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Der Tüikaknsee. 625 in Verbindung, wie man Aehnliches über den Caspisee fabelte, denn nichts als eine Fabel ist, was man darüber erzählt, indem man diesen See, ob schon er wie die schweizer Seen seine Gefahren hat, doch nach allen seinen Richtungen durchkreuzte und nirgend einen Strudel finden konnte, einen Trichter, welcher das Versinken der Gewässer angezeigt hätte. Dieser See hat in der Götterlehre der alten Völker, welche die Hochebene von Amerika bewohnten, eine hohe Bedeutung. An demselben, theils auf Landzungen, theils auf einer Insel, die in dem See liegt, waren viele merkwürdige Bauten aus der Zeit der Herrschaft des Jnkas- stammes; die Insel hat eine halbe Meile im Umfang und es stand dar auf ein weit ausgedehnter, prächtiger Sonnentempel, welcher nach dem von Kuzko der berühmteste und reichste war. Die Sage lehrt, daß nach der allgemeinen Ueberschwemmuug, welche eben so gut in den Traditionen der neuen wie der alten Welt verkommt, die Sonne zuerst diese Insel beschie nen habe, daher dieselbe als von der Sonne vorzugsweise begünstigt be trachtet wurde. Sie zeigte ihre Bevorzugung dieses kleinen Fleckchens Erde auch noch dadurch an, daß sie ihre beiden Kinder Mauko-Kapak und Manlca-Oello auf diese Insel sendete, zwei Gründe, um diese! Insel ganz besonders heilig zu achten, denn von hier ging die ganze neue Bevölkerung der Erde ans. Die Inkas erbauten der Sonne einen Tempel, welcher ganz mit Gold überzogen war und im Innern unermeßliche Schätze ent hielt. Iir den Gärten dieser Insel zog man vortreffliche Früchte, aber alle waren ganz ausschließlich zum Gebrauch des Inka, dem man diesel ben, wo er auch sein mochte, nachsendetc, wo er dann ferner darüber ver fügte, sie unter die verschiedenen anderen Sonnentempel vertheilte und au die Sonnenjnngfrauen übersendete, oder auch besonders begünstigte Per sonen mit einem Theile beschenkte. An den Früchten dieser Insel haftete ein großer Segen, wer auch nur ein Korn derselben besaß, war dadurch gegen jeden Mangel geschützt. Obwohl die Inkas wahre Wohlthäter ihres Landes, dasselbe mit prächtigen Kunststraßcn durchzogen hatten, deren Vorhandensein den Spa niern eben die Eroberung so leicht machte, so waren dieselben doch erst ziemlich spät hierher gedrungen und die Priester hatten einen Theil der Schätze aus den anderen Tempeln hierher geführt. Endlich wurde aber auch dieser letzte Versteck aufgefunden und da versenkten die Priester Alles, was sie an edelen Metallen und Steinen in ihrem Besitz hatten, hier in diesen See und keine Macht konnte ihnen das Geständniß erpressen, wel ches die Stelle sei, wo man dieselben zu suchen hätte. Die Spanier woll ten den See ablassen und sprengten daher den Kanal in die Felsen, der noch jetzt Entwässerungskanal — Desaguadcro — heißt, aber cS gelang