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6202 finden sich die Einfahrten. Die Galerien werden in einzelnen Parzellen vermlethet, um Fleisch, Milch, Butter u. dergl. darin aufzubewahren und ist diese Einrichtung der Benutzung sehr zu empfehlen. Die Temperatur in diesem Raume beträgt im Som mer höchstens 4« C. und ist immer gleichmäßig. Da- Eis, welches den Abonnenten ins Haus geliefert wird, würde sich aber nicht lange halten, wenn nicht paffende Einrichtungen getroffen werden könnten, um das zu schnelle Schmelzen desselben zu ver hindern; hierzu dienen die Eisschränke, welche seit 1854 von Herrn Jage in Leipzig gefertigt werden. Ein solcher Schrank besieht aus Holz und enthält mehrere Abtheilungen, diejenige, welche für das Eis bestimmt ist, ist mit Zinkblech auSgeschlagen und steht durch Oeffnungen mit den übrigen Räumen, w»lche zur Aufnahme der Speisen dienen, in Verbindung, das Ganze ist mit schlechten Wärmeleitern umgeben und kann durch eine Ventilations- Vorrichtung (in der Nacht) mit frischer Luft versehen werden. Das aus dem Eis entstandene Wasser fließt unten durch ein besonderes Rohr ab, welches durch ein Ventil geschlossen wird, so daß zwar Wasser ausfließen, aber keine Luft eindringen kann. vr. Hirzel theilt mit, Herr Jage habe bereits über 600 solcher Eisschränke verfirtigt. Zum Zerkleinern größerer Eisstücke dient der Eis brecher, ein Instrument, welches aus einem eisernen unten zu gespitzten Stabe besteht, und einer schweren Kugel, die mitten durchbohrt ist; der Stab ist durch die Kugel hindurchgesteckt und wenn man nun die Spitze des Stabes auf das Eis aufsetzt und die Kugel an demselben in die Höhe schiebt und dann plötzlich fallen läßt, so wird das Eisstück gesprengt. — Ein solcher Eis schrank nebst Eisbrecher wurde vorgezeigt. Herr Bo hm theilt seine Erfahrungen, die er über die Eis- aufbewahrung in Rußland gemacht hat, mit, und behauptet, daß das Eishaus fehlerhaft sei, wenn nicht für den Abzug des Schmelz wassers gesorgt werde. In Rußland seien sämmtliche Eisbehälter über der Erde und bestehen aus zwei (einem größeren und einem kleineren) übereinander gebauten Strohkegeln, zwischen denen ein hohler Luft haltender Raum befindlich ist. Die Kegel bestehen je aus zwei Schichten hölzerner Sparren, zwischen denen eine »/i Elle dicke Schicht Stroh sich befindet. Der Eingang des äußeren Kegels liegt nach Norden, der des inneren Kegels, welcher das Eiö enthält, dagegen nach Süden zu; das Fundament besteht auS Kies und ist für Abzug des entstandenen Wassers gesorgt. DaS Els wird in kleine Stucke zerschlagen, dann hineingedracht und mit Wasser üdergosscn, so daß es zu einer zusammenhängenden Masse gefriert. Der Sprecher empfiehlt diese EiShütteN als sehr praktisch und wohlfeil. vr. Hirzel erwiedert auf Herrn B ohms Aeußerung, daß er überzeugt sei, daß Herr Fel sche auf den Wasserabfluß Rücksicht genommen haben werde. Herr Mechaniker Hausser hatte eine von ihm gefertigte Tafelwaage ausgestellt, die sich von den gewöhnlichen Waagen dieser Art durch ihre außerordentliche Empfindlichkeit unterschied Zum leichteren Verständniß hatte er außerdem noch die Hebe vorrichtung ohne das Gehäuse ausgestellt; die Zeiger bewegen sich beide in vertikaler Richtung nebeneinander und nicht, wie bei ähnlichen Waagen, nur der eine, während der andere feststeht; die Schneiden sind halbrund und die Waage zeigt bei 25 Pfund Belastung noch 1 Quent sicher an. Preise von 12 Thaler an aufwärts. Von Herrn Bohm und mehreren Anderen wurden Versuche mit dieser Waage angestellt. vr. Hirzel zeigte hi«rauf einen Kornprobestock von Aug. Sauter, Mechaniker in Ebingen, vor. Derselbe hat die Form eines gewöhnlichen SpazierstockeS und dient dazu, dem Käufer Gewißheit zu verschaffen, ob da- Getreide auch in der Tiefe des SackeS dieselbe Beschaffenheit hat wie oben; denn es kommt im Getreidehandel zuweilen vor, daß in dem untern Theile der Säcke Getreide von geringerer Qualität enthalten ist. — Am untern Theile dieses Stockes ist eine Messinghülse befestigt, in welcher eine andere genau hineinpassende Hülse befindlich ist; die innere Hülse läßt sich vermittelst eines Effenftabes, der durch der. ganzen Stock hindurch bis zum Knopfe reicht, drehen. Beide Hülsin besitzen correspondirende Oeffnungen. Durch eine Drehung der inneren Hülse kann jedoch der ganze innere Raum abge schlossen werden, die Drehung wird durch einen Stift, welcher an der inneren Hülse befestigt ist und der durch einen Schlitz an der äußeren htndurchreicht, begrenzt. Soll der Stock gebraucht werden, so schließt man die Oeffnung, sticht ihn in den Sack hinein, öffnet dann durch Drehung an dem Knopfe die Hülsin, so daß da- Getreide hineinfallen kann, schließt dann durch ent gegengesetzte Drehung die Hülsen wieder und zieht nun den Stock auS dem Sacke heraus. Ein solcher Stock von der Größe eine- gewöhnlichen GehstockeS kostet 4 Gulden, ein größeres Instrument für Kaufhäuser 5 Gulden. Ferner zeigt Herr vr. Hirzel noch sogenannte amerika nische Holzrouleaux aus der Holzwaarenfadrik von Reinke und Bremer in Stollberg a/Harz vor. Dieselben sind au- vie len t/, Aon breiten Holzstäbchen zusammengesetzt, welche durch eingeflochtme Fäden mit einander verbunden sind, so daß eine jede Fadenreihe auS 6 nebeneinander liegenden Fäden besteht, von denen abwechselnd 3 auf der vorderen Fläche, 3 auf der Hinter- fläche zu sehen sind. Diese Rouleaux haben folgende Vortheile: 1) schützen sie, von außen an die Fenster angebracht, vollkommen gegen die Hitze der Sonnenstrahlen, weil da- Holz ein schlechter Wärmeleittr ist; 2) rollen sie sich leicht und gerade auf und sind eben so leicht wie andere Rouleaux anzubringen; 3) lassen sie durch die zwischen den Stäbchen befindlichen feinen Spalten noch hinreichend Licht und Luft hindurchdringen, und 4) ist der Preis nur ein geringer. — 100 Quadr^tfuß in beliebigen Breiten incl. Ltangen und Rollen kosten: mit Baumwollenzwirn, roh (Naturfarbe des Holzes) 3»/, Thlr., mit Hanfzwirn - - - 4 - mit Hanfschnur, stark für Treibhäuser - - 5 - Gebeizt, einfarbig und bunt pro 100 Quadratfuß um 15 Ngr. theurer als roh, mit Oelfarben gemustert pro Muster 5—10 Ngr. Genannte Fabrik liefert auch gebogene buchene Radfelgen, Schuh macherleisten, Schuhmacherspähne, Ahornholzstifte und Holz fidibusse. Schließlich zeigte vr. Hirzel noch ein Stück sogenannten Tuffmarmor vor, ein Präparat, welches in Weimar fabricirt wird, und aus einem porösen Stein, der mit einer besonderen Masse imprägnirt und gefärbt ist, besteht; man kann denselben zum Belegen von Fußboden in Hausfluren und dergl. benutzen. Weitere Aufschlüsse über diese- Präparat ertheilt Herr vr. Mtrus in Wtimar. vr. Heppe. Zur Tageschronik. Leipzig, den 6. December. Ein arger Exceß wurde vor einigen Tagen in Connewitz, in der zum Belvedere benannten Gastwirthschaft, von jungen Leuten verübt, welche sich desselben Tages zum Militair gestellt hatten. Eine unter denselben ent standene Schlägerei artete in eine förmliche Demolirung de- Gast locales aus, bei welcher nach und nach Gläser, Tische, Stühle, Fenster zerschlagen wurden. Ein von dem OrtSrichter unter Assistenz des Gensdarmen unternommener Versuch, dem Ercesse zu st uem, war erfolglos und erst dann, als einige der zufällig in Connewitz einquarlirten Cavalleristen requirirt worden waren, gelang es, die Excedenten zu bewältigen, von welchen acht noch rn derselben Nacht geschloffen mittelst Wagen- nach der Frohn- vcste des hiesigen GerichtSamtes II. gebracht wurden. -7- Verschiedenes. Die Directoren der Berlin-Hamburger, Berlin-Anhalter und Leipzig-Dresdner Bahn, der sächsischen, der österreichischen StaatS- bahnen und der Norddahn haben zu Gunsten des direkten Ver kehrs von Hamburg über Berlin, Dresden und Bodenbach nach Olmüh, Brünn, Wien, Marchegg, Preßburg, Pesth, TemeSwar und Basias neue Bestimmungen vereinbart. Diesen zufolge Hot d?r Empfänger der Güter auf den österreichischen Stationen den ganzen Betrog der aufgelaufenen Fracht und Spesen nur in Bank noten, der Empfänger in Dresden und Hamburg dagegen diesen Betrag nur in Courantgeld zu entrichten. Ganz die gleichen Bedingungen gelten für den direkten Güterverkehr von Berlin aus nach den oben genannten Endpunkten und umgekehrt. Der Schwerpunkt des eben auseinandergesehten direkten Verkehr- liegt in dem Umstande, daß derselbe dem bereit- organisirten direkten Verkehr von Stettin über Berlin vis. Oderberg nach dem Süden und Südosten, sowie umgekehrt, Concurrenz zu bieten berufen »st. Hauptsächlich gilt der TranSportwettkampf im Cerealien- verkehr. Jndeß entfällt bei der unglaublichen Bedeutung und Größe desselben stets ein genügender Antheil auf jede der nord wärts concurrirenden Bahnen, indem die einzelnen für sich nicht in der Lage sind, denselben gänzlich allein bewältigen zu können. (L. Nachr.) Hr. Eugen Serafini au- Ancona hat an die Wiener Stadt- gemeinde da- Ersuchen gerichtet, ihm mit der sogenannten „Isvs wstsUies" in einer der Straßen der Stadt statt de- jetzt bestehen den Steinpflaster- einen Pflasterungsversuch zu gestatten. Die Bestandtheile der wvtsUios sind Geheimniß de- Proponenten, welcher im Begriffe ist sich für seine Erfindung ein Privilegium zu erwirken und eS soll diese Methode bereit- in Rom und an deren Städten der Marken und Umbrien- mit günstigem Erfolge angewendet werden. Als besondere Vortheile dieser Composition bezeichnet der Proponent den durch ihre Anwendung vermiedenen Lärm der Fuhrwerke, große Dauerhaftigkeit, eine gewisse Elasti- cität, wodurch die Pferde vor dem AuSgleiten bewahrt werden und endlich den billigen Anschaffung-preiS, nach welchem die Quadratklafter auf 20 fl. für die Fahrbahnen, für die Lrottoir- ader auf ca. 12 fl. zu stehen käme. Für die Dauerhaftigkeit qarantirt Serafini bei dm Fahrbahnen durch S Jahre, bet dm Gehwegen durch 15 Jahre.