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wenn sie auch nicht da- geringste Talent besitzt und es nie weiter bringt, ai- daß sie einen Walzer klimpern oder eine Blume klecksen kann, unter welche der botanische Name geschrieben werden muß, damit der Beschauer erkenne, wa- die Striche bedeuten sollen. Er legen aber die Angehörigen da- Geld nicht, so bekümmert sich kein Mitglied des Lehrpersonals im Geringsten darum, ob das Mädchen Talent hat oder nicht, und manche schöne Anlage geht auf diese Art verloren. Der einzig vernünftige Weg, jedes neu aufgenommene Mädchen einige Zeit auf Probe in den Künsten zu unterrichten, wird nirgends eingeschlagen, obschon er in wenigen Wochen einen nicht gänzlich unfähigen Lehrer erkennen ließe, ob wirkliches Talent vorhanden sei. In diesem Falle sollte der Un terricht fortgesetzt, im umgekehrten jedoch, selbst gegen den Wunsch der Familie, als unnütz eingestellt werden, da der talentlose Di lettantismus in der Kunst eine eben so unerquickliche als lächer liche Erscheinung darbietet. Das wahre und richtig ausgebildete Talent dagegen verschönert den häuslichen Kreis, in welchem es blüht; die Musik besonders ist an der Gattin und Mutter eine köstliche Gabe — und dennoch versäumen so viele Mädchen ohne eigene Schuld die Pflege des in ihnen schlummernden Talentes, weil das Institut, in welchem sie erzogen worden, sich nicht darum bekümmerte. Die Lehrkräfte sind freilich nicht immer bedeutend, oft nicht einmal fest angeftellte, sondern zeitweilig ausgeborgte In dividuen, welche gerade kein anderes Unterkommen finden. Leider ist dies zuweilen auch bei dem übrigen Personale der Fall. Mit wie wenig Sorgfalt die Vorsteher mancher Institute bei der Aus wahl der Lehrer zu Werke gehen, mag der Umstand beweisen, daß in B... in einem der ersten, blos von Töchtern angesehener und gebildeter Familien besuchten Pensionate vor nicht langer Zeit der Religionsunterricht von einem jungen, hübschen und liebesehnsüch tigen Studirenden der protestantischen Theologie ertheilt ward, welcher seinen sämmtlichen (durchgängig erwachsenen) Schülerinnen den Hof machte und mit ihnen liebäugelte, während er über die Pflichten gegen den Nächsten sprach. Noch würdiger präsentirte sich sein College, der „Hülfslehrer" der deutschen Sprache, einer jener unverbesserlichen Kneipiers, deren Habitus das vom Bruder Studio erfundene Kunstwort „durchgesoffen" treffend bezeich net. An Talent fehlte es dem „alten Hause" nicht, aber seine Nüchternheit war selbst des Morgen- nicht so unzweifelhaft wie seine große Neigung zu handgreiflicher Courtoisie, von welcher seine Schülerinnen zu erzählen wußten. Auch aus anderen norddeutschen Städten hörten wir Klagen genug über den unverantwortlichen Leichtsinn, mit welchem man Leute in Mädcheninftituten anstellt, welche nicht als Besucher eingelassen werden sollten. — In Süd deutschland begegnet man diesem Uebelstande seltener, da die bedeu tendsten Pensionate in den Händen religiöser weiblicher Orden sind; doch walten auch in diesen manche schädliche Einflüsse, wenn schon von ganz anderer Seite her. Pietistische Bestrebungen machen sich häufig geltend, und selbst wo die frommen Schwestern den besten Willen besitzen, sind sie bei ihrem Mangel an Weltkenntniß und tieferer Bildung selten im Stande, die ihnen anvertrauten Mäd chen den Anforderungen der Jetztzeit gegenüber ausreichend zu unterrichten. — — Wie viel man auch an der Erziehungsmethode der Mädchen institute aussetzen und tadeln kann, muß man doch zugeben, daß wenigstens ein Fach mit gründlicher Genauigkeit und allgemeiner Sorgfalt gelehrt wird — der Tanz. Mögen für andere Gegen stände auch schlechte Lehrkräfte vorhanden sein, — einen trefflichen Tanzlehrer findet man in jedem Institute; an gutem Tanzunter richt fehlt es auch in Klöstern nicht. Gewiß kann nur ein ver drießlicher Murrkopf sich dagegen ereifern, daß jungen Mädchen, welche von Nichts als Bällen träumen, ein gründlicher Unterricht in der „Kunst" zu tanzen ertheilt wird; aber daß man die Aus bildung der Füße jener de- Kopfe- voran stellt und zum Haupt sache erhebt, scheint uns höchst unangemessen. Wir übertreiben nicht, wenn wir behaupten, baß der Tanz die wichtigste Angelegen heit eines Pensionates fei; es genügt ein Besuch de- nächstbesten, um sich davon zu überzeugen. In der Tanzstunde ist stet- die Vorsteherin zugegen und mustert mit prüfenden Blicken die Fort schritte der jungen Anbefohlenen; auch die Aeltern kommen, wenn am Orte anwesend, um die Vervollkommnung der Beine ihrer lieben Töchterchen zu bewundern. Ein falscher wird schärfer gerügt als ein Dutzend orthographischer Fehler oder eine naive Frage, in welchem Jahrhundert wir leben, welche wir einst von einem keineswegs ungebildeten und nicht- weniger als einfältigen Mädchen hören mußten, — Dank der ausgezeichneten Erziehung des weiblichen Geschlechtes! Ueber solche Kleinigkeiten geht man in Instituten weg; aber wehe Derjenigen, die sich die Figuren der Fran^aise nicht gut merkt und einen Fehler begeht, — sie erhält einen furchtbaren Strafsermon und lernt und denkt in den folgen den Tagen nicht- Andere- als die vergessenen Hüpfschritte. — Die beste Tänzerin ist der Stolz und die Freude de- Pensionat- und bringt unter ihren entlassenen Colleginnen die größte Meinung von sich nach Hause. Leidliche französische Conversation und ein erträglich au-geführte- Tanzsolo sind nur zu oft die einzigen Er gebnisse von drei langen Jahren und bedeutenden Geldopfern, und di« lieben Aeltern mögen sich noch glücklich schätzen, wenn ihr Kind wenigsten- natürlich und unverdorben, wie e- da- Pensionat betreten, au- demselben zurückkehrt. Denn kann man schon mit der Unterrichtsmethode der Mädchen- institute wenig zufrieden sein, so ist dies in noch höherem Grade der Fall, wenn wir unseren Blick auf die moralische Erziehung werfen, welche die Mädchen erhalten. Muß an erster» der Ver stand mäkeln, so lehnt sich gegen letztere da- Herz auf, weil sie darauf berechnet ist, die jungen Geschöpfe unliebenswürdig zu machen. E- liegt nur an der echten unverwüstlichen Weiblichkeit mancher bevorzugten Mädchennatur, wenn sie nicht ganz nüchtern, kalt und steif aus dem Institute zurückkommt, wo man beständig daran arbeitete, sie so prosaisch als möglich denken zu lehren. — Wir Männer brauchen im Leben sicher nicht- weniger als über spannte Romanheldinnen und excentrische Wildfänge, aber ein zartes, weiches Gemüth; — unsere im Institute erzogene Mädchen jedoch sind, wo nicht eine schöne Seele allen verderblichen Ein flüssen Trotz geboten, nur steife, für den Salon abgerichtete Puppen, welche an dep Schnürchen der Etiquette gezogen werden. Das klingt hart, aber eS ist dennoch wahr, und der Vorwurf, die jungen Herzen zu ernüchtern, sie, wie man das nennt, praktisch denken zu lehren, trifft gerade die ersten und berühmtesten deutschen Mädcheninstitute am schwersten. Für die moralische Erziehung giebt es eben so wie für den Unterricht in jedem Institute nur einen allgemeinen Leisten, über welchen, er mag passen oder nicht, die Gemüther sämmtlicher Zög linge geschlagen werden. Dieser an sich große Uebelstand läßt sich wohl nicht ändern; er ist mit dem Wesen eines Institutes eng verknüpft und keine Möglichkeit vorhanden, einige Dutzend in Charakter, Talent und Neigungen grundverschiedene Naturen jede nach der für sie passenden Weise zu erziehen. Ein so ideales Institut, welches die höchsten Anforderungen befriedigen würde, ist nicht in die Realität überzusetzen; eine für jede- Kind beson ders eingerichtete, ihm allein und keinem andern angemessene Er ziehung kann nur eine ausgezeichnete Mutter im Schoße der Fa milie geben; denn es gehört nicht nur klarer Verstand und scharfi Beobachtungsgabe, sondern auch das Auge der Liebe dazu, den Charakter des Kindes frühzeitig zu erkennen und die allgemeinen Regeln der Erziehung auf diesen Charakter speciell anzuwenden. Gäbe eS lauter so vortreffliche Mütter, welche dies durchzuführen vermöchten, so wären überhaupt alle Institute überflüssig; da aber solche Mütter aus begreiflichen Gründen etwas selten sind, werden die Töchterchen in die Jnstitutsjacke gezwängt, wo für die ver schiedensten Geiste-- und Herzensformationen nur eine Richt schnur der Erziehung besteht. Wenn diese nach wahrhaft guten pädagogischen Principien aufgestellt wäre, könnte man sich noch zufrieden geben; in den meisten Instituten ist dies indeß nie der Fall gewesen. (Schluß folgt.) Der Äazar. Wenn es wahr ist, was in der Regel behauptet wird, daß eine Nation nur äußerst mühsam dasjenige in ihrem Culturleben erzeuge, wofür ihr d»r nationale Ausdruck mangelt, so hat unser Bazarverein da- Schwierige erfüllt, ein Stück orientalischen Le bens, da- wir eben nur unter morgenländischem Namen zu be zeichnen gewohnt sind, zur Freude und Lust der kleinen und großen Kinder bei unS eingeführt zu haben. Ein Bazar — wer je das buntfarbige Gewühl unter dem klaren aber heißen Himmel gesehen hat, mit seinen hochaufgeblasenen Kaufherren, mit den schleichen den und schleppenden Sklaven, mit dem wüsten aber doch an ziehenden Durcheinander, mit seinem Glitzern und Gleißen, mit seinem Schachern und Feilschen, der wird, das versteht sich, unfern WeihnachtSbazar eine stümperhafte Nachahmung nennen. Je nun — ein türkischer, d. h. doch barbarischer Bazar ist auch der unsere nicht, sondern — wie soll ich gleich sagen, rin civili- sirter. Civilisation ist bekanntlich die Manier, sich den natür lichen Respirator, den Schnurrbart abzuschneiden, und einen künst lichen un-zubinden, wie neulich ein geistvoller Mann erst erklärte. In diesem Sinne gilt- auch von unserm Bazar. Statt der Sonne glühen die Gaslichter, statt Limonen und Rosinenwasser giebts Bier und Beefsteaks, statt de- urwüchsigen Geschreis der Straßensänger hält hier der CaSperle eine wohlgesetzte Rede vom „geschundenen Raubritter" und statt der schmutzigen und struppigen Bettler steht hier fein säuberlich eine Büchse „für die Armen.* Mit einem geringen Theil guten Willen- kann man sich ln den Sälen de- Hotel de Pologne in die Markthallen von Bagdad hineinträumen, und neben aller Ähnlichkeit genießt man immer hin den Vorzug, ein anständigere-, saubere- Genrebtldchen vor Augen zu haben. Wenn ich nun sagen möchte, daZ unsere Kauf leute und Aussteller auch wohl etwa- bessere, geschmackvollere, solidere Maaren zur Ausstellung bringen, dann würde e- aus- sehen, al- wollt* ich Reclawe machen. Ja, lieber Leser, da kann ich dir nicht ander- rathen, al- selbst hinzugehen und dich zu überzeugen. Und wenn du in Brussa, Erzemm oder Bagdad mir solche Schnitzereien, wie der Gchneider'sche Holzleuchter, solch« Nähmas solche C! versilbert Maaren will ich von Me Und we du e- s« betreßte mit den Schießst Kuchen der Sti zaubert weint u Nun k, umsonß noch sc und sch alle W etwas i wie ein zu enil in die reicher D von ' 16. d. stattur eine- wärtlc Oper, dem i Beha buch Gesui des ? er, b< deutfi ein K erreiö klein! den! Mit in d mit der i zu n des stellt es j höh< ders wäf pari Tü. lent ver! ßen ran gefi Ki, S, W an die dvl sicl au fü ne T ni sei er S< j« ft fi e!