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Thiere und Pflanzen. 659 der Fall, denn das ganze heiße Amerika, obwohl der rauchenden Schlote unzählige sind, ist auf die entsetzlichste Weise von weit ausgedehnten und furchtbaren Erdbeben heimgesncht. Steigt man von der Andcskcttc herab gegen Osten, so sieht man das ganze flache Land von dem Theile des atlantischen Meeres, welchen man den mexicanischen Meerbusen nennt, bespült, und zwar üppig und fruchtbar, ist dieser Theil doch für Menschen ein entsetzlicher Aufenthalt. Krankheiten der schrecklichsten Art, unter ihnen das berüchtigte gelbe Fieber, sind ein nie endigender Fluch dieser nahe am Meere gelegenen Striche, welche noch dazu durch alle möglichen giftigen Insekten, Gcwürme und Schlangen heimgesucht werden; von dem größten Scorpion bis zum kleinsten Sandfloh sind alle hier vertreten, und wäre diese kleine Bestie so gelenkig und beweglich wie ihr großer Namensvetter, der europäische Floh, auf den die Jagd zu den Vorrechten des weiblichen Geschlechts gehört, wie ehe mals die Falkenjagd zu denen des hohen Adels, so würde das Land ent völkert werden, denn dieses kleine Thierchen gräbt sich zwischen Nagel und Fleisch der Zehen ganz unfühlbar ein, legt darin seine Eier, welche durch die menschliche Wärme ansgebrütet werden, und verursacht dadurch höchst schmerzhafte Geschwüre, welche veranlassen können, daß man den Fuß ab nehmen muß, wenn nicht rechtzeitig dagegen eingeschritten wird, was die Negerweibcr sehr gut verstehen, was aber allerdings jederzeit ein Stück Nagels kostet, so daß nach und nach die ganze Bewehrung desselben ver schwindet und nichts als Rudimente der Nägel übrig bleiben. Aber noch hundert andere höchst gefährliche Thiere bedrohen den Blknschen. Nicht bloß so böse Jnsccten wie Scorpion, Tausendfuß, Vogel spinne und dergleichen, auch die giftigen Schlangen sind in vielen hundert verschiedenen Species und in vielen tausend Exemplaren vorhanden in jenem Lande, dessen Schönheit so viel gepriesen und dessen Pracht und Fruchtbarkeit nie genug gepriesen werden kann. Die Vegetation der niedrig gelegenen Gegenden ist um so üppiger, je ungesunder dieselben sind, denn es scheint, als habe keineswegs die Sa- lubrität der Luft einen parallelen Lauf mit der Fruchtbarkeit. Alle Pflanzen, welche ein tropisches Klima hervorzubringen und zu nähren ver mag, wachsen hier in größter Ueppigkcit. Es würde das bereits öfter Gesagte lediglich wiederholen heißen, wollten wir dieselben hier nochmals aufzählen. Die Menge der nutzbaren Gewächse, der nahrnnggebenden Palmen, der Gewürze, der Arzneikräuter, der Handelsgewächsc übersteigt beinahe allen Glauben, aber sowie man sich ans der Region der Fieber erhebt und bis ans die benachbarten einige Tausend Fuß hohen Plateaus, so tritt schon ein beträchtlicher Theil dieser Vegetation zurück, ohne daß