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Die Thierwelt. 627 hier und dort tauchen dichte Büsche der prächtigen breitblätterigen Bananen auf, überragt von schlanken Palmen, und man fühlt nun erst, daß man sich in der tropischen Zone befindet. Zwar ist die Breite dieser Streifen, welche mit einer glücklichen Vegetation bedeckt sind, bewunderungswürdig groß und zwar vorzugsweise für denjenigen, der zu beurtheilen weiß, wie weit die Befruchtung des Bodens durch den Fluß nach beiden Seiten hin reichen kann. Der Ge lehrte muß staunen, wenn man sagt, solche Streifen haben 1—1^ Meilen auf jeder Seite des Flusses, aber im Ganzen ist das fruchtbare und be baute Land doch sehr gering, denn z. B. von Lima bis Viru und Trujillo, auf einer Strecke von 107 Legoas, auf welcher man neun Flüßchen und Flüsse zu passiren hat, beträgt die Gesammtbreite des bebauten Landes nur 19 Meilen, indessen die wüsten Strecken zusammengenommen 88 Mei len messen. Eben so eigenthümlich vcrtheilt, wie die Pflanzenwelt, ist es auch die Thierwelt; in der Nähe des Meeres und bis zu einer Höhe von 3000 Fuß über demselben sieht man die Affen in zahllosen Schaaren, sieht man das nicht minder bewegliche Faulthier, welches seinen ihm gar nicht passenden Namen nur von gänzlich ungenauen Beobachtungen her hat, es ist näm lich ein äußerst gewandter Kletterer, welcher an seinen vier nach innen gekrümmten Beinen hängend, mit dem Körper nach unten, von Ast zu Ast gewiß eben so geschickt läuft, unten daran hängend, wie der Affe oben darauf stehend; aber freilich, auf dem Erdboden liegend, kann es nicht fort vermöge der eigenthümlichen Stellung seiner Hände und Füße, deren Finger und Zehen dergestalt nach innen gekrümmt sind, daß es nicht ans den Sohlen, sondern auf den oberen Flächen dieser Extremitäten laufen müßte und wer Lust hat, dieses einmal selbst zu versuchen, wird dem Thiere die Berechtigung zugestehen, so wenig Schritte als irgend möglich zu machen. In diesen heißen Gegenden wohnen auch die Ameisenbären und das Wasserschwein, wohnen auch schöne schlanke Katzen vom Leopardengeschlecht, welche besonders dem Tapir und dem Moschusschwein nachstellen. Dort sieht man in Sümpfen und Flüssen auch das Krokodil und in den Reis feldern die Boa, dort giebt es die entsetzlichen Muskitos, Mücken so klein, daß man sie kaum sieht, deren Stich aber so unglaublich schmerzhaft ist, daß die Anwesenheit eines einzigen Thierchens innerhalb des Muskito- netzes, das den Schläfer umgiebt, ihm die ganze Nachtruhe rauben kann, denn der feine singende Ton erhält wach und fortwährend in der Besorg- niß, gestochen zu werden. Dort wohnen auch die Termiten, weiße Ameisen von einem Zoll Länge, deren Beißzangen schmerzhafte Verwundungen