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672 DaZ Parims-Gebirge. Eldorado. dann aber mit Rnm oder Madeira benetzt werden, denn sie enthalten eine solche Menge saurer oder gerbestoffhaltiger Bestandtheile, daß sie ohne .solche Zuthaten ungenießbar wären. Nun wird aber gewiß Niemand sagen, dies sei eine köstliche Frucht, aus der man erst durch Zucker und Rum einen Compot machen muß, wenn man sie essen will. Da wollen wir doch zufrieden sein mit unseren Birnen und Aepfeln, mit unseren Kirschen und Pflaumen, mit unseren Trauben, mit unseren Himbeeren und unseren Erdbeeren, mit unseren Pfirsich und Aprikosen; ja selbst unsere welschen Nüsse oder Haselnüsse sind sehr viel besser als die Iuvia- oder Paranüsse, welche die Handelsverbindungen jetzt den Europäer kennen ge lehrt haben, welche man also leicht mit unseren Früchten ähnlicher Art vergleichen kann. Aber abgesehen von diesen eben nicht sehr werthvollen Früchten, sind die Fluren und die Wälder auch erfüllt mit einer Menge sehr giftiger Pflanzen, und wenn es den Europäern auch nicht gelungen ist, den Früch ten des großen Continents besonder» Geschmack abzugewinnen, so haben doch die Einwohner verstanden, den gefährlichen Pflanzen ihr Gift abzu locken, und es zur Tödtung der Feinde im Kriege oder auf der Jagd an zuwenden. Der nördlichste Theil des großen südlichen Festlandes gehört nicht zu Brasilien; ein Theil bildet einen Freistaat, drei andere Theile bilden die holländische, französische und englische Guyana. Diese Länder sind schon von lange her der Sitz oder der Schauplatz einer großen Menge von Fabeln, welche sich auf die Gebirge im Innern beziehen, und welche sich um so bunter gestalten ließen, als eben diese Gebirge gar nicht be kannt waren. Das Parimö-Gebirge und der Parims-See, aus welchem der Orinoco entspringen sollte, spielen in allen diesen Mährchen eine große Rolle. Dort liegt das fabelhafte Land Eldorado, das Goldland, in wel chem die Schätze in so ungeheurem Maße sich befinden, daß Alles, was die Wirklichkeit in Californien und Australien aufgedeckt hat, nur mise rabel, nur ganz elend erscheint. In dem Parimö-See spiegelt sich die Stadt Manoa deren Häuser durchweg aus Malachit, Chrysopras, Jaspis, Carneol oder Onyx gebaut sind, wo die Fensterscheiben der Armen aus gespaltenem Bergkrystall oder Amethyst, die der Neichen aus reinem Topas und die der vornehmen Leute aus tafelförmig geschliffenen Diamanten be stehen. Daß die Häuser aus so kostbaren Edelsteinen gebaut sind, rührt weniger daher, daß man keine andern Steine hätte — es giebt mitunter auch Marmor oder Porphyr, der schon in polirten Tafeln oder Quadern ge brochen wird, als vielmehr daher, daß die Dächer so sehr schwer sind, und