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678 Der Amazoneiistrom. Die schwarzen Flüsse. rung fehlt, sondern man sieht auch nicht einmal an ihrer Oberfläche In sekten, man sieht keine Mücken spielen und man genießt der überaus sel tenen, in den tropischen Gegenden fast unerhörten Glückseligkeit, ungestochen zu erwachen. Der riesige Strom, welcher ganz Südamerika quer durchzieht, erhält von den Bergzügen der Provinzen San Paulo, Minasgeraes und Chiquito Zufluß und alles Land, was von den vielen Strömen, deren jeder mäch tiger ist als der Rhein, durchzogen wird, ist entweder jener ausgedehnten Grasflur angehörig, welche Millionen der von Europa hinübergebrachten Hausthiere nährt, oder ist undurchdringlicher Urwald, um so mehr un durchdringlich, als er zur Regenzeit vom Wasser ganz übcrfluthet ist und während der übrigen Zeit einen gährenden Sumpf bildet. Das eigentliche Brasilien liegt südlich von dem Amazonen-Strom, er selbst gehört jedoch auf beiden Ufern und noch weit nach Norden hin bis an die Grenzen der Guyana zu Brasilien. Der Amazonen-Strom bildet, wie wir bereits gesagt haben, das eigentliche Tiefland, und dies reicht so weit, daß auch noch eine Menge anderer Ströme, die von Süden nach Norden ziehen, im Tieflande ver laufen und in demselben das Meer erreichen, aber vom Cap Saint Roque längs der ganzen Küste bis nach Montevideo findet man jenes wunderschöne Gebirge, welches alle Schätze der drei Reiche der Natur in sich schließt. Längs des Meeres und namentlich an den Mündungen kleiner Flüsse fin den sich Niederlassungen, welche sehr glücklich gelgen sind und reiche Erndten bieten könnten, wenn die Brasilianer geneigt wären zu arbeiten. Da sie es eben nicht sind, so ist das Verbot, welches allen Fremden den Zutritt in Brasilien versagte, aufgehoben und es werden nun namentlich die flei- fligen Deutschen dahin gelockt durch betrügliche Versprechungen, aber dieses hat bis jetzt noch nicht Früchte getragen, weil die Brasilianer dumm ge nug sind, ihre armen weißen Sklaven nicht einmal so weit zu schonen, als für ihren eigenen Vortheil richtig wäre. Zwischen dein Meere und den Bergen sind undurchdringliche Urwälder gelegen, nichts kommt der Vegetation dieser tropischen Wälder gleich, welche sich 30 Meilen breit und drüber von der Küste bis ans die Berge hinziehen, und über dieselben bis in die Ebenen des großen Tieflandes hinabsteigen. Das Charakteristische dieser Urwälder ist die unglaublichste Mannig faltigkeit. Dieselben sind nicht aus geselligen Pflanzen zusammengesetzt wie bei uns, wo man lauter Buchen, lauter Föhren, lauter Eichen zu einem Walde vereinigt findet, sondern sie bestehen aus lauter ganz von einander verschiedenen Pflanzen, und fast niemals sieht man zugleich zwei