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Kleine Fürsten. Haß gegen die Birmanen. 755 Der See hat eine Merkwürdigkeit in den vielen schwimmenden In seln, welche seine Oberfläche bedecken, sie sind aus gestürzten, mit Aesten und Wurzeln in einander verwickelten Bäume entstanden, haben sich nach und nach mit Erde bedeckt, und werden zum Theile bewohnt. Manche derselben sind groß genug, um die Bewohner von 4 bis 6 Hütten, die sich darauf angebaut haben, bequem zu nähren. In der Regel bedient man sich ihrer jedoch nur des Fischfanges wegen. Der Begriff schwimmender Inseln wird übrigens von den hier liegenden vollständig erfüllt. Nicht nur schwankt der Boden unter den Tritten des Wandelnden, sondern sie selbst die Inseln wandeln, gehen vom Winde geführt von einem Ufer zum andern und drehen sich bei Stürmen in großen Kreisen um sich selbst. Auf einer solchen Insel waren Reisende abgetreten, und während des Frühstücks, das sie hielten, fand sich eine übermäßig alte Frau in steter Heiterkeit wegen der Angst, mit welcher einige von der Gesellschaft der Europäer auf dem schwankenden Boden einhergingen. Die Fürsten, welche diesen kleinen unterworfenen Staaten vorstehen, haben übrigens ihren ganzen fürstlichen Hochmuth und ihre äußere Pracht behalten, wenn schon es ihnen nicht gelang, damit auch fürstliche Macht und Würde zu verbinden, sie haben ihr Hans mit dreifachem Dache, welches den Rang des Fürsten bezeichnet, (die Dächer der Priesterhäuser sind vierfach), sie haben ihren sogenannten weißen Elephanten, wenn er auch nicht weiß ist, und sie lassen sich von einem wirklich weißen Sonnen schirm beschatten, was die Hauptkennzeichen der königlichen Würde sind. Die Gewalt, welche die Birmanen gegen diese Fürsten ausüben, richtet sich gänzlich nach der Nähe, in welcher ihr Staat zur Hauptstadt liegt. Die diesem Mittelpunkte am nächsten gelegen sind tyrannisch unterdrückt, da gegen ist umgekehrt die Gesandtschaft, welche die an den Grenzen von China wohnenden an den Hof von Ava schicken, nichts als eine Formalität. Alle sind zwar verpflichtet, im Falle eines Krieges ein Contingent zum Birmanen, Heere zu stellen, allein die Gesammtsumme aller derjenigen, welche auf diese Weise zu dem Hauptheere stoßen wird die Zahl von 20,000 kaum erreichen. Merkwürdig ist der Haß, den alle diese unterworfenen Stämme gegen die Birmanen haben, es wird denselben jede Barbarei und jede Abscheu lichkeit nachgesagt, umgekehrt werden wieder die Chinesen als ganz vortreff liche, gerechte Menschen bezeichnet. Wir Europäer sind gewohnt, dieses anders anzusehen, es mag das ungünstige Urtheil über die Birmanen wohl daher kommen, daß sie die Herren sind, weiter braucht es in der Regel nichts, um schlecht und abscheulich, um ungerecht und bösartig, kurz um tyrannisch gefunden zu werden.