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ihm einen der ungeheuren Ohrlappen auf, und ruft ihm den Befehl zu. Unveränderlich beantwortet der Elephant die Worte mit einem eigenthüm- lichen Geschrei, welches zu heißen scheint, „ich habe verstanden", worauf augenblicklich die Ausführung des Kunststückes kommt. Man kann sich allenfalls denken, daß dies einen ziemlich komischen Effect macht. Von den Völkern, welche das große Reich bewohnen, weiß man leider nur wenig. Die Shans, oder wie sie sich selbst nennen Tais, scheinen von den indochinesischen die verbreitetsten und die zahlreichsten zu bilden. Sie umringen den eigentlichen Birmanenstamm, der rein indischen Ursprungs ist, in einem großen Halbkreise, eine zusammenhängende Kette von der Grenze von Muripur bis in das Herz von Annan und von Assam bis Cambodja. Sie bekennen sich überall zum Buddhaismus, sprechen eine ge meinschaftliche Sprache ohne große Dialectnnterschiede und haben eine ziemlich bedeutende Stufe der Cultur erreicht. Sie behaupten, daß vor vielen Jahren (d. h. vor vielen tausend Jahren) ihre Ahnherrn, die großen Tais, ein gewaltiges und mächtiges Reich gegründet hätten, welches später durch innere Zwistigkeiten sich spaltete und in viele kleine Reiche zerfiel. Sie alle sind jetzt dem Reiche Ava, oder China unterworfen, das eigent liche Siam scheint sich so weit ganz allein frei erhalten zu haben, um nir gend Tribut zu zahlen, denn die Oberhoheit der Birmanen ist sonst überall anerkannt und selbst im äußersten Osten des Reichs, wo der chinesische Einfluß schon sehr stark vorwaltet, zahlen sie immer noch an das Bir manenreich. Das ganze Land besteht aus Bergzügen, welche von Norden nach Süden laufen mit dazwischen liegenden Thälcrn, in denen sämmtliche Flüsse in gleicher Richtung mit dem Gebirge nach dem indischen Meere hingehen, die ähnlich den Wildbächen einen sehr raschen vielfältig von Wasserbächen unterbrochnen Lauf haben und stets Überschwemmungen ver ursachen, welche hoch oben zerstörend, in den weiten Ebnen des untern Laufs der Flüsse Segen bringend sind. Jene die Flüsse begleitenden Gebirge sind von mehr oder minder wilden Völkerschaften bewohnt; diese Bezeichnung als Wilde scheint sich jedoch nur auf ihre Neigung zum Kriege zu beziehen, denn sonst sind sie civilisirter als man glaubt. Sie bauen das Land, sie liefern Indigo und Zucker und Baumwolle und setzen sie nach den Grenzdistricten ab; sie ver stehen auch Metalle sehr gut zu verarbeiten, machen namentlich ganz vor treffliche Säbel- und Dolchklingen, machen auch Flinten, jedoch nur mit Lunten versehen, indem sie weder die Steinschlösser, noch viel weniger aber die Perkussionsschlösser kennen. Aber kriegerisch sind sie allerdings in hohem Grade und die mäch-