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bewog durch viele Bitten die englische kirchliche Missionsgesellschaft, ihm fünfhundert Pfund Sterling zum Zweck der Bekehrung der Neuseeländer zu geben, kaufte damit ein kleines Schiff, welches als Missionsschiff Reisen dahin machen sollte, und traf Anstalten zur Colonisirung. Es mochte wohl gefährlich sein, unter den Menschenfressern zu wohnen, allein im Jahre 1814 wagten es doch drei englische Missionaire, mit Empfehlungen von Marsden an ihm bekannte Häuptlinge versehen, nach Neuseeland zu fah ren; der Name des guten weiße» Mannes war genügende Empfehlung. An der Jnselbai wurden zweihundert Morgen Land gekauft und der Haupt ling, welcher den Kaufkontrakt abschloß, Unterzeichnete denselben dadurch, daß er die Züge, mit denen sein Gesicht tättowirt war, auf das Papier zeichnete. Ein Jahr später besuchte Marsden selbst die Station »nd erfuhr die freundlichste Bewillkommnung. Im Jahre 1819 wurde eine zweite Station 2^ Meilen von der vorigen gegründet und der Häuptling jener Gegend mit Namen Schungi trat 13,000 Morgen käuflich ab. Die Cultnrfortschritte, welche die Nach barn der Colonie machten und die nützlichen Werkzeuge, welche die Missio naire unter ihnen austheilten, erregten überall auf den Inseln den Wunsch nach ähnlichem Glück, überall wollte man Missionaire haben, aber aller dings waren ihnen die Eisenwerkzenge mehr Werth als die Bibel. Ein Häuptling Namens Pomare war sehr traurig, daß Marsden ihm keinen Schmied mitbrachte und als er vertröstet wurde, daß dieses sobald als möglich geschehen sollte, sagte er: „was Hilst mir das, wenn ich todt bin." Die Stationen dehnten sich ans »nd es wurden in den Jahren 1823 und 1825 neue gegründet, welche sich glänzend bewährten, indem einer der Häuptlinge, Schungi, durch seinen mächtigen Einfluß ihnen den kräftigsten Schutz angedeihen ließ. Merkwürdig ist übrigens, daß gerade dieser Häupt ling der blutgierigste vielleicht unter allen war, welche in Neuseeland ge herrscht. Er hatte sogar eine Reise nach England unternommen und man war dort so mit ihm zufrieden gewesen, daß man von seiner Rückkehr- recht eigentlich glaubt, die Civilisation der Insel datiren zu dürfen; allein er täuschte diese Erwartungen vollkommen, indem er, blutgieriger als je, beinahe von nichts als von Menschenfleisch lebte. Nach allen Richtungen hin sendete er seine Raubzüge aus und die Kriegsgefangenen wurden immer geschlachtet, gleich den Schweinen ausgeweidet, gewaschen und dann in der Erde gebraten. Ganz wie sie war, ohne weitere Zerstückelung, ivurde die Leiche in Banancnblättcr cingehüllt, in eine zwei Fuß tiefe Grube gelegt, mit Erde zugedeckt und reichlich begossen, so daß die Nässe bis zu der Leiche hinabdrang, dann aber wurde auf dieser Stelle Feuer angezündet und zwei Tage lang unterhalten, woraus der Leichnam aus der