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Reise mit der Post von Melbourne. 591 That, diese war nicht Vertrauen erweckend, nicht nur hatten seine Kleider durch fünf Monate langen Dienst im Freien entsetzlich gelitten, sondern er war auch noch durch die letzte Parthie, bei der er sein Pferd verloren, von unten bis oben mit Schmutz bedeckt. Um nicht ferner noch seinen Sattel schleppen zu dürfen, ward er ans einem Käufer ein Verkäufer, schlug Sattel und Zaum für die Hälfte des Werthes los und machte sich zu Fuß auf den Weg. Der Zufall wollte, daß er aus der nächsten Station mit der Postkutsche zusammcntraf, welche nach Melbourne ging; diese Post kutsche hatte aber eine ganz eigenthümliche Beschaffenheit, sie bestand aus einem Postillon, zwei Pferden und vier großen Säcken mit Briefen. Leuba bewog den Postillon, ihn in seiner Kutsche, d. h. auf dem Rücken des Handpfcrdes mitzunehmen, was gegen eine Vergütigung geschah. Drei mal wurde während dieses Tages der Reisende an einen anderen Postillon verhandelt, immer nur eine Viertelstunde Zeit habend, um in Eile etwas zu verschlingen. Während achtzehn Stunden machte er so vierzig deutsche Meilen und kam in einem völlig zerrütteten Zustande an Ort und Stelle an. Selbst die Nacht gewährte ihm keine Ruhe, denn immerfort ward er von seinem erhitzten Blute aufgeweckt, Schrecken aller Art verfolgten ihn und hätte er nicht eine so rüstige Natur gehabt, so würde er diesen Stra pazen wohl erlegen sein. Aber das hitzige Fieber weicht in der Regel, wenn das Goldfieber im Hintergründe ist und dieses Goldfieber war es, was ihn nach Mel bourne trieb. So ward seine Erschöpfung durch die Begierde nach Schätzen geheilt. Australien hat Californien abgelöst, schon im Jahre 184l machte der Naturforscher Clarke die engländische Regierung darauf aufmerksam, daß die Gestaltung der Berge in Australien und daß ihr Gestein auffallend an den Ural erinnere. Kurze Zeit darauf that ein zweiter Naturforscher Murchison dasselbe, aber die engländische Regierung schien keinen Werth darauf!zu legen. Ein Privatmann, HargraveS, welcher in Californien Gold gesucht, aber kaum den: Tode entgangen war, kam nun nach Austra lien in der Hoffnung, dort welches zu finden. Seine Erfahrung leitete ihn auf die Lager von Goldsand und er machte so gute Geschäfte, daß sich bald die Nachricht davon verbreitete und Hunderte von Leuten, ja in wenigen Wochen tausende sich in derselben Gegend zusammcnfanden, um Gold zu graben. Gerade wie in Californien war es auch hier, die Leute verließen ihre Dienste, die Herrschaften mußten ihr Vieh selbst wei den und melken, ihre Stiefeln selbst putzen und da dies auf die Länge kei nem gefiel, so beschlossen die Herren, ihren Dienern nachzugehen. Ganze Dörfer und kleine Städte wurden entvölkert und bald war den Leuten