Volltext Seite (XML)
6123 kraft auf einer Maschine zwischen zwei Cylindern gezogen werden, etwa wie Maccaroni in einer Teigwaarenfabrik. Ferner werden dort vorzügliche Drainageröhren gefertigt, welche auf einer von der Hand getriebenen Maschine gezogen werden. Die Zu bereitung deS Thon- zur Anfertigung der Falzziegel geschieht durch verschiedene Maschinen mittelst Dampfkraft. Der Thon wird aus der letzten Maschine in Platten von der Größe der Form auS- geworfen, wo sie ein Arbeiter Stück für Stück auf Rahmen bringt, die ein anderer hinter der Maschine stehender Arbeiter auf die gegen ihn gekehrte Seite eines fünfeckigen Wellbaums mittelst einer einfachen Vorrichtung befestigt, worauf gleichzeitig auf der oberen Seite ein Ziegel gepreßt und auf der anderen einer ab genommen wird. Der Wellbaum dreht sich langsam und mit Unterbrechungen, während welcher Druck, Auflegen und Abnehmen geschieht, stets in derselben Richtung. Kleine Knaben nehmen die fertigen Ziegel vorn weg, streichen die Kanten derselben gerade und bringen sie auf die Trockengestelle. Nachdem sie gehörig auSgetrocknet worden, werden sie in die Oefen gesetzt, die 2 und 3 Stockwerke übereinander haben, in deren unterstem der Inhalt so gleich ausgebrannt wird. Die Fabrik liefert täglich 6000 bis 10,000 Stück solcher Ziegel. Zum Schlüsse stellt Herr Professor Roßmäßler noch den Antrag, diesen Sommer wieder ein Sommerfest abzuhalten und da« Direktorium der Polytechnischen Gesellschaft zu beauftragen, über die Art und Weise der Ausführung zu berathen. Der An trag wird unterstützt, gelangt zur Abstimmung und wird gegen eine Stimme angenommen. vr. G. Heppe. deS vierten ActS. Die einzigen Figuren dieses Stück-, welche das versöhnende Element repräsentiren, sind der Gärtner Hitler und Gertrud, welche Rollen durch Herrn Stürmer und Frl. Remo- sant trefflich zur Geltung kamen. Letztere gab ihre sehr schwere Rolle mit schöner Empfindung und in guter Ausarbeitung; den noch glauben wir, daß die ganze Leistung bei etwa- mehr Mäßigung deS hochtragischen Pathos in einzelnen großen Momenten einen noch größeren Eindruck gemacht haben würde. F. Gleich. Stadttheatrr. Das Schauspiel „Graf Waldemar" von Gustav Frey tag erscheint schon seit Jahren noch seltener auf den Repertoirs der deutschen Theater, als deS Dichters berühmtestes Werk „die Valentine". Auch hier ist es seit langer Zeit nicht gegeben worden und wir erwarteten deshalb bei seiner Aufführung am 30. No vember ein sehr volle- HauS und ein sehr animirteS Publicum, da bekanntlich in Leipzig der Dichter ganz besonder- verehrt und geschätzt wird. DaS Theater war jedoch an diesem Abende — wenn auch nicht gerade leer — doch nicht so zahlreich besucht wie in fast allen Vorstellungen der letzten Wochen; die Theilnahme für da- Werk selbst war nicht besonders lebhaft, obgleich has Schau spiel durch seine Glätte in der Form, durch seine mustergültige Geschliffenheit der Sprache und durch die vielen geistreich conci- pirten Momente interessiren muß, es überdem reich an wirkungs vollen Scenen ist. Darin aber, daß diese Wirkungen nicht immer wohlthuender und erfreulicher Art sind, mag wohl der Grund zu suchen sein, daß das Publicum diesmal mehr die Darsteller als den sonst so sehr gefeierten Dichter auszeichnete. Wenn auch Alles, was ist, in der sittlichen Ordnung der Dinge seine Berechtigung haben mag, so ist doch deshalb nicht Alles auch ein der Kunst würdiger Gegenstand, und eS kann deren Aufgabe nie und nimmer mehr sein, eine ganze Gallerie von Schuften vorzuführen. Die Blafirtheit der höheren Gesellschaft, Gefühlsrohheit in Glacehand schuhen und sittliche Versunkenheit dürften wenigstens nicht den Mittelpunkt eine- Drama's bilden — um so weniger, wenn wie hier der Dichter in eigener sittlicher Entrüstung alles das in weit schärferer Ausprägung hinstellt, al- eS überhaupt im Leben vor kommt. Es ist zu bedauern, daß ein so große- Talent, ein so scharf sinniger Beobachter und geistreicher Schriftsteller wie G. Freytag einen Theil seiner schöpferischen Kraft auf die Darstellung vorüber gehender, nicht immer erfreulicher Erscheinungen und Richtungen im bürgerlichen Leben der Neuzeit verwendet hat, daß in Folge dessen die betreffenden Werke trotz ihre- unläugdaren bedeutenden KunstwerthS schon nach verhältnißmäßig wenigen Jahren dem Schicksale der Ephemeren verfallen sind. Der Dichter selbst mag da- gefühlt haben, als er in seinem mustergültigen Roman „Soll und Haben" sich anderen und besseren Gegenständen zuwendete und endlich zu einem antiken Stoffe griff und mit der dramatischen Verwendung desielben in seinem Trauerspiel „Die Fabier", eines der poetisch bedeutendsten Bühnenwerke der Neuzeit schuf. — Die Darstellung de- Schauspiel- „Graf Waldemar" war eine höchst anerkennen-werthe Leistung unserer Bühne. DaS Ensemble der Vorstellung war ein sehr feine- und abgerundetes, wenn eS auch durch ein etwas lebhaftere- Tempo ohne Zweifel noch mehr ge wonnen haben würde. Die Rolle des Grafen Waldemar gab Herr Hanisch in sehr feiner Repräsentation, in durchdachter Weise und scharfer Auseinandersetzung. Besonders ist es an zuerkennen, daß eS dem Darsteller gelang, das oft weniger an genehm Berührende de- Charakters durch sein Spiel zu mildern, ohne damit da- Interesse abzuschwächen. — Ein lebenswahre-, scharf ausgeprägte- Charakterblld führte Herr Kühn- in der Rolle de- Fürsten Udaschkin vor. Selbst in der sehr gelungenen Aussprache de- Deutschen mit russischer Conflruction und Accent war diese Leistung eine typische. — Eben so Anerkennen-werthe- gab Frl. Lemcke al- Georgine, namentlich in der großen Scene Zoologischer Garten und Theater. i. Glück aufzum zoologischen Garten? wenn das Nothwendigere, der Neubau des Theater-, deshalb nicht hintangesetzt wird. Jeder Leipziger hat einen löblichen Stolz auf sein Leipzig, und daß unsere Stadt namentlich in neuerer Zeit an Größe und Ver schönerung bedeutend gewonnen hat, daS ist eben unser Aller Stolz und Freude. Wir Alle wünschen ihr gewiß jede erreichbare Zierde und wer den es gern sehen, wenn eS den Männern, die den zoologischen Garten gründen wollen, auch mit dieser Zierde für unsere Stadt gelingt; denn wir stimmen dem Verfasser de- Artikels: „Den zoologischen Garten betreffend" gern bei: daß jeder neue Reiz der Stadt auch den übrigen Anstalten zu Gute komme, und daß da-, was man einmal als gut erkannt hat, auch nicht auf die lange Bank geschoben werden darf. Diesem Grundsätze huldigend, will ich mir erlauben, einen Bauplatz für das neue Theater in Vorschlag zu bringen: es ist dies der Königsplatz, dem da- Theater zu einer großen Zierde gereichen wird. Im Parterre des Gebäudes zur Linken eine Re stauration, zur Rechten ein Kaffeehaus angelegt, würde gut ren- tiren und einen schönen Pachtschilling einbringen. Mit unfern Mitteln können wir Dresden und Berlin nicht erreichen, aber doch wohl ein schönes Gebäude Herstellen, wenn man nur den Plan von einem Manne anfertizen läßt, der mit modernem Theaterbau vertraut ist. Bei Empfang des Planes wird man sich überzeugen, daß wir keineswegs eine Viertelmillion Thaler brauchen, wie man von anderer Seite. (Adler Nr. 48) vermuthet. Der Einsender jenes Artikels denkt wohl noch zu sehr an frühere Zeiten, wo man einen Leipziger Bürger als ruinirt betrachtete, sobald er ansing ein Haus zu bauen. Jetzt baut man ganze Stadtviertel mit der sichern Aussicht auf Gewinn. Unter ungünstigem Verhältnissen als die gegenwärtigen er baut, kostet die katholische Kirche, eines der schönsten Gebäude unserer Stadt, mit Einschluß von 6000 Thaler für den Bauplatz, so wie der Uhr, Orgel, Glocken und der ganzen innern Einrich tung noch nicht volle 97,000 Thaler sammt dem Thmme, dessen Spitze aus lauter schöner Bildhauerarbeit besteht. Bei Erbauung des Theaters auf dem Königsplatz haben wir den Platz umsonst und den Grundbau auch weit billiger als bei der katholischen Kirche, da der Königsplatz viel höher liegt. Ich hatte dafür, daß wir mit einem Betrage von 150 bis 160,000 Thaler ein schöne- Theater bauen. Sind unsere baaren Mittel nicht hin reichend, so mache die Stadt eine Anleihe von etwa 100,000 Thlr. K 3 Procent mit einer kleinen jährlichen Amortisation. Bei dem lebendigen Sinne unserer Mitbürger für alles Gute und Schöne würde jeder sich gern dabei betheiligen; umsomehr al- man bei dem Pfandobject nicht zu fürchten hat, daß es unter den Ham mer komme oder zu Wasser gehe. Unfern Nachfolgern, die ihre Lust am neuen Theater haben werden, bleibt dann Gelegenheit, auch einen Theil der Last zu tragen und sie werden es gern thun in der Erinnerung, daß ein Theil von uns die Drangsale des Krieges, wir Alle aber dessen bittere Folgen in Bezahlung der Kriegsschulden getragen haben. Möchten jene Zeiten nicht wiederkehren! damit wir un- lange an Werken de- Friedens erfreuen können. Ein alter Bürger. II. Wenn ich in meiner neulichen Beantwortung de- „ein alter Bürger" Unterzeichneten Aufsatze- die Bitte aussprach, man solle nicht etwa meinen, als sollte durch die Gründung eines zoologischen Garten- irgend einer andern Unternehmung in den Weg getreten werden, so giebt mir der in Nr. 335 abgedruckte Artikel einen weiteren Beleg dafür, wie sehr ich zu dieser Bitte berechtigt war. Schon die Ueberschrift desselben: „Zoologischer Garten oder neues Theater" beweist, daß der Einsender glaubt, eins schlösse das andere aus. Sehr treffend bemerkt die geehrte Redaction hierzu, „warum nicht beide-?" Und wiederholt spreche ich eS hier aus, daß der Bau eines neuen Theater- von der ganzen Einwohnerschaft, so ganz besonders auch vom Gründungs-Comile für Errichtung eincs zoologischen Gartens mit großer Freude begrüßt werden wird, da hierdurch ein neuer AnziehungSpunct für unsere Stadt geschaf fen wird.