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604 Das Tättowiren der Neuseeländer. sie seinen Ansichten und Wünschen entspricht und der Leidende muß sich diesem, ohne eine Miene zu verziehen, unterwerfen. Ist man mit dem Gesichte fertig, so geht cs an den übrigen Körper, welcher, wie wir sehen, von oben bis unten mit Zeichnun gen bedeckt ist. Dies sind nun nicht far bige oder schwarze Linien, wie bei den französischen Matrosen oder Soldaten, bei denen die Haut sich anfühlt, als ob sie niemals auch nur im minde sten verletzt wäre, sondern es sind Furchen, welche ansgebrei tet bleiben sollen, weshalb sie mit Kohlenpulver, das sich mit dem Blute zu einem Teig bil det, angefüllt werden. Der ganze Körper wird durch Anschwellen und eine hef tige Entzündung entstellt, eine sechs Wochen lange Krankheit, in der das Leben in Gefahr schwebt, da das mächtigste und größte Organ des menschlichen Körpers, die Haut, vollständig zerrissen ist, hat der Tättowirte zu überstehen und wahrscheinlich ist es, daß nur deshalb diese Operationen meistens glücklich ablanfen, weil die Tättowirten wäh rend ihrer ganzen Krankheit nur so wenig zu essen bekommen, daß sie gerade nicht verhungern, es ist also für die Entzündung kein Stoff vor handen, das Feuer brennt nicht, weil kein Holz da ist. Die Mädchen brauchen sich nicht tättowiren zu lassen, da man es jedoch für schön hält, so lassen sich viele wenigstens Armbänder, Fußbänder und ähnliche Kleinigkeiten antättowiren. Vermöge der harten Arbeiten, denen sie sich unterziehen müssen, sind die Frauen nicht so schön als die Männer, wo jedoch vermöge des Häuptlingsstandes die Arbeit durch Unter gebene verrichtet wird, sieht man Mädchen und junge Frauen von so voll kommen regelmäßigen und schönen Formen, daß der stolzeste Salon einer europäischen Hauptstadt sich Glück wünschen dürfte, wenn er ein paar solcher Erscheinungen aufzuweisen hätte.