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744 Hofstaat des weißen Stephanien. Neger sind. Man sieht dieses an der fenerrothen Iris, welche für eine große Schönheit gehalten wird; die Indier sagen, deren Auge sehe aus wie ein Ring mit neun Edelsteinen. Die Verehrung gegen ihn geht so weit, daß selbst der Hakenstock, welcher seinem Kornak dient, um ihn zu lenken, von oben bis unten mit Perlen besetzt ist, die Binden, welche er um den Kopf, um den Gürtel und sonst um den Leib trägt, sind von scharlachrothem Tuch und ganz mit Edelsteinen besäet. Wenn er in großein Costüm erscheint, so trägt er auf dem Kopfe eine starke goldene Platte, auf welcher alle seine Titel ver zeichnet sind; von dieser hängt über die Stirn herab ein großer Halb mond von prächtigen Edelsteinen, eben so sind seine Ohren geschmückt. Sein Haushalt besteht aus dreißig Personen und er hat einen besonderen Minister, welcher seine Staatsgeschäste besorgt. Wenn man ihn besuchen will, muß man vor der Thür seines Hauses die Schuhe auöziehen. Auf den gegenwärtigen aber ist man nicht gut zu sprechen, er soll sehr mali- ciös sein und schon viele Kornaks getödtet haben. Der Grund seines ungnädigen Verhaltens liegt vielleicht in einer kleinen Rücksichtslosigkeit gegen ihn, die er übel genommen hat. Der weiße Elephant nämlich hat eine bestimmte Apanage, aus wel cher seine Bedürfnisse bestritten werden. Nun ist seit einiger Zeit das Kaiserthum oder Königreich verpflichtet, einen Tribut an die Engländer zu zahlen und da geschah es denn einmal, daß nicht genug Gold in der Schatzkammer war und man sah sich genöthigt, die Apanage des weißen Elephanten anzugreifen. Allerdings wurde eine solche Deputation, wie sie eines solchen Herrn würdig ist, an den Dickhäuter geschickt und ihm ein königlicher Brief, auf ein großes Palmblatt geschrieben, überbracht, worin der König ihn bat, sich nicht zu sehr zu ereifern über den augenblicklichen Verlust seines Einkommens, welches man habe verwenden müssen, um die rothhaarigen Barbaren zu bezahlen und was man noch vor Ablauf zweier Monate zurückerstattcn werde. Allein, obschon das erhabenste Dickfell von dem Briefe vollständigste Kenntniß nahm, indem es ihn auffraß, soll den noch seine Laune seit jener Zeit sehr gelitten haben. Ob die eigentlich gescheuteren, ob die gebildeten Birmanen die Ver ehrung gegen den weißen Elephanten theilen oder ob sie denselben nur als ein Attribut der Königswürde betrachten, wie z. B. die Könige von England die sechs isabellfarbenen Pferde, welche ihre Kutsche ziehen müssen, wenn sie das Parlament eröffnen, hat noch nicht recht ermittelt werden können. Es gilt immer für ein großes Glück, wenn ein weißer Elephant ge funden wird, daher kommt es, daß man sehr oft angekündigt findet, es sei