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Zwar haben die neueren Untersuchungen der Seefahrer gezeigt, daß die Korallenthierchen nicht bloß einige Klafter tief bauen, man hat aus 6000 Fuß Tiefe Steine mit lebenden Korallen herausgezogen und die Telegraphentaue, welche durch das Mittelmeer gezogen sind und zum Theile in gleicher Tiefe liegen, sind, falls dieselben der Reparatur wegen empor gehoben werden müssen, ganz von Korallen inkrustirt. Doch gleich viel, wie sich die Frage, welche in die physische Geographie gehört, auch ent scheiden möge, die Inseln sind nun einmal von Korallen wirklich gebaut und was wir auf der Zeichnung S. 605 vor uns sehen, die Witsunday- Jnsel, gehört zu denselben und gicbt ein charakteristisches Bild der ganzen wunderbaren Erscheinungsreihe. Kleine gallertartige Thierchen, kaum von der Größe eines Stecknadel knopfes, den Polypen angehörig, sind die Baumeister dieser wunderbaren Insel. Die kleinen Thierchen, mit ihren Armen um sich her greifend, suchen im Meerwasser nach den allerzartesten Organismen, nach den mit bloßem Auge völlig unsichtbaren Geschöpfen, denen wir den Namen Jnfu- sionsthierchen beilegen würden, wenn sie durch Infusion, durch Aufguß aus irgend eine organische Substanz in's Leben gerufen wären. Dies ist jedoch nicht der Fall, es sind Bewohner des Weltmeeres, sie erzeugen sich wahrscheinlich auf dem Wege aller Vermehrung durch Befruchtung oder Ablegung und sie scheinen die Urnahrung alles dessen zu sein, was im Meere lebt, denn sie dienen den Korallen zur Speise und diese dienen wieder anderen und etwas größeren Thiercn zur Nahrung, welche wieder den Fischen und welche endlich den riesigen Raubthiercn des Meeres zur Beute fallen. Aber die kleinen mikroskopischen Thiere fliegen frei im Ocean umher, indessen die Korallen festsitzen und sie haben unter sich ein kleines Ge häuse, fast immer in Form eines vielstrahligen Sternes; derselbe bildet mit seinen Fächern das Gehäuse für das Thier und dieses bildet wieder durch Ausschwitzung des Kalkes aus seinem Körper das Gehäuse. Man sollte nun wohl kaum glauben, daß so unbedeutende Geschöpfe, wie wir dieselben beschrieben haben, irgend etwas leisten könnten, das wir nach gerade wirklich zu sehen bekämen und dennoch findet nicht nur dieses statt, sondern sie führen ungeheure Bauten auf und die Schöpfungen dieser Thiere der Vorzeit bilden ganze, weit gestreckte Gebirge, indessen die Ar beiten derselben Thiere in der Gegenwart unter dem Meeresspiegel noch viel ausgedehntere Strecken überbauen, als wir bereits zu Gebirgen erhoben sehen. Die kleinen Polypen suchen irgend wo einen festen Anhaltpunkt, die junge Brut läßt sich darauf nieder und jedes Thierchen baut sich seine