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594 Eigcnthiiniliche Pflanzen von Neuseeland. niederhängen, deren Nadeln aber fein wie Seide und schön grün glänzend, eine Viertelelle lang sind und einen ungemein lieblichen Schmuck der Wälder bilden. Die neuseeländische Eiche gehört zu den stolzesten Bäu men der gemäßigten Zone, ihr völlig gerader Stamm erreicht die Höhe von mehr als 100 Fuß. Die Theemhrthe ist ein höchst wohlthätiges Ge würz, die Blätter dieses Baumes, welcher höher wird wie unsere gewöhn lichen Obstbänme, werden als ein lieblicher aromatischer Thee benutzt, eben diese Blätter, aber zum zweiten male gebraucht, geben einen sehr bitteren ausziehbaren Stoff her, welcher ein sicheres Mittel gegen den Scorbnt ist. Charakteristisch sind die Farrenkrautbäume oder, um nach unserer gewöhn lichen Weise zu reden, die baumartigen Farrcnkräutcr, welche in der Regel eine Höhe von 30 Fuß erreichen, ganz ohne Zweige gerade auswärts wachsen und deren Stämme nur aus den znsaminengctrockneten Fasern der Blattstiele bestehen und im Innern eine große Fülle saftreichcn und nahr haften Markes haben. Oben auf dem Gipfel dieses Stammes breiten sich sechs bis acht Blätter wunderschön ausgeschnitten zu einem großen halb kugelförmigen Schirm aus, welcher in dieser Gestalt von dem Stamme nach allen Seiten niederhängt und keinem Sonnenstrahl gestattet, den Baum selbst zu treffen. Auch die Wurzeln der Farrenbäume essen die Neuseeländer wegen ihres Wohlgeschmacks und ihrer Nahrhaftigkeit. In gleicher Weise werden die gewöhnlichen Farrenkräuter aus dem Boden gehoben, nach Abschütteln der Erde und nach vorherigem Waschen weich gekocht und dann gegessen. Eine eigentümliche Pflanze hat Neuseeland dem Schiffbau geliefert, cs ist der sogenannte neuseeländische Hanf. Der sonderbare Name rührt nicht von der Verwandtschaft der Pflanze mit dem Hanf her, sondern von der Zähigkeit der Fasern, ans denen man jetzt nicht nur Schnüre und Seile, sondern die besten Arkertane macht. Mit gleichem Rechte könnte man die große Agave mexikanischen Hanf nennen, hier wie dort sind es die Fasern der oft 12, ja 18 Fuß langen Blätter, welche so zähe sind, daß ein starker kräftiger Mann nicht im Stande ist, ein 3 Zoll breites Blatt einer in Europa gezogenen verzärtelten Treibhauspflanze zu zer reißen. Daß dieses mit einem auf Neuseeland gewachsenen vielleicht selbst einem Herkules nicht möglich sein würde, versteht sich nach dem Gesagten von selbst. Die Pflanze ist eine Schilfart, die Blätter sehen genau so aus und wachsen auch eben so über und in einander gesteckt wie der Kal mus, nur haben sie die eben beschriebene Höhe. Die Fasern, welche man nach Entfernung der markigen Substanz so weiß findet wie gebleichte Seide, haben außer der unglaublichen Haltbarkeit noch die sehr glückliche Eigenschaft, im Wasser nicht zu verrotten, was sie eben so sehr geeignet