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700 Sudan und seine Nachbarländer. In gleicher Zeit hatten Missionäre und auf Abenteuer ausgehende Jäger, Livingstone, Anderson rc. die Gegenden durchforscht und wir wollen hier zusammenstellen, was diese Männer auf ihren mühseligen Reisen gesehen. Eins der nördlich gelegenen Länder, welches die Geographie in frü heren Zeiten das Negerland nannte, heißt Sudan und es liegt recht eigentlich tropisch, d. h. zwischen den Wendekreisen, deren nördlicherem es sich nähert. Das Land hat 40,000 Quadratmeilen und darauf allerdings eine sehr geringe Einwohnerzahl, aber doch im Ganzen 15 Millionen, so daß schon das Eine uns beweisen kann, daß wir so lange sehr im Jrr- thum waren, als wir glaubten, Afrika sei so wenig bevölkert, wie Sibirien. Es kommen hier doch 400 Menschen auf die Quadratmeile, das ist nahezu 50 mal mehr als in Nord-Asien. Im Ganzen ist Sudan ein Flachland, welches ungefähr in 1500 Fuß mittlerer Meereshöhe sich ausbreitet; man kann dasselbe als ein Stufen land, als einen Uebergang von dem Tieflande der Wüste zu den Gebirgen von Mittelafrika betrachten. Es bietet weite Flächen dar, ähnlich den Prairien von Nord-Amerika. Am Nordrande des Landes fand Barth weite sumpfige Waldstrecken, weiter im Innern Gebirge, doch nur von mäßiger Höhe; das Klima ist ein rein tropisches, es giebt eigentlich nur zwei Jahreszeiten, eine trockene und eine nasse. Während dieser letzteren steigt die Temperatur in der Regel nicht über 30 Grad C., dagegen sollen die Nächte oft so kalt sein, daß die Reisenden das Wasser in ihren Schläu chen gefrieren sahen, ein Umstand, der den Physiker im höchsten Grade befremden muß, indem die Regenzeit in den Sommer fällt (zur Zeit des höchsten Sonnenstandes) und während dieser Regenzeit der meistentheils stark bewölkte Himmel keine Ausstrahlung so lebhafter Natur verursacht, daß daraus ein Herabstimmen der Temperatur bis zum Gefrierpunkte her vorgehen könnte. An Pflanzen ist dieses Land ungemein reich. Da es genügender Wärme und Feuchtigkeit genießt, da es abwechselnd Höhen und Niederungen hat, so ist begreiflich, daß es sich aller tropischen Pflanzen erfreut und auch derjenigen, welche dem wärmeren Theile der gemäßigten Zone angehören; es wachsen also selbstverständlich hier unzählig viele Palmenarten, ferner Calebassenbäume (manche derselben sollen einen Stammumfang von 80 Fuß haben, vielleicht 40 bis 50 Fuß weniger, die Reisenden messen nicht immer übertrieben genau), Butterbäume, Johannisbrot»-, Feigen-, Eben holz-, Gummi- und andere Bäume. Es wachsen demnächst Reis, Mais, einige europäische Getreidearten, Indigo, Baumwolle, Manna, Kolbenhirse, welche dort Durrah genannt wird; man hat aber auch Gurken und Me-