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618 Früherer glücklicher Zustand der Eingeborenen. Blindheit so weit, eine Abgabe auf den Glauben der Tahitier zu legen und sich ihre Christenmacherei theuer bezahlen zu lassen. Jedes Mitglied der neuen Religion mußte ihnen jährlich ein Schwein, fünf Bambus flaschen voll Cocosöl, drei Ballen Arrow Rout und vier Körbe Baum wolle liefern. „Es war begreiflich, daß dergleichen Mißbräuche von dem Volke nur murrend ertragen wurden und daß es schließlich dahin kam, diese neuen Apostel zu verjagen. Allein Kanonen sind mit sehr unverdaulichen Früch ten geladen und da die Tahitier sich nicht gutwillig beglücken lassen woll ten, so wnrden einige Fregatten hingeschickt, welche den neuen Glauben und ihre Verkündiger zur Ehre Gottes aufrecht erhielten." (Lu§äi,e OelsZsert, vo^nAes ckans les ckoux Oeöans.) Es würde schwer sein, sich ein Bild von dem glücklichen Zustande zu machen, in welchem diese Menschen sonst lebten. Von der Natur begün stigt, zeigten sie den reinsten Typus der Formen kaukasischer Race, die glänzenden schwarzen Augen zeigten einen Ausdruck von solcher Lebhaftig keit, von solchem Feuer, doch durch die sichtlichste Gutmüthigkeit gemildert, die Züge waren so regelmäßig, die Zähne so wunderschön, Hände und Füße so wunderbar klein und die Farbe so wenig dem Braunen der indi schen Völker gleich, daß man sie für die Abkömmlinge dorthin verschlagener Europäer hätte halten können. Die Männer, von hohem schlankem Wuchs, sind kräftig, gewandt, haben eine ungemeine Elasticität und Eleganz in ihren Bewegungen, welche kaum durch etwas anderes erklärt werden kann, als durch ihre Neigung zu gymnastischen Spielen, denen sie sich täglich überlassen. Dabei ist ihre außerordentlich geschmackvolle Art sich zu klei den von einer wahrhaft gesuchten Reinlichkeit, so daß man sich wohl das Erstaunen der ersten Seefahrer, welche diese Inseln besuchten, denken und erklären kann. Man würde sich auch kaum glücklichere Zustände vorzustellen vermögen, als diejenigen sind, unter denen die Insulaner lebten. Die Ge genden sind bezaubernd schön, das Meer verbreitet überall liebliche Frische, die Fruchtbarkeit der Inseln geht an das Staunenswürdige und dennoch wurden diese glücklichen Menschen nicht in jene unempfindliche Trägheit versenkt, der sich die in den Aequatorialgegenden wohnenden Asiaten und Afrikaner so gut wie die Europäer überlassen. Sie brauchten nicht zu arbeiten, aber sie machten sich gerade durch Thätigkeit das Leben süß, kein Volk der Tropenländer scheint so beschäftigt, als dieses und jede Beschäf tigung wechselt mit irgend einem Vergnügen ab; der Tanz, fröhliche Ge sänge, gymnastische Uebungen, die Jagd, Festlichkeiten aller Art bei Nacht wie bei Tage brachten einen unaufhörlichen Wechsel in das Leben. Jetzt freilich hat der finstere Ernst der Missionaire, durch die Kanonen