht Wochen da- Glück der Strohwitwer- schaft zu kosten, und so beneiden sich Beide gegenseitig hin und her. Ich tras sie, wie sie eben versuchten ihre Schmerzen im Weine zu versenken. „Ich befinde mich sauwohl!" sagte der kränkliche Hagestolz lustig. „Mir geht'- hundemiserabel!" brummte der kerngesunde Ehe mann. „Wenn nur erst ultimo wäre! Ich kenn« nur die Selig keit der Trennung und den Schmerz des Wiedersehen-!" „Sehen Sie," sagte der Hagestolz zu mir, „an diesem unglück lichen Freunde der Ehe mache ich «eine Studien. Ich habe seine Frau gekannt, als sie noch Mädchen war, und ich sage Ihnen, sie war ein liebliche-, liebenswürdiges Mädchen, ehe sie DaS wurde, vor dem unser gemeinschaftlicher Freund jetzt flieht; ja, wen» sie gewollt hätte, seufzte ich jetzt an der Stelle, wo Der seufzt, o ich dreimal Gebenedeiter! Aber ich denke über die Wahl einer Frau wie Hippel: ist sie häßlich, so mißfällt sie; ist sie schön, so gefällt sie Andern; ist sie reich, so ist der Mann arm; ist sie arm, so ist sie schwer zu ernähren; ist sie klug, so will sie regieren; ist sie dumm, so versteht sie nicht zu gehorchen; ist sie jung, so besorgt man, wenn sie fünfundzwanzig Jahre alt wird, böse- Geschick; ist sie alt, so braucht sie Pflege! Ich bleibe ledig! Da- ist ei» Lust spiel in 1 Act!" — Am andern Tage wandelte ich, in Hippei'S Worte verlieft — denn Hippel ist der größte Lobredner der Ehe — um di« Stadt, al- mir bei der kl»e« äe rspo, ein Bekannter entgegenkam. wie eS schien eben so vertieft als ich, aber nebenbei sehr verdrießlich. „Ihre Seele drückt rin Kummer!" sagte lch und hielt ihn an zwei Rockkr aber an der „Ein K ..Ich h haben die ' „Ich? „Ja, lassen: Mi nach Elfte, „Nun, „Nun Tief er die Redacti noch unge bachse de, Weg zu t, „Da i und Buch ES w schmeichell „Jn^ daß cs fü graphien" haltend, Krähen daß eine Fori der Auffc übrigens sind, sich Nun blattS ni bringen. Als graphien »erden aufgenoi welche l die- zur b. Ursu stichsam phologr Brügge ganzen Ne, pmer; .der C eine- ( tin Ä gm. S Meiste Ir theile tekture unverL lassen der K die »-üN