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Kolonien auf Neuseeland. 601 Aber die Neuseeländer befanden sich in der Lage von Ratten, welche man einsperrt, ohne ihnen Nahrung zu geben, diese fressen einander auch auf, bis zuletzt nur eine einzige übrig bleibt, welche sich mit dem Fleische aller anderen genährt hat. Es ist sehr wahrscheinlich, daß, wenn die Missio nare nicht eine große Menge eßbarer Thiere, Schweine, Rinder, Schafe und unzähliges Geflügel dahin gebracht hätten, die Neuseeländer noch nicht so geschwinde von ihrem unnatürlichen Appetit geheilt worden wären. Jetzt aber sind die Heerden zahllos und jedenfalls viel zahlreicher als die Eingeborenen; diese selbst haben sämmtlich Schweine und Schafe, Enten, Hühner und Gänse, viele derselben haben auch bereits Rinder, es fehlt ihnen mithin nicht an Schlachtvieh, womit sie ihren Appetit nach Fleisch stillen können, ohne ihr Leben dabei in die Schanze zu schlagen, wie dieses sonst immer geschehen mußte, wenn sie sich frisches Fleisch ver schaffen wollten. Es scheint demnach fast, als habe die Wohlbehäbigkeit, zu welcher die Leute nach und nach gelangt sind, den eigentlichen Grund stein zu ihrer Civilisation gelegt. „Die 1831 entstandene, zwei Meilen landeinwärts von Kiddikiddi und drei Meilen von Paihia befindliche Missionsstation Waimata hat eine herrliche Lage auf einer von Hügeln umgebenen Ebene. Gegen Norden erhebt sich ein langer Bergrücken, der mit Cauritannen bedeckt ist und treffliches Bauholz liefert; am Fuße dieses Berges stießt der krystallhelle Waitangi; rechts erhebt sich der Pukenni, ein ausgebrannter Vulkan, mit einer sehr schönen Aussicht. An einer Stelle erblickte man bald nach Er richtung der Station einige grüne Plätze, von Menschenhänden angebant, alles übrige Land aber bot eine üppige Wildniß dar, deren Boden mit Gesträuch und Farrcnkraut überdeckt war. Jetzt sind nach allen Richtungen zahlreiche Dörfer der Eingeborenen zu sehen, nach denen binnen wenigen Jahren bis auf eine Entfernung von sieben Meilen Fußpfade durch die dichten Wälder gehauen wurden, damit ihre Bewohner den christlichen Gottesdienst besuchen konnten, doch waren nach Verlauf von vier Jahren auch in den meisten Dörfern kleine Kapellen errichtet, einige aus Baum ästen, andere aus Brettern. Hier hielten eingeborene Neuseeländer als Missionsgehülfen an jedem Sonntage regelmäßig Gottesdienst und an den Wochentagen Schule. Eine Mühle und eine Eisenschmiede waren errichtet und die Eingeborenen hatten unter Anweisung der Missionaire mehr als 50,000 Backsteine gebrannt, 700,000 Kubikfuß Banholz zu Brettern ge schnitten und über 200,000 Schindeln gespalten. Drei feste, vierzig Fuß lange Wohnhäuser nebst den nöthigen Stallungen für vierzehn Pferde, Vorrathshäuser aller Art, Arbeitsstätten für Wagner, Zimmerleutc und Schmiede, in denen Karren, Pflüge, Eggen, Spaten, Hacken u. dgl. m. . Länder- »nd Völkerkunde. 43