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82 Characteristische Bäume des Nordens. den wird, die weit genug unter der schützenden Berghöhe Zurückbleiben, um nicht von den mörderischen Winden ergriffen zu werden. Hier treten die geselligen Baumarten auf. Man findet einen Wald von lauter Birken, von lauter Nadelbänmen, allerdings noch Zwerge im Ver gleich mit ihren weiter südlich lebenden Geschwistern, aber doch genügend, um charakteristisch kenntlich zu sein. Hier nähert sich schon der Baumwuchs jenem der gemäßigten Zone, auch in dieser findet man Wälder von ungeheurer Ausdehnung und doch ganz aus einer Banmart bestehend, Buchenwälder, Eichenwälder, Föhre »Wälder u. dgl., auffallend von der Tropenzone verschieden, wo kein Schatten von solcher Geselligkeit gleicher Pflanzen gefunden wird. Der tropische Urwald besteht aus lauter ganz verschiedenen Bäumen, von der riesigsten Größe bis zur unbedeutenden Kleinheit, die einen Jahrtau sende, die anderen kaum Jahre zählend, und die gleichartigen Bäume so weit ans einander stehend, daß man nicht selten halbe Stunden lang suchen muß nach einem Baum, welcher zu derselben Spccies gehört, wie der jenige, an dem man sich eben befindet. Am weitesten in das Gebiet der Moose und Flechten eingreifend, sieht man die Zwergbirke und die sibirische Lerche, sie reicht bis über den 71sten Grad hinaus, freilich nicht mit Bäumen von mehr als zehn Fuß Höhe, ja gewöhnlich nur sieben Fuß messend. Je weiter südlich, desto höher und stärker werden die Bäumchen. Unter dem 67sten Grade erlangen sie schon zwei Fuß Umfang, unter dem 60sten schon vier Fuß. Eben so ist es mit der Birke, welche unter dem 70sten Grade nicht viel über spannen hoch ist, unter dem 68sten aber schon mannshoch wird. Bis zn dieser Region reicht auch die sibirische Ceder, deren ziemlich große Samen gleich Mandeln gegessen werden und selbst auf den Tafeln reicher Leute in den Hauptstädten von Sibirien den Nachtisch bilden. Im Walde dienen sie allerdings vorzugsweise den vielen kleinen Nagcthieren zur Nahrung, vom Eichkätzchen bis zur Maus, nnd was von Stürmen geschüttelt an ganzen Pinienzapfen zu Boden fällt, wird sorgfältig aufgesainmelt von den nicht kletternden Nagern. Das Holz, welches außerordentlich leicht und doch sehr fest ist, dient zum Bau der Flußschiffe und Nachen. Die Weißbirke, der Zwergwachholder, die Erle, die gewöhnliche Kiefer, die Tanne und an den sumpfigen Grenzen der Wälder auch die Weide bilden die Masse des Bamnwuchses. Die Wcißtanne kommt noch vierzig bis fünfzig Fuß hoch selbst am 69sten Grade oberhalb Amerika am Mackenziefluß vor. Eben so weit nördlich geht auch die Papierbirke, deren Rinden den Bewohnern der Hudsonbai zu Kähnen dienen. Ein Stamm, welcher ihnen die nöthige Länge zu haben scheint, wird gefällt, der Länge nach wird seine