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Stier- und Straußenjagd. Savannenbrand. 687 sie sind überaus schlecht, so daß unsere böhmischen Musikanten wahre Vir tuosen genannt werden würden. Die Theater, so weit es sich um das Lustspiel handelt, dürfte man allenfalls erträglich nennen; im Drama und Trauerspiel leisten sie das Abscheulichste mit wahrer Todesverachtung, da her sind Stiergefechte, wiewohl nicht so blutig wie in Spanien, da die Stiere immer große Korkballen auf den Hörnern tragen, sowie Hahnen kämpfe und andere Thierhetzen an der Tagesordnung. Die Männer gehen gern auf die Stierjagden, welche mit großer Ge fahr verknüpft sind, aber eine seltene Geschicklichkeit im Werfen der Schlinge (des Lasso) beseitigt die Gefahr; da sie dabei auf raschen und gewandten Pferden sitzen, so halten sie dieses Vergnügen, wobei ihnen der Schweiß, man möchte fast sagen in Strömen über den Körper fließt, nicht für eine Arbeit. Der Stier wird gejagt, er flieht vor dem Menschen, der ihn seinerseits einzuholen sucht, und sobald er ihm bis auf 30 Schritte nahe gekommen ist, die nie fehlende Schlinge um die Hörner wirft, auch wohl um den Hals, wodurch das Thier gewürgt wird. Im Augenblick, wo der Wurf geschehen, kehrt der Reiter sein Pferd plötzlich um und jagt zurück, wodurch dem Stier beinahe der Hals gebrochen und er jedenfalls zum Niederstürzen gebracht wird. Hiermit ist die Jagd beendet, denn es bedarf nur noch eines Stiches, um das Thier zu tödteu. Auch die Jagd auf die Straußen wird in ähnlicher Art vollzogen. Auf dem Bilde Seite 688 sehen wir einige Reiter damit beschäftigt, den schönen großen Thieren zu folgen, aber allerdings werden sie in ihrer Jagd gestört durch ein Ereigniß, welches nicht selten vorkommt: durch einen Brand in den Campos. Die Campos sind das, was weiter nörd lich die Savannen und was in Nord-Amerika die Prairien sind; der Auf enthalt aller der theils einheimischen, theils eingeführten und verwilderten Thiere, welche dort eine reichliche, üppige Nahrung finden, bis die Zeit der Dürre eintritt, welche dann wieder der bisherigen Schwelgerei ein Ende macht. Häufig wird nun durch Zufall, nicht selten aber auch mit Absicht ein solcher Brand veranlaßt, das erstere dadurch, daß die Hirten auf der trockenen Steppe Feuer machen, ohne vorher den Fleck vom trockenen Grase gesäubert zu haben; das andere, indem man das Gras an vielen Stellen anzündet, indessen die Narbe unter der dahinfliegenden Flamme nicht zerstört wird. Die Gebüsche leiden zwar sehr, doch ist die Triebkraft so mächtig, daß das Grün derselben bald wieder zum Vorschein kommt. Die hoch stämmigen Palmen werden von der Flamme in der Regel gar nicht erreicht.