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Eingeborene des Mondlandes. 729 wegen der großen Feuchtigkeit, welches aber so außerordentlich fruchtbar, daß die Bäume den reichsten Blätterschmuck, die Blumen die größte Farbenpracht entwickeln; daß der Reis, der Mais und viele andere näh rende Früchte sich mit einer Schnelligkeit erheben, welche an den öst lichen Küsten ganz unbekannt ist. Unzählige Gewürze wachsen hier frei willig, und man erhält durch den Tauschhandel mit diesem, was man ir gend von den Carawanen braucht, die auch gern der köstlichen Gemüse, der vortrefflichen eßbaren Pilze, des Geflügels, des Tabacks enttäuschen. Noch einige andere Stämme, welche das Mondland bewohnen, sind wohl der Aufmerksamkeit Werth; die Nanhamuezi gehören zu diesen. Sie haben ein «.ntschiedenes Uebergewicht über ihre Nachbaren, theils durch ihren kräftigen Körper, theils durch ihren Verstand, der sie zu mancherlei industriellen Unternehmungen geführt hat. Sie können als die Typen der Bewohnerschaft jener Gegend bezeichnet werden. Was nun ihr Aeußeres betrifft, so ist die Haut durchaus nicht schwarz, sondern braun; sie haben nicht Wolle, sondern nur krause Haare, welche sie in zahlreichen pfropfenzieherartigen Locken um das Haupt her hängen lassen wie die antiken Aegypter. Sie sind alle groß, wohlgebaut, kräftig; mager sieht man nur die Nothleidenden und Kranken, und diese sind selten, denn der Boden giebt her, was man braucht, und die Leute sind gesund und werden alt; nur eine entstellende Gewohnheit haben sie; es scheint ihnen schön, die Ohren lang auszudehnen, was sie durch an gehängte Gewichte thun. Ihre Bekleidung betreffend, so findet man nur bei den Häuptlingen gewebte Stoffe, sonst haben sie Felle, oder sie gehen ganz nackend, bei den Kindern findet dieses immer statt, dagegen sind sie Freunde von Schmuck aller Art, sie reihen Zähne der Flußpferde, abge schnittene Stücke der Elephantenzähne, sie reihen farbige Bohnen, Perlen, Bachmuscheln, kleine Glasstückchcn an einander, ganz besonders lieben sie Armbänder von Messing oder Messingdraht geflochten. Bei ihrer Ver heiratung machen sie nicht viele Umstände, dagegen wird die Geburt eines Kindes stets festlich begangen. Wenn die Mutter ihre Stunde nahen sieht, zieht sie sich in ein nahes Gebüsch zurück und nach einigen Stunden kehrt sie mit dem neugeborenen Kinde, auch wohl mit einer Ladung Holz auf dem Kopse heim. Gebiert sie Zwillinge, was selten vorkommt, so wird eins der Kinder sofort getödtet; dann wird eine Kürbisflasche zu dem andern überlebenden gelegt und beide werden so zusammengewickelt nach Hause getragen. Nun entsteht sofort ein gewaltiges Fest, von dem man sich nicht früher erhebt, als bis alle Nahrungs- und Berauschungs mittel erschöpft sind. Der Vater hat eine unumschränkte Gewalt über seine Kinder; er Länder- und Völkerkunde. 51