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6142 Außerdem kann sie zurückgezogen werden, wenn bei der Ertheilung der Petent die Behörden über tatsächliche Verhältnisse getäuscht hat und wenn die speciellen ConcessionSbedingungen nicht erfüllt werden. Oeffentliche Sitzung -er Leipziger Polytechnischen Gesellschaft am 21. Juni 1861. I (Genehmigtes Protokoll.) vr. Hirzel eröffnet die Sitzung, die erste im Sommer-Halb jahre, mit einer Begrüßung der Anwesenden und macht dann Mittheilung über einige geschäftliche Angelegenheiten der Gesell schaft. — An Schriften waren eingegangen: 1) Programm der königl. Gewerbeschule zu Chemnitz, 1861; enthaltend eine Ab handlung über Conftruction und Betrieb der Gatter, von W. Kankelwitz. 2) Bericht des Gewerbevereins in Nürnberg, 1860. .8) Bericht über das Bestehen und Wirkm des Kunst- und Ge werbevereins in Alten bürg, 1860, erstattet von vr. Back; so wie zwei Exemplare der Broschüre: „Der Schlaf der Pflanze" von demselben Verfasser. 4) Die Nrn. 3 und 10 der Monats- dlätter des Oberländer Kunst- und Gewerbevereins, enthaltend einen offenen Brief an die deutschen Gewerbevereine, und 5) Bres lauer Gewerbezeitung Nr. 9—12, 1861. — Diese Schriften wurden dem Bibliothekar Herrn vr. Schildbach übergeben und werden im Lesecirkel der Gesellschaft circuliren. Im Fragekasten fanden sich zwei Fragen: 1) Wie ist echter Meerschaum, welcher nicht rein weiß ist und deshalb gepulvert und geschlemmt wird, rein weiß zu bringen, um in Formen gegossen werden zu können ? 2) Könnte Jemand über die Fabrikation der Regenschirmgestelle und besonders über das Härten und Anlassen der Eisen- oder Stahlstabchen ausführliche Auskunft geben? Herr vr. Hirzel zeigte hierauf die Fleischhackemaschine deS Herrn Brandes, Wildprethändler in Leipzig (Petersstraße im Reiter), vor und setzte dieselbe in Thätigkeit. Mit dieser Maschine kann man alle Sorten Fleisch und Fett in sehr kurzer Zeit auf das Feinste zerhacken und die Sehnen des Fleisches bleiben dabei zwischen den Messern hängen. Der Preis dieser Maschinen, welche sich besonders für Wurstfabrikanten, Gastwirthe und auch für größere Haushaltungen eignen, ist 15 Thaler pro Stück, doch würde sich derselbe, wenn die Maschine eine allge meinere Verbreitung fände, vielleicht auf 8 — 9 Thaler reduciren. Die Frage, ob die in der Maschine befindlichen Messer leicht zu ersetzen seien, wenn eine Beschädigung derselben durch Knochen stückchen eintreten sollte, beantwortet vr. Hirzel dahin, daß das Einsetzen neuer Messer leicht möglich sei, da dieselben in Blei eingegofsen seien. Herr Ingenieur Götz giebt hierauf einen kurzen Bericht über die Weimarische Industrie, und Gewerbeausstellung, beschreibt zuerst die Einrichtung des Gebäudes, rühmt die von Herrn Ingenieur Kohl geleitete Anordnung der ausgestellten Gegen stände als sehr geschmackvoll und führt dann das Verzeichniß der einzelnen Klassen und Abtheilungen auf, aus denen er dasjenige, was für ihn von besonderem Interesse gewesen, einer etwas ge naueren Besprechung unterwarf. Er hob vorzüglich folgende Gegen stände hervor: Eine sehr gelungene Nachahmung des englischen Kupfers zu Theekannen u. dergl.; ein sehr schönes Gußstück zu einer Feuerspritze; eine liegende sechspferdige Dampfmaschine aus Gera, eine Locomobile ebendaher; eine dreipferdige Dampfmaschine aus Zeitz; eine Sammlung von 20 Rüstwagen verschiedener Größe, jedoch alle nach gleichem Muster gearbeitet, von 16—170 Thlr. Diese Wagen werden von einem Fabrikanten in Erfurt gefertigt und nach der Nummer verkauft und ist die Einrichtung so ge troffen, daß, wenn ein Theil eines solchen Wagens zerbricht, der Besitzer nur dem Fabrikanten das zu ergänzende Stück von der betreffenden Wagennummer anzugeben braucht, um sofort ein paffendes neues Stück zu erhalten. — Ferner sehr schöne, wirk lich künstlerisch gearbeitete Figuren von Thon und lerrn. eotts. (Figuren aus dem trojanischen Kriege). Die übrigen auf der Ausstellung vertretenen Industriezweige führte der Sprecher nur dem Namen nach an. vr. Hirzel theilt mit, daß er von Herrn vr. MiruS in Weimar gedruckte Berichte über die Ausstellung erhalten werde, welche durch den Lesecirkel zur Kenntniß der Mitglieder gelangen sollen. — Ferner wurden die neuen verbesserten Patentzünder d.S Herrn von Seckendorfs in Dresden vorgezeigt; dieselben unterscheiden sich von den früheren (siehe Nr. 7 der Berichte) da durch, daß sie aus einzelnen mit der brennbaren Masse über zogenen Spähnen bestehen, von denen je ein Zünder so viel, als zu einmaligem Feueranmachen nöthig ist, enthält und welche durch rm hindurch gestecktes Holzstiftchen mit einander verbunden sind. Diese neuen Patentzünder sollen vor den alten den Vortheil haben, daß sie sich leichter entzünden lassen und daß man weiter kein Holz zum Entzünden von Kohlen u. dergl. zuzufügen braucht. ES waren zwei Sorten zur Ansicht da, solche die nur auf einer und solche die auf beiden Seiten mit der brennbarm Masse überstrichen waren. Herr Consul Knauth theilt mit, daß man in Frankreich dünnere Spähne (Hobelspähne), die mit Harz oder Theer getränkt worden sind, zum Anzünden verwende, was jedenfalls noch zweck mäßiger sei. Der Direktor zeigte hierauf mehrere Aräometer und Ther mometer, von Herrn Thust in Reudnitz bei Leipzig verfertigt, vor und bemerkt, daß er von diesen bis jetzt nur «ine Laugen waage geprüft und für richtig befunden habe, daß er aber auch die andern Instrumente, unter denen auch ein Normalalkoholometer war, einer Prüfung unterwerfen werde. Herr Kefer stein be merkt in Betreff dieses Normalalkoholometers, daß die wirklichen Normalalkoholometer nur die Scala von TralleS enthielten und auch geaicht sein müßten. vr. Hirzel zeigt ferner mehrere Gegenstände vor, die er bei den Herren Mantel L Riedel in Leipzig gesehen hatte: 1) Blumenetiquetten von GlaS; dieselben sind hohl und mit einem Zinndeckelchen und Schellack verschlossen; in den hohlen Raum bringt man die geschriebene Etiquette, die nun vor der Einwirkung deS Regens geschützt ist, und auch nach Belieben wieder herausgenommen werden kann. Das Stück kostet 5 Ngr., das Dutzend 1 Thlr. 10 Ngr., bei Partien noch billiger. — 2) Luftkissen von vulkanisirtem Kautschuk; dieselben kamen früher nur auS England, die vorliegenden waren jedoch deutsches Fabrikat (von Baumeißter u. Gebr.Wetzell in Hannov.Münden); die Arbeit war vortrefflich, das Stück kostet 2 Thlr. 25 Ngr. bis 31/2 Thlr. — 3) Cigarrentaschen von Eisengarn, sehr billig, k. Stück 5 Ngr. ^ Herr Huth halte aus Würzburg Sägen kommen lassen, welche zur Besichtigung vorgelegt wurden. Diese Sägen sind von Herrn Tischlermeister F. Urlaub in Würzburg conftruirt und zeichnen sich durch eine einfache, aber sehr praktische Spann- Vorrichtung aus. Eine sogenannte amerikanische Wäschklammer hatte Herr vr. Hirzel von Herrn vr. Mirus in Weimar erhalten und zeigte dieselbe vor; sie ist viel praktischer als die bisherigen und besteht aus zwei einfachen Stückchen Holz, welche durch ein elastisches Messingblech mit einander verbunden sind. Diese Klammern haben den Vortheil, daß sie die Wäsche mit der Leine 1 vollständig umfassen und festhalten. — Ferner wurde noch eine Vorrichtung zum bequemen Reiben von MuScatnüssen für die Küche, von Herrn Mechanikus Hühnerbein (Halle'sche Straße) gefertigt, vorgezeigt; sie kostet 5 Ngr. vr. Heppe sprach über den Fußbodenlack deS Herrn Franz Christoph in Berlin, und zeigte zwei Sorten des selben vor, nämlich gelbbraunen Glanzlack und reinen ungefärbten Glanzlack. Der erste wird angewendet, um neue oder bisher gescheuerte Holzdielen mit einem Farbüberzug, der schnell trocknet und einen schönen Glanz zeigt, zu versehen. Zuerst streicht man am besten mit Leinölfirniß und dann zweimal mit dem gelbbraunen Lacke; will man den Glanz noch erhöhen, so überstreicht man, nachdem die ersten Anstriche ganz trocken ge worden sind, nochmals mit reinem ungefärbten Glanzlack. Auch bereits abgetretene oder früher mit Oelfarbe gestrichene Dielen überzieht man mit dem gelbbraunen Lack, nachdem man sie vor her mit Firniß getränkt hat. — Wünscht man neuen Dielen eine hellgelbe Farbe zu geben, so überstreicht man sie mit Leinöl firniß und dann nur mit dem reinen, ungefärbten Glanzlack. Diese Lacke zeichnen sich dadurch aus, daß sie außerordentlich schnell trocknen, einen schönen Glanz geben und auch sehr haltbar sind, wovon sich der Sprecher durch Anwendung in seiner Woh nung überzeugt hat. Diese Fußbodenglanzlacke sind in Leipzig bei den Herren Brandt L Peter, Grimma'sche Straße Nr. 2 zu haben. Das Pfund kostet 12*/, Ngr. und sind Flaschen k 1 und 2 Pfund, so wie Füßchen mit 6 bis 30 Pfund Nettogewicht zu haben. Herr Berleck übergab der Gesellschaft mehrere von ihm ver fertigte Streichriemen für Rasirmesser zur Begutachtung, und die Herren H. Wieck, Stuck, Keferstein und vr. Schild bach nahmen je einen dieser Riemen zur Probe mit. Herr Berleck verfertigt diese Riemen je-t auS rund gewebtem Segel tuch, während man früher dazu glatt gewebtes Segeltuch, welche« in Stücke geschnitten und zusammengenäht wurde, verwendete; — da- Segeltuch wird gekocht und mit einer eigenthümlichen Sub stanz getränkt; der zweite Riemen ist von Juchten. Herr Ingenieur Götz zeigte ferner Modelle von gepreßten Falzziegeln auS der Fabrik der Gebrüder GilardonS zuAlt- kirch im Elsaß vor, die Herr vr. MiruS in Weimar demselben zu diesem Zwecke überlassen hatte. Diese Fal^iegel werden in geschmackvollen Mustern angefertigt, welche eine viel leichtere Be dachung abgeben und überdies die Dachspähne ganz überflüssig machen, ohne Feuchtigkeit durchdringen zu lassen, selbst nicht beim Aufthauen von Schnee. — Als eme Neuheit solcher Ziegel sind diejenigen zu erwähnen, welche mit GlaSfenstern versehen werden können. Außerdem werden in der genannten Fabrik verschiedene Sorten hohler Backsteine angefertigt, welche mittelst Dampf-