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Der See Tcmganyika. 735 waltige Hauptstadt sei, daß hier ein ausgedehnter Markt die Völker der Umgegend versammle und nun schien es, als sei von allem diesen nichts zu finden; auch die Stadt Ujhi war nicht zu sehen. In zwei langen Kähnen saßen die Reisenden, von Ruderern umgeben, und befuhren das langersehnte Binnenmeer, dessen Breite so groß war, daß man selbst von den höchsten Bergen der Umgegend das andere Ufer nicht sehen konnte. Nach mehrstündigem, ziemlich schnellen Fahren gelangte man in eine immer flachere Seegegend, unzählige Wasserpflanzen bedeckten die Oberfläche und endlich stießen die Schifflein mitten unter einem großen Haufen anderer, die im Schilf verborgen waren, ans den Sand, das war der Quai der großen Handelsstadt Ujhi. Die Reisenden stiegen aus und befanden sich in einem Haufen Ein geborener, größtenteils von ziegelrother Farbe, welche in den heißen Strahlen der Mittagssonne brüteten und sich dabei ganz wohl zu befinden schienen. Braten konnte man diese Existenz wohl nennen, denn nicht nur befanden sie sich den glühenden Strahlen der Sonne ohne allen Schutz ausgesetzt, sondern sie waren auch hinlänglich mit Fett begossen, um mürbe, wenn auch vielleicht nicht schmackhaft zu werden. Die Leute waren hier des Handels wegen versammelt, aber sie hatten doch nicht unterlassen tonnen, sich auf's Köstlichste zu schmücken. Wer nur reich genug war, um es zu bezahlen, hatte sich ganz mit rothem Ocker oder Mennige bestrichen, ein theurcr Handelsartikel, also ein sehr kostbares Kleid. So geschmückt besuchten sie, wenn das Wetter günstig war, d. h. wenn die Sonne zur Genüge brannte, den Bazar, um unter einem Lärm, welcher mehrere Meilen in der Runde hörbar war und unter der Entwickelung eines arnmo- niakalischen Geruches, wie ihn Cäsar schwerlich empfand, wenn ihm das Volk im Amphitheater zujauchzte, ihre Hammel, ihre Hühner, ihre Fische zu verkaufen oder gegen Gemüse, gegen Wassermelonen oder Palmwein auszntauschen, wobei nicht selten Zank und Streit und in Folge dessen einige kleine Mordthaten sich ergeben, die dann einen Krieg der verschie denen Stämme unter einander zur Folge haben. Die Bewohner dieser Gegenden haben ganz eigene Ansichten von Schönheit, welche, wie es scheint, von beiden Geschlechtern getheilt werden. Daß sie sich roth malen und von Oel triefen, wissen wir bereits, aber sie scheeren sich auch stellenweise das Haupt, oder auch ganz und gar, oder sie bilden sich von geschorenen und nicht geschorenen Stellen erhabene oder flache Diademe, oder Calotten, oder Tonsuren, andere flechten sich dürftige Zöpfchen, welche stramm in die Höhe stehen, noch andere setzen sich mehr oder minder schmale Trichter ans das Haupt, kurz, es ist sichtlich, daß sie sich sehr wohl auf Verzierung ihres Körpers verstehen, aber das Glän-