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Die Mlssionaire auf Tahiti. 617 nicht vorangingcn in Erfüllung ihrer Lehren, wenn sie etwas anderes betrafen, als die strenge Sonntagsfeier. Sie waren in der Regel als Beainte schlecht gestellt, sic hatten nicht genügende Einkünfte, um davon zu leben, wie sie glauben, daß es ihren Gewohnheiten und ihrer Stellung angemessen sei. Die Engländer tragen ihre Lebensart überall hin, wo sie bleibende Niederlassungen gründen, der Matrose und der Landsoldat will in Indien sein Porter und Ale, sein Beafsteak und Rostbeaf haben und in gleichen Massen verschlingen, wie im gesegneten Altengland und beachtet es nicht, daß er dabei zu Grunde geht. Diese Genüsse sind ihm weit wichtiger und lieber als das Leben; so ist es natürlich in noch höherem Grade mit allen denjenigen Engländern, welche sich vornehmer dünken, und wenn ein solcher Missionair in Entbehrungen und Demüthigungen aller Art erzogen worden ist, und wenn er als Vicar in England ein unbeschreiblich erbärmliches Leben führen würde, so bildet sich dieser Vicar doch ein, Pfarrer zu sein, d. h. ein höherer geistlicher Würdenträger, sobald er auf Missionskosten selbstständig austritt; sein Bestreben ist immer, ein solches Ansehn zu erlangen, wie seines Wissens die engländischen Pfarrer haben, und eine so üppige Lebensweise zu führen wie diese; und wenn in einem Lande, wo Geld einen geringen Werth hat, weil die Leute Nützlicheres kennen, seine Mittel nicht ausreichen, ihm die gewünschten Genüsse zu verschaffen, so greift er zu Mitteln, seine Einnahmen zu erhöhen, welche in der That nicht löblich sind. So haben denn auch die geistlichen Herren in Tahiti den Zehnten für die Geistlichkeit eingeführt und sie brandschatzen das arme Volk unbarmherzig; sie sind aber auch die Vermittler aller Verkäufe, welche zwischen den Seefahrern und den Insu lanern abgeschlossen werden und auch da nehmen sie weniger ihr bescheiden Theil, als einen höchst unbescheidenen Antheil. Sie kaufen die elendesten Stoffe, welche England und nur England allein für die fremden Welt- theile erzeugt und geben sie in Tausch an die Eingeborenen, sie überschüt ten dieselben mit den cngländischcn Goldarbeiten aus Kupfer, Messing oder Tombach, gewöhnen sic an eitelen Tand und Schmuck und nehmen ihnen für das werthlose Zeug die werthvollen und theuren Gegenstände des Handels, deren die Schisse bedurften, ab. „Es ist peinlich, zu sehen, wie die Apostel Christi ihren Charakter verleugnen, ihre erhabene Sendung herabziehen, indem sie sich selbst zu Handelsleuten stempeln und ihre Eigenschaften als Verkündiger des Evan geliums mit denen eines Hausirers für Baumwollen- oder Messingwaaren vereinigen und abwechselnd aus ihrer Boutike in die Kirche und aus der Erhabenheit ihrer Sendung verkannt, sie gingen in ihrer Thorheit und Länder- und Völkerkunde. 44