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Das Leben in den Campo's. 669 eng die Leute gepackt sind, ist gleichgültig; mehr als diesen Raum kann man ihnen nicht anweisen. Die Sonnenhitze verdirbt das Fleisch des geschlachteten Viehes in weni gen Stunden, daher lebt man von dem Fleische eines Schaafes, einer Ziege mit ungeheuren Massen von Knoblauch und Cayennepfeffer gekocht, event. gebraten, ebenso von Hühnern oder vom Fleisch der Straußen oder der an dern die Wüste bewohnenden jagdbaren Thiere, oder man lebt vom Carne secco, von dem Fleisch, welches nächst den Häuten der Stiere und Kühe der einzige Handelsartikel dieser Heerdenbcsitzer ist. Das Haus ist von einer starken Pallisadenreihe umgeben, welche den Hof einzännt; sie sott dazu dienen, vor allen Dingen die Gebirgsbewohner, welche meistentheils räuberische Horden bilden, von dem Einbruch abzu halten; sie dient aber auch noch zum Stützpunkte für die Leinen, auf denen man das Carne secco bereitet. Wenn die Sonne nahezu ihren höchsten Standpunkt erreicht hat, werden drei Monate lang der ununterbrochenen Thätigkeit gefordert, um die Erndte zu halten. In dieser Zeit wird alle Tage Jagd auf Kühe und Stiere gemacht. So viel als man zusammen bringen kann, fängt man mit den Lassos, bringt sie lebend in die Umzäu nung, schlachtet sie während der Nacht, in welcher Zeit auch die Häute abgezogen und über Rohrstangen oder Leinen zum Trocknen gehängt werden, während welcher Zeit man ferner auch das Fleisch von den Knochen trennt, in lange, schmale Streifen schneidet, und über Leinen gehängt, der Sonne aussetzt. Dieses letztere, das getrocknete Fleisch, im besten Falle vorher mit Salz bestreut, wodurch es jedoch beträchtlich theurer wird, ist das ganz allgemeine Nahrungsmittel der Eingeborenen portugiesischer Abkunft; ein abscheuliches, zähes, kaum hinabzuwürgendes Ersatzmittel für das allerdings nicht zu beschaffende frische Fleisch. Dasselbe wird in den Magazinen halbe und ganze Jahre alt; denn so getrocknet, hart wie Holz, bewahrt man dasselbe ganz wohl in trockenen Räumen, bei einiger Feuchtigkeit geht es allerdings in Verwesung über; aber immer hat cs diesen Verwesungs geruch, so daß es für den Europäer fast unmöglich ist, dasselbe zu ge nießen; aber wehe dem, der zur Sommerzeit durch die Campos reist und nur in den Haciendas der Viehzüchter ein Nachtlager finden kann, da es keine Städte, keine Dörfer und folglich auch keine Wirthshänscr giebt. Wehet der Wind ihm die Düfte der Niederlassung zu, so ist er schon eine Stunde lang, bevor er sie sehen kann, von ihrer Nähe unterrichtet, und Bewohner volkreicher Städte haben mitunter Begriffe davon, falls ihr Spaziergang sie unter Wind einer Abdeckerei führt. In diesen süßen Düften verbringt der glückliche Bewohner jener Gegenden, verbringt der