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Eingeborene mexicanische Bevölkerung. 663 sein, wenn man ihnen nicht ähnliche Ehrenbezeigungen anthun wollte; sie würden es für Verachtung ansehen, würden erklären, sie seien keine Weiber welche man zu schonen brauchte, und sie würden durch Spott und durch empfindliche Beleidigung ihre Gegner so lange reizen, bis sie ihnen die verlangten Ehrenbezeigungen erwiesen. Diejenigen der Eingebornen, welche mehr im Innern des eigentlichen Reiches Mexico wohnen und längere Zeit mit den Europäern in Berüh rung gekommen sind, weichen in ihren Sitten auffallend von jenen ab. Sie sind fast durchgängig ansässig, Acker oder Gartenbau treibend, sind sehr stille, freundliche Leute, kommen nicht leicht Jemandem in den Weg, be kennen sich sämmtlich zum christlichen Glauben, haben jedoch eine ungemeine Verehrung gegen die Ueberbleibscl ihrer früheren Religion, gegen die mon strösen Statuen, welche man da und dort findet, und es scheint, als ha ben sie geflissentlich die Trümmer der Städte ihrer Vorfahren mit Wald überwuchern lassen, absichtlich nichts dazu gethan, sie zu erhalten, damit sie nicht entweihet würden durch den zermalmenden Fußtritt der Fremd linge, welche überall die Heiligthümer geschändet haben. Sie wissen nie Mals etwas von den Ruinen, auch wenn sie ganz in der Nähe derselben wohnen, und es scheint ihnen großen Kummer zu machen, wenn dergleichen entdeckt werden. Man rühmt diesen Abkömmlingen der Ureinwohner eine ungewöhn liche Sittenreinhcit nach, sie habe» zwar Oberhäupter in den noch jetzt mit dem alten Namen Kaziqucn bezeichneten Vorstehern der kleinen Ge meinden; allein diese Männer haben nie etwas anderes als einen Streit mit den Abkömmlingen der Europäer zu schlichten; die Eingebornen selbst streiten sich nicht, sie sind höchst friedlichen Sinnes und Niemanden fällt es ein, den andern zu beeinträchtigen, wo sollten da Prozesse Vorkommen — ein schlechtes Land für Advokaten. Diese Mexicaner sind zugleich äußerst industriell; eine große Menge von Gegenständen des Kunstfleißes werden durch die feinen Hände ihrer Mädchen und Frauen gefertigt, und die Criollos kaufen dieselben sehr gern. Die feinen, aus Grashalmen geflochtenen Hüte, welche man jetzt in Europa sehr häufig verbreitet findet, und welche Panama heißen, wer den in ganz Mexico weit und breit gefertigt, und man hat derselben so überaus feine, daß sie init zehn bis fünfzig und mehr Thalern das Stück bezahlt werden; allerdings bekommen die armen Frauen und Mädchen, welche dieselben flechten, nur wenig von den schönen Piastern, welche die Kreolen dafür lösen. Berühmt sind auch die Confitüren, welche dort verfertigt werden; köstlich duftende Blumenblätter von Orangen, Mangolien, oder die Früchte