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Die Einwohner von Lima. 623 bringt und wie eö derjenige verdient, dem man gcgenübersteht. Hier zu all diesem oder vielleicht besser gesagt zu diesem Wenigen kommt noch ein ganz eigenthümliches Kleidungsstück, eine lange seidene Schürze, welche aber nicht vorn, sondern hinten vorgebunden wird, auch nicht herabhängt, sondern heraufgenommen, über den Kopf gelegt und mit der einen Hand so fest um denselben geschlossen wird, daß er, bis auf einen handgroßen dreieckigen Raum vor einem Auge, Gesicht, Hinterhaupt und das schön geflochtene Haar gänzlich verbirgt. So gekleidet sind die Damen fast alle einander gleich, denn das eine Auge, welches man sieht, gewährt um so weniger einen Anhaltspunkt, als man nicht etwa Hell- und Dnnkelblaues, Braunes, Graues, Schwarzes, Ernstes oder Melancholisches von einander unterscheiden kann, sondern alle brennend schwarze blitzende Augen zeigen. Die Damen sind sehr fröh lichen Sinnes, zu Scherz und Jntriguen aller Art geneigt und daher fort während beschäftigt, zu necken, irgend welche Verwickelung herbeiznführen, ohne daß sie darauf ertappt werden können, denn eine Dame zu berühren, ohne daß sie es ausdrücklich gestattet, einer Dame ohne ihren Willen den Schleier (schwarzseidene Schürze) zu entreißen, würde eine Beleidigung sein, welche Vater oder Bruder sofort mit dem Tode des Beleidigers rächen müßte, wenn er nicht selbst für ehrlos gehalten sein will. Demnächst ist die Stadt von Negern bewohnt, welche vielleicht nir gend ein so mildes Loos haben, wie hier. Nicht geneigt, viel zu thun, verlangt der Spanier auch nicht, daß sein Diener viel thue, und da nun noch überdies die Zahl der Sklaven bei weitem größer ist, als die ihrer Herren, so befinden sie sich in einem ganz angenehmen Zustande, sind auch überall fröhlich und wohlgemuth, haben Neigung zu Späßen aller Art, dürfen ihren Festen unbehindert nachgehen, haben ihre eigenen Könige, ihre eigenen Priester und bilden sich so ihre eigene Welt. Die Tracht dieser Leute ist sehr ungenirt, die Männer haben gewöhnlich nur Bade hosen, die Frauen und Mädchen ein ähnliches Kleidungsstück, welches sich von dem der Männer nur dadurch unterscheidet, daß es in der Mitte nicht zusammengenäht ist. Der Ponjo, welcher allerdings im Besitz eines Jeden ist, wird doch nur während der Nacht zur Bedeckung gebraucht. Einige Tausend Bewohner zählt Lima, welche ausschließlich der indianischen Nace angehören, es sind diejenigen von den Urbewohnern, welche sich in den Städten niedergelassen haben, um dort irgend ein Handwerk zu treiben. Diese Leute, außerordentlich liebenswürdig und be scheiden, mit wenigen Hülfsmitteln doch sehr geschickt, sind unter der gan zen Bevölkerung zerstreut, sind überall sehr wohl gelitten, bilden aber keine feste, sondern eine stets wechselnde Bevölkerung, indem Diejenigen,