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706 Raubzüge der Eingeborenen. wird; das rauchende Herz eines jeden Geschlachteten wird den Umstehen den, welche nicht zu den Kriegern gehören, überlassen. Ist cs schon entsetzlich, daß die Kriegsgefangenen auf solche Weise ermordet werden, so ist es wohl noch viel schrecklicher, daß man auch vor dem Kampfe, vor dem beginnenden Kriegszuge Einheimische, Männer und Weiber, schlachtet. In einigen Gegenden opfert man mannbare, aber noch nicht mit einem Manne verbunden gewesene Mädchen dem Regengotte, indem man solche lebendig begräbt; an andern Orten werden Wittwen zu Ehren des Regengottes auf dieselbe Weise getödtet. Im Osten von Afrika wird Menschenfleisch auf öffentlichem Markte verkauft, und es werden Menschen, namentlich Gefangene, in der Nähe der Schlachthäuser gemästet, um ein fettes, besser bezahltes Fleisch zu liefern. In Ober-Guinea werden die Weiber eines verstorbenen Königs demselben geopfert, und zwar verrichten die Weiber unter einander selbst dieses Amt; jeden Tag wird ein Paar ausgewählt, davon die Stärkere Schlächterin der Schwächeren wird. Die Raubzüge werden oft in ganz kleiner und oft in großartiger Weise ausgesührt. Es machen sich die Bewohner eines Dorfes ans, um den Bewohnern eines andern ihre beste Habe zu entführen; da werden denn die wenigen Thiere, welche die Unglücklichen besitzen, da werden die Getreidevorräthe, auch wohl die Frauen und Kinder geraubt; ein an deres Mal wird aber der Raubzug recht hübsch im Großen ausgeführt, und der Beherrscher eines ganzen Landes sammelt seine streitbaren Männer um sich, zieht damit in größester Stille nach dem benachbarten Lande, das überfallen werden soll, und hat man sich nun dem Lande ge nügend genähert, so breitet sich das Heer auf einmal über das ganze Land aus; 20, 50 und mehr überfallen ein Dorf und plündern dasselbe, und kehren mit ihrer Beute nach dem vorher bestimmten Sammelplatz zu rück; dasselbe geschieht an hundert anderen verschiedenen Stellen, überall aber gleichzeitig, und die Rollen sind mit solcher Schlauheit und Sicher heit vertheilt, daß nur sehr selten ein genügender Widerstand geleistet werden kann. Die armen Leute haben noch keine Briefposten und noch keine Telegraphen, durch welche sie von einer beabsichtigten Mordbrennerei benachrichtigt werden können. Die Feinde sind plötzlich da, ein geregeltes Heer ist nirgends zu finden, dem Feinde kann nicht Widerstand geleistet werden, er nimmt mit sich hinweg, was er brauchen kann, aber auch, was er nicht brauchen kann, z. B. die Kriegsgefangenen. Auf einem Zuge des Sultans von Burnu, durch dessen Land Barth und Overweg verschiedene Male gezogen sind (es grenzt an die Westküste des Tschad-Sees) wurden über 4000 Menschen von dem Mosgu-Stamm